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Wirtschafts-Kriminalität boomt

Wirtschaftskriminelle fügen der Schweizer Wirtschaft enorme Schäden zu. Photopress

Drei Viertel aller Unternehmen in der Schweiz sind von Wirtschaftskriminalität betroffen. Die Schadenssumme ist beträchtlich.

Von 250 befragten Unternehmen gaben 73% an, Opfer von wirtschaftskriminellen Handlungen geworden zu sein. Betroffen sind alle Branchen.

Gemäss der Umfrage, die das Beratungsunternehmen KPMG am Mittwoch veröffentlichte, kommen wirtschaftskriminelle Handlungen in allen Branchen und bei Unternehmen aller Grössen vor.

KPMG International ist ein weltweit führender Verbund von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften und beschäftigt rund 94’000 Mitarbeiter in 148 Ländern.

Mit 42% stellen die betrügerischen Delikte gemäss der Umfrage das grösste Problem dar. Auf Platz zwei folgen Bestechung und Korruption mit 12%. Datendiebstahl sowie die Verletzung von Urheberrechten sind mit 10% die am dritthäufigsten genannten Straftaten.

Die interne und externe Revision spielen bei 20% der Befragten eine zentrale Rolle bei der Aufdeckung von Fehlverhalten. 20% der Fälle würden nur durch Zufall aufgedeckt, heisst es in den Erläuterung der Umfrage-Ergebnisse.

Mehr als bisher angenommen

In früheren Hochrechnungen schätzte die KPMG, dass rund zwei Drittel der Unternehmen in der Schweiz bereits mindestens einmal Opfer von wirtschaftskriminellen Handlungen wurden.

Gemäss der in diesem Sommer durchgeführten Umfrage sind es aber 73% der befragten 250 Schweizer Firmen. Sie wurden von Mitarbeitern oder externen Personen in irgendeiner Art und Weise betrogen, bestohlen oder bestochen.

Oben auf der Liste stehen Betrügereien in der Buchhaltung oder bei Spesenabrechnungen, falsche Versprechungen bei Investitionen oder auch imaginäre Mitarbeiter auf der Lohnliste.

Der typische Wirtschaftskriminelle, so KPMG, könne seine Taten aufgrund seiner Position und seines Alters, das ihn vertrauenswürdig mache, begehen. In 84% der Fälle seien die Täter denn auch Mitarbeiter der betroffenen Firmen.

Handlungsbedarf

Dass die Schweiz bezüglich Bestechung und Korruption Defizite hat, zeigten in der Vergangenheit bereits Berichte der OECD und von Transparency International.

Um Wirtschaftskriminalität reduzieren zu können, sehen 32% der Befragten Handlungsbedarf bei der Betrugsrisiko-Analyse (Fraud Risk Management).

Anne van Heerden, Leiterin Forensic bei KPMG Schweiz, meint dazu: “Das Fraud Risk Management, als Teil des internen Kontrollsystems, nimmt eine besondere Stellung ein bezüglich Verhinderung und Aufdeckung von wirtschaftskriminellen Taten.” Auch bei der Compliance (Qualitätsgrundsätze) bestehe für 14% Optimierungsbedarf.

Finanziell fallen die wirtschaftskriminellen Handlungen stark ins Gewicht. Schätzungen des Bundesamts für Polizei gehen von einer Schadenssumme von 2 bis 4% des Bruttoinlandprodukts aus. Dies entspricht mehr als 8 Mrd. Franken.

Sparen am falschen Ort

Trotz der hohen Summe sind vier Fünftel der befragten Unternehmen nur gerade bereit, ein Präventionsbudget von maximal 50’000 Franken pro Jahr einzusetzen. Wirtschaftskriminalität von Unternehmen werde immer noch unterschätzt und nicht immer als solche erkannt, heisst es dazu.

Deliktische Handlungen zählten heute zu den grossen Geschäftsrisiken – für jedes Unternehmen und jede Organisation. Sie können von Vermögens- über Imageverluste bis hin zur Existenzvernichtung führen.

swissinfo und Agenturen

Die Wirtschaftskriminalität in der Schweiz umfasst eine Vielzahl von Delikten und Tätergruppen.

Mit Ausnahme von Gewohnheits-Verbrechern sind typische Wirtschaftskriminelle Männer im Alter zwischen 30 und 45 Jahren.

Sie sind bezüglich Ausbildung, Beruf und Sozialprestige relativ gut gestellt.

Sie verfügen meist über ein überdurchschnittliches Einkommen, führen aber finanziell einen zu aufwändigen Lebensstil.

Das Bundesamt für Polizei schätzt, dass die Schweizer Wirtschaft jährlich 8 Mrd. Franken durch Wirtschaftskriminalität verliert.

Gemäss einer Umfrage des Beratungsunternehmens KMPG werden 73% der Schweizer Unternehmen Opfer von Delikten.

42% davon sind betrügerische Delikte
12% entfallen auf Bestechung
10% sind Datendiebstahl und Verletzung von Urheberrechten

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