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Tausendjähriger Schatz im Münster

Das Reliquienkreuz, das sogenannte Heinrichskreuz, ist in der Barfüsserkirche in Basel zu sehen. Historisches Museum Basel

Die Geschichte des Basler Münsterschatzes liest sich streckenweise wie ein historischer Krimi. Vor dem Bildersturm der Reformation gerettet, wurde der Schatz 300 Jahre lang im Münster versteckt. Anfang des 19. Jahrhunderts hat man ihn wiederentdeckt und versteigert. Nun wird die rund 1'000-jährige Geschichte des Schatzes in der Barfüsserkirche gezeigt.

Tausend Jahre zurück: 1019 wurde das neu erbaute Basler Münster eingeweiht. Kaiser Heinrich ll. soll an den Feierlichkeiten teilgenommen und als Beweis seines Wohlwollens die so genannten Heinrichsgaben (Reliquienkreuz/Vortragsstab) gestiftet haben. Die Anwesenheit des späteren Bistumsheiligen und Stadtpatrons ist allerdings nicht belegt; ein beeindruckender Werbeeffekt war der Geschichte immer gewiss.

Im Jahre 1347 erhob der damalige Bischof den 13. Juli in Stadt und Bistum Basel zum Feiertag Kaiser Heinrichs ll. Zum Feiertag erbaten Bischof und Bürgermeister Reliquien aus Bamberg, in dessen Dom das Grab des Kaiserpaares lag. Der Bitte wurde nachgekommen und Basel war fortan um gewichtige Reliquien reicher. Weitere Schenkungen sollten in den nächsten Jahren folgen. Ein Jahr später wurde zum ersten Mal der Heinrichstag mit höchster kirchlicher Feierlichkeit begangen.

Am Freitag (13.7.) wurde die Ausstellung nun eröffnet. Zugleich wird im Münster der Beitritt Basels zur Eidgenossenschaft vor 500 Jahren gefeiert – ebenfalls an einem Heinrichstag.

Verehrt, versteckt, verstreut

Bei allen grösseren Anlässen des religiösen und politischen Lebens der mittelalterlichen Stadt Basel stand der Münsterschatz im Mittelpunkt. Die Ausstellung zeigt die rund 1000-jährige Geschichte in drei Teilen.

“Verehrt” deckt die Zeit vom 11. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts ab. “Versteckt” bezieht sich auf die dreihundert Jahre, in denen der Schatz nach der Reformation im Verborgenen lagerte. “Verstreut” dokumentiert die Zeit nach der Versteigerung eines Grossteils des Schatzes im Jahre 1836 und die anschliessend akribische Suche nach den Objekten.

Museale Zusammenarbeit

Nach der Versteigerung des Schatzes 1836 sind nun verschiedenste Reliquiare erstmals wieder in Basel zu bewundern. Zum Beispiel das Kopfreliquiar des heiligen Eustachius, das Johannesreliquiar, der Vortragsstab für das Heinrichskreuz. Museen in Amsterdam, Berlin, London, New York, St. Petersburg, Wien und Zürich haben Exponate zur Verfügung gestellt. Das ist keine Selbstverständlichkeit wenn man die Fragilität einzelner Objekte und die damit die verbundenen Transportrisiken bedenkt.

Die Ausstellung selbst entstand in Kooperation mit dem Metropolitan Museum of Art von New York, in dessen Sammlung sich das Armreliquiar des heiligen Valentins befinden. Die Ausstellung wurde in New York mit grossem Erfolg gezeigt, Basel wird sich weisen und dritte und letzte Station ist das Bayrische Nationalmuseum in München.

Die 150 Exponate legen Zeugnis ab von der einstigen Macht und Pracht der Kirche. Sie erstaunen in technisch-handwerklich und ästhetisch-künstlerischer Hinsicht. Sie sprechen von einer Zeit, in der die symbolische Repräsentation hoch gehalten wurde und sie stellen ein kostbares Vermächtnis unserer Geschichte dar.

Brigitta Javurek

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