
Weiter Trubel um französische Banken – Extreme Kursausschläge
PARIS (awp international) – Die französischen Grossbanken kommen nicht zur Ruhe. Am Mittwoch sorgten die bereits erwartete Abstufung durch die US-Ratingagentur Moody’s für zwei der drei Grossbanken, eine Mitteilung der BNP Paribas sowie eine für den Abend erwartete Telefonkonferenz der Staatschefs von Deutschland, Frankreich und Griechenland für neue Aufregung. Am Aktienmarkt setzte sich die Achterbahnfahrt der vergangenen Tage fort. Die Papiere der drei Grossbanken BNP Paribas, Credit Agricole und Societe Generale (SocGen) sind wegen ihres starken Engagements des hoch verschuldeten Landes Griechenland seit Anfang August stark unter Druck.
Anfang dieser Woche eskalierte dann die Lage – die Papiere der Banken gerieten wegen der Spekulation auf die Abstufung durch Moody’s und der Gerüchte über eine mögliche Pleite Griechenlands endgültig zum Spielball der Spekulanten. Zweistellige Ausschläge nach oben und unten standen auf der Tagesordnung. Angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Situation versuchte am Mittwoch auch die BNP Paribas, die Märkte mit einer Ankündigung, die Risiken reduzieren zu wollen, zu beruhigen.
BNP ERNEUT MIT EXTREM HOHEN AUSSCHLÄGEN
Dies hatte am Montag bereits die Societe Generale versucht – allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Auch die Beteuerungen des BNP-Paribas-Chefs Badouin Prot an diesem Mittwoch, das mit hohem Risiko behaftete Geschäft in den USA zurückfahren zu wollen und das Engagement in Griechenland und in anderen hoch verschuldeten Eurozonen-Schuldenstaaten im Griff zu haben, halfen zunächst nichts. Die Aktie geriet wieder unter Druck und verlor in den ersten Handelsminuten knapp zehn Prozent auf 25,25 Euro, erholte sich aber zuletzt wieder etwas.
Die Wochenverluste bei BNP-Paribas summieren sich aber immer noch auf rund zehn Prozent. Das Papier der Bank, die zu den grössten der Eurozone gehört, wies in den vergangenen Handelstagen eine extrem hohe Handelsspanne auf. Experten werten diese ungewöhnlich hohen Ausschläge als Zeichen der Nervosität an den Märkten. Die im EuroStoxx 50 notierten Papiere pendelten diese Woche bisher zwischen Kursen von 23,51 und 29 Euro – eine Spanne von 5,50 Euro. Der Marktwert der Bank schwankte damit zwischen 28,4 und 35 Milliarden Euro – Anfang Juli war die Bank an der Börse noch knapp 66 Milliarden Euro wert.
Die Ratingagentur Moody’s beäugt diese Entwicklung ebenso wie die derzeit angespannte Finanzierungslage für Grossbanken skeptisch. Sie hält deshalb eine weitere Abstufung der Credit Agricole und Societe Generale für möglich – und auch die Note für die BNP steht auf dem Prüfstand. Die Nummer eins der französischen Banken kam bei der aktuellen Abstufungsrunde noch einmal davon. Moody’s teilte mit, dass die BNP gemessen an ihrer Profitabilität und Kapitalbasis ausreichend auf mögliche Probleme aus ihren Investitionen in Papiere der Länder Griechenland, Irland und Portugal vorbereitet ist.
Kritischer waren die Experten bei der Credit Agricole und Societe Generale. Hier senkten sie wegen des Engagements in Griechenland ihre Einstufung für die langfristige Zahlungsfähigkeit um eine Stufe auf «Aa2» beziehungsweise auf «Aa3». Zudem überprüft die Ratingagentur wegen der aktuell angeschlagenen Verfassung der Finanz- und Geldmärkte eine weitere Abstufung der beiden Banken. Die Papiere der beiden Institute reagierten auf die erwartete Abstufung mit empfindlichen Abschlägen, legten dann aber deutlich zu. Die Papiere der Credit Agricole drehten sogar ins Plus.
BEREITS HOHE ABSCHREIBUNGEN AUF GRIECHENLAND-PAPIERE
Die Papiere der Societe Generale hatten in den vergangenen drei Monaten rund 55 Prozent ihres Werts verloren. Die BNP-Aktien stürzten im gleichen Zeitraum um knapp die Hälfte ab, die der Credit Agricole um mehr als 50 Prozent. Die französischen Banken zählen zu den am stärksten engagierten Instituten im von der Schuldenkrise geplagten Griechenland. Die Societe Generale hatte im zweiten Quartal unter anderem wegen hoher Abschreibungen auf ihre griechischen Staatsanleihen einen überraschend hohen Gewinneinbruch verbucht. Die Bank korrigierte den Wert der von ihr gehaltenen griechischen Anleihen um 395 Millionen Euro nach unten.
BNP Paribas musste ebenfalls bereits hohe Abschreibungen (534 Mio Euro) vornehmen. Aus einer am Mittwoch veröffentlichten Analystenpräsentation geht hervor, dass der Gewinn bei einer marktgerechten Abschreibung derzeit mit weiteren 1,7 Milliarden Euro belastet würde. Bei dieser Zahl legt die BNP eine Abschreibung von 55 Prozent auf die gehaltenen Papiere zugrunde. Die bisher vorgenommene Abschreibung basiert auf einer im Rahmen des zweiten Rettungspakets vorgesehenen Wertberichtigung von 21 Prozent. Die Credit Agricole bezifferte die Belastungen aus den Abschreibungen auf die von ihr gehaltenen Griechenland-Anleihen und die Tochter Emporiki im zweiten Quartal auf netto 640 Millionen Euro./zb/jha/nmu
— Von Bernd Zeberl, dpa-AFX —