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UBS: Oswald Grübel nimmt nach Milliardenverlust in London den Hut

Zürich (awp/sda) – Der Betrugsskandal in London hat UBS-Konzernchef Oswald Grübel zum Rücktritt bewogen. Er übernimmt damit die Verantwortung für das 2,3-Mrd-Debakel und verlässt die UBS per sofort, wie die Bank am Samstagmittag mitteilte.
Laut UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger hat es Grübel als seine Pflicht betrachtet, die Verantwortung für den Vorfall im Zusammenhang mit dem unautorisierten Handel zu übernehmen. Der Bitte des Verwaltungsrates, nicht sofort, sondern erst nach der Generalversammlung im Frühling 2012 zurückzutreten, ist Grübel laut Villiger nicht nachgekommen.
Für den ehemaligen UBS-Chef wäre ein Rücktritt erst zu diesem Zeitpunkt ein zu wenig starkes Zeichen gewesen, erklärte Villiger an einer Telefonkonferenz. Grübel selbst schrieb in einer Mitteilung an die UBS-Mitarbeiter, sein Rücktritt ermögliche es, die Aufmerksamkeit von Kunden, Investoren und Öffentlichkeit hoffentlich schnell wieder auf die Qualitäten und Stärken der Bank zu lenken.
TESSINER WIRD INTERIMISTISCHER NACHFOLGER
Die Nachfolge Grübels übernimmt interimistisch Sergio P. Ermotti. Der Tessiner stiess erst im April zur UBS und ist verantwortlich für das Bankengeschäft in Europa, im Mittleren Osten und in Afrika. Zuvor war er bei der italienischen UniCredit und der US-amerikanischen Merrill Lynch tätig.
Ermotti dürfte auch in der Pole Position für die definitive Nachfolge von Villiger stehen. Er sei aussichtsreicher Kandidat für den Posten des Konzernchefs, sagte Villiger. In die Chefsuche eingebunden ist auch Axel Weber, der 2013 von Villiger das Verwaltungsratspräsidium der UBS übernehmen soll.
Zu weiteren Kandidaten für die operative Spitze der UBS äusserte sich Villiger nicht. Dagegen schlug er eine Lanze für das Investmentbanking: Es wäre nicht klug, die Investmentbank abzuspalten, da das Modell der integrierten Bank für die UBS wichtig sei. Die bereits führende Stellung in der globalen Vermögensverwaltung wolle man ausbauen und auch die Investmentbank noch stärker auf dieses Geschäftsfeld ausrichten.
«In Zukunft wird die Investmentbank weniger komplex sein, weniger Risiken eingehen und weniger Kapital beanspruchen, um zuverlässige Erträge zu generieren und einen optimalen Beitrag zu den Gesamtzielen von UBS zu leisten», sagte Villiger.
KEINE ABGANGSENTSCHÄDIGUNG FÜR GRÜBEL
Oswald Grübel wird keine Abgangsentschädigung erhalten. Grübel verlasse die Bank auf eigenen Wunsch und erhalte während sechs Monaten weiterhin sein Salär, sagte Villiger. Innerhalb der UBS wird Grübel keine Aufgaben mehr haben.
Der ehemalige Bundesrat äusserte sich zudem auch noch zu den internen Untersuchungen zum Milliardenverlust in London. Weder diese noch die Kritik des Grossaktionärs aus Singapur, des staatlichen Investmentfonds GIC, seien der Grund für Grübels Rücktritt gewesen.
Resultate der interne Untersuchung zum grossen Handelsverlust werden laut dem interimistischen Konzernchef Ermotti bis spätestens in 14 Tagen vorliegen. Der Verlust habe aber auf alle Fälle nichts mit der Festlegung eines Mindestkurses des Frankens zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank zu tun. Kurz nach Bekanntgabe des Verlusts waren Spekulationen aufgekommen, der fehlbare Händler sei von der SNB-Intervention auf dem falschen Fuss erwischt worden.
uh

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