

Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
In der Handelspolitik der Trump-Administration scheint nur eines sicher zu sein: die Unsicherheit. Die Schweiz hat noch keine Mitteilung zu den Zöllen erhalten, die morgen hätten in Kraft treten sollen.
Im heutigen Briefing sprechen wir auch über die finanziellen Probleme des IKRK, über Enthüllungen, die das Verhalten eines berühmten «Heilers» in ein neues Licht rücken, und das Programm des Filmfestivals von Locarno.
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Wie ein Exklusivartikel in Le Temps zeigt, muss das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und vom Roten Halbmond den Gürtel enger schnallen, weil die staatlichen Beiträge gekürzt werden.
Vor allem Gelder aus den USA, Deutschland und Grossbritannien werden ausbleiben. Die humanitäre Organisation rechnet für das Jahr 2026 mit einer Kürzung ihres Budgets um 17%, von 2,1 auf 1,8 Milliarden Franken.
Es wird erwartet, dass die Kürzungen den Genfer Hauptsitz, die regionalen Strukturen und die Feldoperationen betreffen werden. «Wir werden Arbeitsplätze abbauen, aber wir werden andere Wege finden, um unsere Ziele zu erreichen», sagte IKRK-Direktor Pierre Krähenbühl gegenüber Le Temps.
Bereits im Jahr 2023 musste die Organisation ihr Budget um 700 Millionen Franken kürzen und 4500 Stellen abbauen.

In der Westschweiz gilt er als der «Heiler» schlechthin, der mit unvorstellbaren Kräften heilt. Nun enthüllt eine Untersuchung von RTS, dass Denis Vipret von mehreren Frauen der Belästigung beschuldigt wird und er angeblich gelogen oder zumindest die Wahrheit über seine berühmteste Kundschaft verschleiert haben soll.
Vipret wurde im Mai 2024 vom Freiburger Kantonsgericht wegen sexueller Belästigung zu einer Geldstrafe verurteilt. Sein Anwalt hatte damals darauf hingewiesen, dass er in 40 Jahren Geschäftstätigkeit – und mit Tausenden von Kundinnen und Kunden – noch nie wegen eines solchen Verhaltens verklagt worden sei.
RTS sammelte jedoch Zeugenaussagen von fünf Frauen, die von unangemessenem Verhalten während der Sitzungen berichteten, wie beispielsweise Fummeln und unangemessene Vorschläge. Eine von ihnen hatte 2020 Anzeige erstattet, diese aber nach einer finanziellen Einigung mit Vipret wieder zurückgezogen. Letzterer weist alle Vorwürfe zurück.
Ein zweiter Teil der RTS-Recherche lässt Zweifel an seinem Ruf als «Heiler der Stars» aufkommen. So habe er beispielsweise weder Céline Dion geheilt noch für Real Madrid gearbeitet, wie er wiederholt behauptet hatte. Andere berühmte Persönlichkeiten wie die ehemalige Miss Schweiz Lauriane Gilliéron und der Skifahrer Didier Cuche haben jedoch bestätigt, dass sie 2005 zu seiner Kundschaft gehörten.
Gilliérons Vertreter erklärte, dass Vipret sie von ihrem Ischias geheilt habe. Cuche wiederum gab gegenüber RTS an, die Behandlung habe keinen Erfolg gebracht und ihm nicht dabei geholfen, seine Knieschmerzen zu lindern.

Der befürchtete Brief, in dem das Ausmass der US-Zollerhöhung für die Schweiz bekanntgegeben werden sollte, ist noch nicht eingetroffen. Dies könnte ein Zeichen für erfolgreiche Verhandlungen mit Washington sein. Ob dies effektiv der Fall ist, bleibt jedoch abzuwarten.
Die von US-Präsident Donald Trump am so genannten «Befreiungstag» (2. April) angekündigten Zölle sollten am 9. Juli in Kraft treten. Allerdings ist in der Schweiz bisher weder eine Bestätigung noch ein Dementi eingetroffen. Stattdessen kündigte Trump neue Zölle für 14 Länder an und verschob die Frist für weitere Zölle auf den 1. August. Was dies für die Eidgenossenschaft bedeutet, ist unklar.
Bundesrat Albert Rösti sagte am Dienstag, der Bundesrat sei «zuversichtlich», dass die Schweiz und die USA bei den Zöllen «zu einem guten Abschluss oder zumindest einem ersten Schritt» kommen werden. «Wir warten nun auf die Zustimmung der Trump-Administration», sagte er und fügte hinzu, er sei sich des Wunschs vieler Menschen nach Klarheit bewusst.
Die Schweiz, für welche die Zölle auf 31% steigen sollten, verhandelt mit Washington über eine Senkung dieses Prozentsatzes. Vor zwei Wochen hatte Finanzministerin Karin Keller-Sutter nach einem Telefonat mit dem US-Finanzminister Scott Bessent gesagt, dieser habe ihr mitgeteilt, dass «wir einer Einigung sehr nahe sind».

Vom 6. bis 16. August wird eine Tessiner Stadt am Lago Maggiore zum 78. Mal zur Welthauptstadt des Films. Heute hat das Filmfestival von Locarno sein Programm für das Jahr 2025 vorgestellt.
Auf dem Programm stehen 221 Vorführungen, darunter 150 Spielfilme, 70 Kurzfilme und eine Fernsehserie. Es wird 99 Weltpremieren und sieben internationale Premieren geben. Um den Hauptpreis, den Goldenen Leoparden, konkurriert für die Schweiz der Film «Le Lac» des Neuenburger Regisseurs Fabrice Aragno. «Der Film zeigt Poesie durch Bilder», sagte der künstlerische Leiter des Festivals, Giona A. Nazzaro.
Nach der Sichtung aller Filme sei aufgefallen, dass sich viele mit dem Thema Beziehungen befassen, fügte Nazzaro hinzu. Er wollte das Programm so strukturieren, dass man in 30 Jahren sagen könne, das Festival sei auf der Höhe der Zeit gewesen.
Neben dem Programminhalt wird seit einigen Tagen auch über den Entscheid des Festivals diskutiert, die riesige Leinwand auf der Piazza Grande aus finanziellen Gründen zu ersetzen, die seit 1971 in Betrieb ist. Die vom Architekten Livio Vacchini entworfene Leinwand ist so ikonisch, dass sie sogar auf der aktuellen 20-Franken-Banknote abgebildet ist. Viele Menschen sind darüber unglücklich, allen voran der bekannte Architekt Mario Botta. Eine Umkehr ist laut der Festivalorganisation jedoch nicht mehr möglich.

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