KI verbreitet sich im Rekordtempo in der Schweiz
Das überrascht sogar die Wissenschaft: So rasch wie keine andere Technologie hat sich die Künstliche Intelligenz (KI) im Alltag der Schweizer Bevölkerung eingenistet. Die Hälfte nutzt sie, und der Grossteil fühlt sich wohl dabei. Das zeigt eine neue Studie der Universität Zürich. Die KI vergrössert aber auch die digitale Ungleichheit in der Schweiz.
Es gibt sie erst seit zwei Jahren, und ihre Funktionsweise ist recht intransparent. Trotzdem kennen fast alle Menschen in der Schweiz generative KI-Tools wie Chat GPT (98%), und die Hälfte nutzt sie auch (54%).
Das hat eine Untersuchung ergeben des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich. Sie basiert auf einer Meinungsumfrage im Auftrag der SRG.
Für Michael Latzer, Professor für Medienwandel an der Universität Zürich, sind diese hohen Werte erstaunlich. «In anderthalb Jahren von null auf fast alle bei den Jungen und insgesamt die halbe Bevölkerung, das hat es bislang bei keinem anderen neuen digitalen Dienst gegeben», betont er.
Diejenigen, die KI-Tools nutzen, tun das vor allem, «um auszuprobieren, wie gut sie sind». Weitere Gründe sind: lange Texte verarbeiten und vereinfachen, Aufgaben erledigen oder einfach neue Dinge kennenlernen. Fast drei Viertel der Befragten fühlen sich bei der Nutzung von KI-Tools sehr oder eher wohl.
Je jünger und je besser gebildet die Befragten sind, desto positiver ist ihre Haltung gegenüber der KI. In der jüngsten Altersgruppe (16 bis 29 Jahre) haben fast alle KI-Tools schon ausprobiert (93%), in der ältesten (über 70 Jahre) haben sie 72% noch nie genutzt. Ein ähnliches Bild zeigt sich, je nach Bildungsgrad der Befragten.
Digitale Ungleichheit nimmt zu
Für Professor Latzer ist darum klar, dass sich mit der KI die digitale Ungleichheit in der Schweiz verschärfen wird. Hier die Jüngeren und besser Gebildeten, die Nutzen aus der KI ziehen können. Dort die Älteren und weniger Gebildeten, die davon nicht profitieren.
Und es gibt eine starke Minderheit, die der KI – zumindest im Moment – ablehnend gegenübersteht. Knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung hat KI-Tools noch nie genutzt.
Die grosse Mehrheit von ihnen (77 Prozent) hat zumindest in der nahen Zukunft auch nicht die Absicht, diese Dienste zu verwenden.
Als häufigste Gründe für die Nicht-Nutzung werden genannt, dass «generative KI oft falsche Informationen erzeugt» und dass sie wenig mit dem Alltag der Befragten zu tun haben.
Auch Bedenken bezüglich des Datenschutzes spielen eine Rolle. Grosse Zustimmung findet die Aussage, KI könne dafür genutzt werden, das Privatleben der Menschen zu überwachen.
Trotzdem scheinen für die Mehrheit der Befragten die Chancen der KI grösser zu sein als die Risiken. «Was auffällt, ist das weitverbreitete Wohlbefinden, mit dem diese Tools genutzt werden», betont Michael Latzer. «Das Positive in der Nutzung scheint zu überwiegen.»
Kein klares Meinungsbild herrscht bei der Frage, ob es möglich sei, KI-Anwendungen zu regulieren. Ein Drittel findet Ja, ein Fünftel Nein und ein Viertel, dass man damit noch zuwarten sollte. Hingegen ist die halbe Bevölkerung (54 Prozent) der Ansicht, dass Kindern der Zugang zu KI-Tools verwehrt werden sollte.
Die Studie der Universität Zürich basiert auf der Meinungsumfrage «Wie geht’s, Schweiz?», die das Forschungsinstitut GFS Bern im Auftrag der SRG durchgeführt hat.
Die Stichprobe von 1000 Personen ist repräsentativ für die Schweizer Internet-Nutzerinnen und -Nutzer ab 16 Jahren. Die Datenerhebung fand im Mai und Juni dieses Jahres statt.
Die Befragung wurde in den vier Landessprachen durchgeführt. Die durchschnittliche Antwortzeit betrug 14 Minuten. Der Stichprobenfehler liegt bei maximal 3,1 Prozent bei 50 zu 50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit.
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