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“Ein normaler Mensch erträgt das nicht”

Überdosierte Aufputschmittel, falsches Viagra und "natürliche Abmagerungskapseln" ohne pflanzliche Wirkstoffe.

Swissmedic geizt nicht mit Beispielen, die vor Augen führen, wie gefährlich über Internet bestellte Medikamente sein können.

Im Internet werde das Potenzmittel “Libidfit” angepriesen als rein pflanzliches Präparat, sagt Paul Dietschy vom Heilmittelinstitut Swissmedic. Die Analyse zeigte aber, dass es einen chemischen Stoff enthält, der dem Viagra-Wirkstoff Sildenafil ähnelt. Im Gegensatz zu Viagra sei dieser Stoff aber nicht getestet und nicht zugelassen.

Auch die “Capsulas Emagrecimento Natural” werden als “natürlich” angepriesen. Sie sollen beim Abmagern helfen. Auch dieses Produkt enthält aber keine pflanzlichen Wirkstoffe, sondern “Fenproporex”, einen synthetischen Appetitzügler mit moderatem Suchtrisiko, der in der Schweiz nicht zugelassen ist.

Viel zu hohe Dosierung

Als besonders gefährlich erachtet Dietschy den aus Brasilien verschickten Präparat-Mix “Drogana”. Drei Dosen für jeweils eine Person waren deklariert als 180 Kapseln Fenproporex à 20 Milligramm (mg), 180 Kapseln Amfepramon à 30 mg und 180 Kapseln eines Mischpräparats. Zwei Mal täglich sollte eine Kapsel eingenommen werden.

Fenproporex ist ein Aufputschmittel, das in der Schweiz seit Jahren nicht mehr im Handel ist. Die effektive Dosis der Kapseln lag statt bei 20 mg bei 125 mg. Früher üblich war eine Dosierung von 2 Mal 100 mg pro Tag.

Verheerendes Resultat

Auch bei Amfepramon, ebenfalls ein Aufputschmittel, stimmt die Deklaration nicht: Jede Kapsel enthält eine Dosis von 125 mg statt 30 mg. Die übliche Dosierung beträgt 3 Mal 25 mg. Das Mischpräparat schliesslich enthält unter anderem zwei starke Abführmittel und ein wassertreibendes Mittel.

Das Resultat ist verheerend: Der Konsument nimmt über drei Monate ein “normal” dosiertes Aufputschmittel, ein stark überdosiertes Aufputschmittel, ein wassertreibendes Mittel und zwei starke Abführmittel ein. “Ein normaler Mensch erträgt das nicht”, sagt Dietschy.

swissinfo und Agenturen

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