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TAGESÜBERSICHT WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Freitag, 23. Oktober 2009
RÜCKSCHLAG FÜR SYNGENTA: Das schleppende Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln und Wechselkursverluste haben den Umsatz von Syngenta im dritten Quartal gedrückt: Der weltgrösste Agrochemiekonzern setzte mit 2 Mrd. Dollar 12 Prozent weniger um als in der Vorjahresperiode. Bei konstanten Wechselkursen betrug der Umsatzrückgang 8 Prozent. eine grosse Umsatzeinbusse sorgte der drastische Preisrückgang beim Pflanzenschutzmittel Glyphosat; diesen Faktor ausgeklammert schrumpfte der Umsatz um 3 Prozent. Er sei zuversichtlich, dass Syngenta 2010 wieder wachse, sagte Konzernchef Mike Mack.
NEUE MITTEL FÜR GF: Der angeschlagene Industriekonzern Georg Fischer hat eine Finanzspritze von 420 Mio. Fr. erhalten. Die frischen Mittel aus einem Kreditvertrag mit dem Bankenkonsortium unter Führung der UBS sichere die mittelfristige Finanzierung des Unternehmens, teilte Georg Fischer mit. Ende August hatte der Konzern mit einer Anleihe bereits 300 Mio. Fr. aufgenommen. Georg Fischer hat im ersten Halbjahr 2009 einen Verlust von 139 Mio. Fr. geschrieben und will bis Mitte des nächsten Jahres 2300 Stellen streichen. Bis 2012 sollen jährlich 350 Mio. Fr. eingespart werden.
PLEITEWELLE NOCH NICHT VORBEI: Obwohl im September die Pleitewelle etwas abgeflacht ist, sieht die Beratungsfirma Dun&Bradstreet keinen Grund zur Entwarnung: Im Gesamtjahr 2009 dürften so viele Firmen scheitern wie nie zuvor. Im September gingen 437 Firmen konkurs, 7 Prozent mehr als vor einem Jahr. In den ersten neun Monaten 2009 gaben somit 3668 Firmen die Geschäftstätigkeit auf, über ein Viertel mehr als in der Vorjahresperiode. Bis Ende Jahr dürften 5200 Firmen Pleite gehen. Im Jahr 2008 waren es nur rund 4000 gewesen.
ZWEI SWISS-FLIEGER BLEIBEN AM BODEN: Die Swiss reduziert auch im Winterflugplan ihre Kapazitäten. Zwei Langstreckenmaschinen, eine A330 und eine A340, bleiben den ganzen Winter am Boden. Im Juli hatte die Swiss aufgrund des Nachfragerückgangs eine erste Maschine vorläufig stillgelegt, im September waren es vorübergehend drei gewesen. Im Winterflugplan 2009/10, der am 25. Oktober in Kraft tritt, werden gegenüber Budget rund 50 von 2650 Flügen pro Woche gestrichen. Die Kapazität in Europa reduziert die Swiss um rund 1 Prozent und im Interkontinentalgeschäft um rund 9 Prozent. Ein Stellenabbau ist nicht geplant.
EXPANSIONSGELÜSTE DER CS: Die Credit Suisse schliesst Zukäufe in nächster Zeit nicht aus. Es würde sich um «komplementäre Akquisitionen» handeln im Privatkundengeschäft, sagte Vewaltungsratspräsident Hans-Ulrich Doerig im «Tagesgespräch» von Schweizer Radio DRS. Möglich sei beispielsweise der Kauf einer Privatbank- Dank des guten Eigenkapitalpolsters sei die CS auf solche Möglichkeiten vorbereitet. Die CS habe im Moment eher etwas zu viel Kapital, sagte Doerig.
ÜBERNAHME VON BETHANIEN: Die Westschweizer Spitalgruppe Genolier und die Zürcher Privatklinik Bethanien haben eine Einigung erzielt. Die Klinik am Zürichberg soll per Januar 2010 für 370 Fr pro Aktie oder insgesamt 18,5 Mio. Fr. in die Spitalgruppe integriert werden. Zuerst müssen aber die Aktionäre zustimmen. Entlassungen soll es keine geben. Die Klinik mit 111 Betten beschäftigt etwa 350 Mitarbeitende und verfügt über 180 akkreditierte Ärzte. Der Jahresumsatz beträgt rund 50 Mio. Franken.
KAPITALERHÖHUNG BEI THURELLA: Die finanziellen Probleme zwingen die Ost- und Gemüsesaft-Herstellerin Thurella wie angekündigt zu einer Kapitalerhöhung: Das Eigenkapital soll um 20 Mio. Fr. aufgestockt werden. Ein Banken- und Investorenkonsortium habe sich verpflichtet, das neue Kapital vollständig zu übernehmen, falls die bestehenden Aktionäre die neuen Titel nicht vollständig zeichnen. Thurella hat für das erste Halbjahr auch wegen Sonderabschreibungen einen Verlust von rund 20 Mio. Fr. bekanntgegeben.
ABBAU BEI APPLIED MATERIALS: Die Waadtländer Filiale des weltgrössten Chipausrüsters Applied Materials will 130 von 280 Stellen streichen. Der Entscheid sei am Mittwoch kommuniziert worden, bestätigte ein Gewerkschaftsvertreter einen Bericht des Westschweizer Fernsehens TSR. Das Unternehmen rechtfertigt den Abbau mit der Baisse im Solargeschäft. Applied Materials hatte vor rund zwei Jahren den Waadtländer Solar-Zulieferer HCT Shaping Systems für 583 Mio. Fr. gekauft. Nun wird dieser Unternehmensteil reorganisiert.
VERZICHT AUF SÄGEWERK: Das geplante Sägewerk in Luterbach SO wird nicht gebaut. Das Unternehmen Schilliger Holz AG verzichtet trotz Baubewilligung auf die Errichtung des Sägewerks. Der Kanton Solothurn bedauert den Entscheid und spricht von einem «herben Rückschlag». Schilliger mit Sitz in Küssnacht SZ begründete den Verzicht mit dem Kauf eines nahezu neuen Sägewerkes im elsässischen Vogelsheim. Schilliger erwarb vergangene Woche die Klenk Holz France aus einem Insolvenzverfahren. Mit dem geplanten Sägewerk in Luterbach wären 100 neue Arbeitsplätze geschaffen worden.
VERTRAG BESTÄTIGT: Das Nachlassverfahren um die Industriegarnproduzentin Nexis in Emmenbrücke ist einen Schritt weiter: Das Amtsgericht Hochdorf hat den Nachlassvertrag genehmigt. Nun kann der Liquidator die Gläubigerforderungen überprüfen und gegenbenfalls begleichen. Der Liquidator geht davon aus, dass die Gläubiger nur eine sehr kleine Dividende erhalten werden. Die privilegierten Forderungen sind gedeckt.
WIEDER MEHR PR: Die Schweizer PR-Agenturen erwarten für 2010 eine deutliche Erholung. Gemäss einer Umfrage des Branchenverbandes BPRA gibt der Auftragseingang Anlass für Zuversicht. Voraussichtliche Wachstumstreiber seien Aufträge der Energiewirtschaft, der Pharma-/Medtech-/Biotech-Branche, der Politik und der öffentlichen Hand, schreibt der Bund der Public Relations Agenturen der Schweiz (BPRA) in einem Communiqué.
SCHÄRFERE AUFSICHT: Die Bankenaufseher in den USA wollen an für das Finanzsystem relevanten Grossbanken deutlich höhere Eigenkapitalanforderungen stellen. Möglich sei ein Aufschlag bei denjenigen Banken, deren Zusammenbruch das gesamte Finanzsystem gefährden könnte. Entsprechende Vorschläge würden geprüft, sagte der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke. Ausserdem will die Federal Reserve in Zukunft häufiger die Stress-Resistenz der US-Kreditinstitute überprüfen als bisher. Zudem würden umfassendere Rechenschaftsberichte der Geldhäuser verlangt.
STIMMUNG STEIGT: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober den siebten Monat in Folge verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg leicht um 0,6 auf 91,9 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit etwas mehr als einem Jahr. «Die Erholung setzt sich zögerlich fort», sagte der Präsident des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo), Hans-Werner Sinn. Die 7000 befragten Manager beurteilten die Lage und die Aussichten für die kommenden sechs Monate besser.
WEITER ABWÄRTS: Die britische Wirtschaft steckt weiter in der Rezession. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) schrumpfte im dritten Quartal überraschend um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit sank die Wirtschaftsleistung das sechste Quartal in Folge, wie das Nationale Statistikamt in London mitteilte. Eine derart lange Durststrecke gab es in der britischen Wirtschaft noch nie seit Einführung der Statistik 1955. Im zweiten Quartal war das BIP um 0,6 Prozent zurückgegangen.
STREIK BEI IBERIA: Wegen eines geplanten Flugbegleiter-Streiks zu Beginn der kommenden Woche hat die spanische Airline Iberia jeden fünften Flug gestrichen. Etwa 400 der 2000 am Montag und Dienstag vorgesehenen Flüge fallen aus. Betroffen sind auch zwei Verbindungen Madrid-Zürich-Madrid sowie drei Verbindungen Madrid-Genf-Madrid.
BUSSE WEGEN DATENSKANDAL: Die Deutsche Bahn hat das Millionen-Bussgeld gegen den Konzern im Datenskandal akzeptiert. Das Unternehmen legt keine Rechtsmittel gegen den Bussgeldbescheid des Berliner Datenschutzbeauftragten ein. Die Strafe beläuft sich laut Bahn auf 1,1 Mio. Euro. «Wir haben nach der Datenaffäre tiefgreifende Umstrukturierungen im Unternehmen vorgenommen, so dass derartige Fehlentwicklungen künftig ausgeschlossen sind», erklärte Bahn-Chef Rüdiger Grube.
ZIEL VERFEHLT: In Frankreich sind die Restaurantpreise nach der drastischen Senkung der Mehrwertsteuer von 19,6 auf 5,5 Prozent nicht auf breiter Front gefallen. Zwar hätten drei Viertel der Gaststätten tatsächlich einen Teil ihrer Speisen und Getränke billiger gemacht, für die Gäste seien die Senkungen aber kaum «sichtbar», heisst es in einer Studie der Beratungsgesellschaft Gira. Mehr als die Hälfte der 720 überprüften Gaststätten hätten die Preise für weniger als sieben Produkte oder überhaupt nicht herabgesetzt.
GEWINNRÜCKGANG BEI AMERICAN EXPRESS: Der Kreditkarten-Konzern American Express kann die steile Talfahrt seiner Gewinne allmählich bremsen. Radikale Sparmassnahmen und erste Anzeichen einer möglichen Entspannung bei den Kreditausfällen halfen dem US-Kartenriesen im dritten Quartal. Der Reingewinn fiel um 21 Prozent auf 640 Mio. Dollar. Der Umsatz sank um 16 Prozent auf 6 Mrd. Dollar. Analysten hatten schlechtere Zahlen befürchtet. Für womöglich faule Kredite stellte der Kreditkartenriese weitere 1,2 Mrd. Dollar zurück. Dies war 13 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.
MICROSOFTS LETZTES QUARTAL VOR WINDOWS 7: Der weltgrösste Softwarekonzern Microsoft setzt nach einem erneuten Umsatz- und Gewinnrückgang alle Hoffnung auf sein neues Betriebssystem Windows 7. Das letzte Quartal vor dem gerade gestarteten Windows-Vista-Nachfolger fiel trotz des Einbruchs weit weniger schlecht aus als von Analysten befürchtet. Der Überschuss dank um 18 Prozent auf knapp 3,6 Mrd. Dollar. Der Umsatz gab um 14 Prozent auf 12,9 Mrd. Dollar nach.
KINDLE LÄSST KASSE KLINGELN: Der weltgrösste Online-Versandhändler Amazon hat mitten in der Wirtschaftskrise ein weiteres Mal Gewinn und Umsatz kräftig gesteigert. Ein Grund: Amazons Lesegerät für elektronische Bücher «Kindle» war zuletzt der bestverkaufte Artikel des US-Konzerns. Amazon präsentierte für das abgelaufene Quartal einen um fast 70 Prozent höheren Reingewinn von 199 Mio. Dollar. Der Umsatz stieg um 28 Prozent auf 5,45 Mrd. Dollar. Unterhaltungselektronik war dabei einer der Haupttreiber.
NEUE BERATER: Der ehemalige deutsche Aussenminister Joschka Fischer und seine frühere US-Kollegin Madeleine Albright beraten nun auch den Siemens-Konzern. Die beiden Ex-Politiker arbeiten bereits für den Autohersteller BMW. Siemens erklärte, Fischer und Albright verfügten über ein «einzigartiges Erfahrungsprofil und Netzwerk».

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