Fürs Studium der Söhne…

Am 6. Januar 1802 wurde die Alte Kantonsschule in Aarau gegründet - die erste moderne Mittelschule der Schweiz.
Als eines der ersten Gymnasien überhaupt habe die Alte Kantonsschule Aarau (AKSA) die heute üblichen Mittelschulfächer angeboten, sagt der Aarauer Stadtarchivar und Museumsleiter Martin Pestalozzi.
Lateinschulen zu einseitig
Auf der Stundentafel der Kantonsschüler standen alte Sprachen ebenso wie Naturwissenschaften. «Zuvor bereiteten sich die jungen Männer in Lateinschulen auf die Universität vor», berichtet Pestalozzi. Deren Fächerangebot sei mit Fremdsprachen, Rechtskunde und Theologie aber einseitig gewesen.
Die Gründung der für damalige Begriffe modernen Schule wurde möglich, nachdem Industrielle und Beamte tüchtig investiert hatten – damit sich ihre Söhne mit einem ausgewogenen Fächerangebot auf die Universität vorbereiten konnten.
So war einer der Mitbegründer der Alten Kantonsschule etwa der Seidenband-Fabrikant Johann Rudolf Meyer. Sein Beitrag, 5000 Pfund, habe damals dem Preis eines stattlichen Hauses entsprochen, sagt Pestalozzi. «Dieser Gegenwert gilt heute noch.» Ein paar Dutzend Industrielle, Beamte und Kaufleute aus Aarau schlossen sich Meyers Anliegen an.
Noch eine Schulgründung im Jahr 1810
Dass die innovativen Aarauer die Entwicklung ihrer Schule im Auge behielten, zeigt die Gründung der ebenfalls privaten Gewerbeschule 1810 als Reaktion auf die «Lateinlastigkeit» der Kantonsschule. Die Gewerbeschule wurde 1835 in die Kantonsschule integriert – als deren naturwissenschaftliche Abteilung.
Über die Schülerzahlen der Anfänge ist nichts Genaues bekannt. «Sie dürften bis 1850 geschwankt haben», sagt Pestalozzi. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Universitäten als Voraussetzung für ein Studium die Matura verlangten, sei die Zahl der Kantonsschüler gestiegen.
Der wohl berühmteste Schüler war Albert Einstein, der berühmteste Physiker der Neuzeit und Träger des Nobelpreises für Physik. Einstein besuchte die Alte Kantonsschule in Aarau in den Jahren 1895 und 1896.
Erst ab 1900 Kantonsschülerinnen
Mädchen durften erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts in die Alte Kantonsschule eintreten. Die spätere Zürcher Frauenärztin Marie Heim-Vögtlin war 1869 in Aarau noch auswärtige Maturandin. Sie musste die Prüfung während des Studiums nachholen, um an der Universität Zürich das Staatsexamen ablegen zu können.
Rund ein Dutzend Lehrkräfte dürfte die Kantonsschule in den Anfängen gehabt haben. Einer von ihnen war Johann Rudolf Meyer (Sohn), Textilunternehmer und Naturwissenschafter. Er und sein jüngerer Bruder standen als Erste auf dem Gipfel der Jungfrau.
Erst in den sechziger Jahren kantonalisiert
Die Stadt Aarau stellte der Kantonsschule von Anfang an die nötigen Räume zur Verfügung und beteiligte sich ein paar Jahre nach der Gründung auch an der Finanzierung. 1813, im Todesjahr von Johann Rudolf Meyer (Vater), sprach der Kanton die ersten Beiträge.
Allerdings sollte es bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts dauern, bis die Alte Kantonsschule Aarau vollständig in sein Eigentum überging. Und ebenfalls bis in die sechziger Jahre hinein war die Alte Kantonsschule die einzige Mittelschule des Kantons.
Geburtstags-Feier
Mit einer Geburtstags-Matinée am Sonntag, 6. Januar, just am 200. Jahrestag ihrer Gründung, leitete die Alte Kantonsschule eine Reihe von über das ganze Jahr verteilten Jubiläums-Veranstaltungen ein.
swissinfo und Agenturen

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