
Swisscom 2009: Schweizer Geschäft schwächer – Fastweb wächst weiter (Zus)
Bern (awp) – Die Swisscom hat im Geschäftsjahr 2009 in einem rückläufigen Schweizer Markt agiert. Der Telekomkonzern konnte die anhaltende Preiserosion nicht durch das Wachstum der italienischen Tochter Fastweb kompensieren. Begünstigt von Sondereffekten stieg der Reingewinn aber dennoch. Für 2010 erwartet die Marktführerin stärkeren Gegenwind von der Konkurrenz.
Von Januar bis Dezember erwirtschaftete die Swisscom einen um 1,6% tieferen Umsatz von 12’001 Mio CHF. Kundenwachstum und neue Angebote konnten Preisreduktionen im Schweizer Geschäft von über 400 Mio CHF nicht ausgleichen. Es ergab sich ein Umsatzrückgang ohne Fastweb von 282 Mio CHF, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.
SONDEREFFEKTE STÜTZEN REINGEWINN
Der EBITDA sank um 2,6% auf 4’666 Mio CHF, auf Basis unveränderter Wechselkurse waren es -1,7%. Der EBIT stieg dagegen um 1,4% auf 2’678 Mio und der Reingewinn um 9,8% auf 1’928 Mio CHF. Positiv wirkten sich dabei angepasste Abschreibungen bei den Netzen aus, zudem hatte die vorzeitige Auflösung von langfristigen Leasingvereinbarungen im Vorjahr belastet. Ohne Sondereffekte war der Reingewinn weitgehend stabil.
Der für die Dividende relevante Operating Free Cash Flow verbesserte sich um 7,8% auf 2’669 Mio CHF. Die Aktionäre sollen 20 (19) CHF je Aktie erhalten, was in Summe 1’036 Mio CHF oder 39% des Operating Free Cash Flow entspricht. Die Ausschüttung am unteren Ende der Bandbreite erklärt das Management mit einer vorsichtigeren Haushaltspolitik.
Die Nettoverschuldung belief sich per Ende Dezember auf 8,9 Mrd CHF. Bis Ende 2010 würden 8,3 Mrd CHF erreicht, sagte CEO Carsten Schloter. Damit erhält der Blaue Riese nach Angaben des Firmenchefs eine finanzielle Flexibilität von rund 1 Mrd CHF, die auch für Akquisitionen in der Schweiz oder Italien genutzt werden könnte.
MEHR WETTBEWERB ERWARTET
Die anstehende Fusion von Orange und Sunrise wie auch die Neupositionierung der Cablecom führen nach Einschätzung des Swisscom-Chefs bereits 2010 zu mehr Wettbewerb. Es werde neue Angebote am Markt geben, sagte Schloter. Hinter den Firmen stünden mit France Telecom und Liberty Global/UPC zwei global tätige und mehrfach grössere Player.
Im Berichtsjahr legte die Swisscom bei den Kundenzahlen weiter zu. Bei DSL-Breitbandanschlüssen waren es per Ende Jahr 1,80 Mio. (+2,7%) und beim Mobilfunk 5,61 Mio. (+4,5%). Swisscom-TV konnte die Abonnenten knapp auf 230’000 verdoppeln. Für 2010 stehen digitales Fernsehen und mobile Breitbandkommunikation im Fokus.
RECHTLICHE FRAGEN IM BLICK
Bei regulatorischen Verfahren rechnet die Swisscom im Geschäftsjahr 2010 mit einem möglichen negativen Entscheid und hat dafür Rückstellungen von rund 220 Mio CHF vorgesehen. Es geht um die Frage, ob verfügte Preise von Gesetzes wegen rückwirkend gegenüber sämtlichen Anbietern am Markt gelten. Betroffen wäre der Free Cash Flow, nicht aber der EBITDA, wie es in einer Analystenpräsentation heisst.
Weiterhin keine Rückstellungen hat der Telekomriese im Zusammenhang mit den Verfahren zu Terminierungsgebühren im Mobilfunk und den ADSL-Diensten erfasst. In diesen Fällen drohen Bussen von mehr als 550 Mio CHF. Bei den Mobilfunk-Terminierungsgebühren dürfte das Bundesverwaltungsgericht im zweiten Quartal entscheiden, hiess es.
STABILER KONZERNUMSATZ ERWARTET
Für das laufende Geschäftsjahr 2010 erwartet das Unternehmen ohne Fastweb einen Nettoumsatz von rund 9,15 Mrd CHF und einen EBITDA von rund 3,75 Mrd CHF. Die Investitionen werden bei rund 1,3 Mrd CHF gesehen. Für Fastweb wird mit einem Umsatz von rund 1,95 Mrd EUR, einem EBITDA von rund 580 Mio EUR und Investitionen von rund 410 Mio EUR gerechnet. In der Summe wird ein stabiler Konzernumsatz erwartet.
Der Operating Free Cash Flow des Konzerns inkl. Fastweb soll bei rund 2,6 Mrd CHF liegen und die Dividende in einer Bandbreite von 20 bis 25 CHF je Aktie zu liegen kommen.
Mit dem Zahlenset hat der Blaue Riese die Markterwartungen beim Umsatz getroffen, beim Gewinn jedoch nicht ganz. Analysten wie auch die Börse reagierten aber vor allem enttäuscht auf den Dividendenvorschlag, sie hatten sich mehr erhofft. Bis um 15.30 Uhr verlieren die Titel in einem freundlichen Gesamtmarkt 3,6% auf 376,90 CHF.
cc/ra