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Credit Suisse-Rettung: Was heisst das für die Schweiz?

© Keystone / Michael Buholzer

Die Credit Suisse muss mit 50 Milliarden Franken versorgt werden. Die wichtigsten Fragen zur Intervention der Schweizer Nationalbank.

Wie kam es soweit?

Es ist eine Verkettung von unglücklichen Umständen, in Kombination mit einer schwachen Bank. Am Wochenende entstand Nervosität um zwei mittlerweile kollabierte US-Banken. Die Kund:innen dieser Banken wurden zwar gerettet. Parallel dazu verzögerte die US-Börsenaufsicht aber die Veröffentlichung des Credit Suisse-Geschäftsberichts. Das hat erste Fragen zur Solidität der CS aufgeworfen.

Am Mittwoch folgte dann eine unbedachte Äusserung eines Mehrheitsaktionärs: Der Präsident der Saudi National Bank sagte, sie würden nicht noch mehr Geld in die Credit Suisse einschiessen. Das war wohl der Auslöser des plötzlichen Vertrauensverlusts. 

Allerdings ist es kein Zufall und nicht überraschend, dass es genau die Credit Suisse getroffen hat. Sie ist zurzeit die wohl schwächste Bank Europas. Die Credit Suisse hat schon länger Probleme: Sie kämpft mit hohen Geldabflüssen, findet keine starke Ertragsbasis, ächzt unter einer Neuausrichtung. 

Braucht die Credit Suisse das Geld?

Es ging in erster Linie um ein Signal. Die Marktteilnehmer:innen und die Kund:innen der Bank sollten erfahren: Die Credit Suisse wankt nicht. Doch dass die Nationalbank SNB über Nacht handeln musste, zeigt, dass die Situation sehr kritisch war.

Gibt es international vergleichbare Fälle?

Wackelnde Banken hatten wir gerade erst in den USA. Die mittlerweile kollabierten Banken “Silicon Valley Bank” und “Signature Bank” waren aber wesentlich kleiner als die Credit Suisse. In den USA haben der Staat und die Notenbank Fed die Banken aber nicht gerettet, sondern einzig die Einlagen der Kund:innen garantiert.

Die Hilfsaktion der SNB ist darum eher vergleichbar mit der UBS-Rettung während der Finanzkrise 2008. Der Unterschied ist aber, dass damals nebst der Nationalbank auch der Bund mit 6 Milliarden zu Hilfe kam. Ob der Bund auch dieses Mal ins Risiko gehen wird, ist noch unklar.

Bekommt die SNB das Geld zurück?

Wenn alles rund läuft, ja. Vielleicht wird sogar das Finanzministerium die Kredite der Nationalbank bis zu einem gewissen Grad garantieren. Wenn das so sein sollte, fielen etwaige Verluste nicht bei der SNB an, sondern beim Bund. Bei der UBS-Rettung hat am Schluss sogar ein Plus rausgeschaut für den Bund und die Nationalbank. Das kann auch in diesem Fall so sein, wenn alles stabil bleibt und die Credit Suisse nicht komplett untergeht.

Was heisst das für den Bankenplatz Schweiz?

Das wird sich wohl negativ auf das Image des Schweizer Finanzplatzes auswirken, auch weil die Credit Suisse das Land in ihrem Namen trägt. So ist für jede:n klar, dass eine Schweizer Bank betroffen ist. Und das ist untypisch, zumal Schweizer Banken im Ausland als sehr stabil gelten. Jedoch musste in den letzten 15 Jahren gleich zweimal eine Grossbank stabilisiert werden.

Wird diese Intervention reichen?

Vertrauen kann relativ schnell wieder hergestellt werden, wenn ein vertrauenswürdiger Akteur mit viel Geld im Hintergrund steht. Das ist jetzt der Fall. Die Logik bei Zentralbank-Interventionen ist allgemein: Es funktioniert dann, wenn man sagt, man tue alles, was nötig ist, und wenn das glaubwürdig ist.

Es ist also eine Frage der Bereitschaft einerseits und der Glaubwürdigkeit andererseits. Die Glaubwürdigkeit ist bei der Schweizerischen Nationalbank gegeben. Offen ist aber die Frage nach der Bereitschaft. Die Nationalbank hat nämlich nicht gesagt, ob es eine Obergrenze für die Liquiditätshilfen gibt.

Woher hat die SNB das Geld?

Im Moment schafft die Nationalbank neue Schweizer Franken, die sie als Kredit an die Credit Suisse weitergibt. Theoretisch kann sie das in unendlichem Ausmass machen. Wenn sie dabei aber überbordet, kann das zu starken Marktverzerrungen führen. Das möchte die Nationalbank sicher vermeiden.

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