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Im reichen Kanton Zürich gibt es immer mehr Arme

Eine Frau sucht in einem Abfalleimer im Hauptbahnhof Zürich nach Nahrungsmitteln. Keystone

Die Zahl der Armen im Kanton Zürich hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Ein Viertel der Bevölkerung sei zudem armutsgefährdet, wie das kantonale Statistische Amt mitteilte.

Wer als Alleinstehender mit weniger als 33 Franken pro Tag (exklusiv Miete) auskommen muss, gilt als arm. Von den unter 60-Jährigen im Kanton Zürich leben mehr als 50’000 oder sieben Prozent unter der Armutsgrenze, ein Viertel liegt knapp darüber. Zudem müssen viele ältere Leute finanziell äusserst knapp durch.

So hat sich im Laufe der Neunzigerjahre die Zahl der Unterstützungsfälle beinahe verdoppelt. Dramatisch, so das Statistische Amt, sei vor allem die Zunahme der Sozialhilfeleistungen an Arbeitslose und Ausgesteuerte gewesen.

Machten diese Ausgaben 1990 noch weniger als ein Prozent der kantonalen Ausgaben aus, waren es 1999 bereits acht Prozent. Der Anteil sinke allerdings mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wieder. Zudem sei 1999 knapp jede vierte Frau und mehr als jeder zehnte Mann über 80 auf AHV-Zusatzleistungen angewiesen gewesen.

Vier Prozent Working Poor

Ein spezielles Kapitel, nicht nur im Kanton Zürich, sind die sogenannten Working Poor, Menschen, die voll arbeiten und dennoch zu wenig zum Leben verdienen. Im Kanton Zürich fallen aus diesem Grund laut Statistik vier Prozent der unter 60-Jährigen unter die Armutsgrenze.

Zugenommen habe in den vergangenen zehn Jahren schliesslich auch die Zahl jener Menschen, die gerade noch nicht als arm gelten, es aber beim nächsten unvorhergesehenen Ereignis – Krankheit, Stellenverlust oder Reduktion des Arbeitspensums – in die Armut abgleiten werden: Diese Gruppe mache heute ein Viertel der Bevölkerung aus.

swissinfo und Agenturen

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