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Keine Besserung auf dem Arbeitsmarkt

Arbeitssuche bleibt ein schwieriges Unterfangen. Keystone

In der Schweiz ist die Arbeitslosigkeit im Juli wieder leicht angestiegen. Ende Juli waren 141'699 Menschen als arbeitslos gemeldet, das waren 1214 mehr als im Juni.

Die Arbeitslosenquote beträgt unverändert 3,6%, teilt das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) mit.

Obwohl die Zahl der Arbeitslosen in wirtschaftlich besseren Zeiten im Juli saisonbedingt sinken müsste, sieht Jean-Luc Nordmann, Direktor für Arbeit im seco, auch positive Entwicklungen in den neusten Zahlen.

“Die Zunahme ist geringer als wir erwartet haben”, sagte er. Ausserdem sei die saisonbereinigte Zunahme tiefer ausgefallen als noch in den Vormonaten.

Aber es sei schon so, dass im Juli die Arbeitslosigkeit saisonbedingt nochmals zurückgehen sollte. Erst im Oktober komme im Normalfall dann mit dem Auslaufen der Saisonverträge im Gastgewerbe der Anstieg, ergänzte Nordmann.

Keine Trendwende in Sicht

“Insgesamt zeigen die Zahlen, dass auf dem Arbeitsmarkt noch keine Trendwende erreicht ist”, erklärte Nordmann weiter. Das seco rechne weiterhin mit einer jährlichen Durchschnittsquote von 3,8 bis 3,9% oder rund 150’000 Menschen ohne Arbeit. Die Spitze werde im Januar 2004 erreicht sein.

Anzeichen für einen Aufschwung sind auch aus den anderen Arbeitsmarkt-Indikatoren nicht abzulesen. Im Gleichtakt mit der Zunahme der Arbeitslosen stieg auch die Zahl der Stellensuchenden. Neu sind 203’712 Personen offiziell auf der Stellensuche, 1793 mehr als im Vormonat.

Gesetzesrevision zeigt Folgen

Am 1. Juli 2003 ist das revidierte Arbeitslosen-Gesetz (AVIG) in Kraft getreten. Neu wird unter anderem die Arbeitslosengeld-Bezugsdauer von 520 auf 400 Tage gekürzt.

Das seco rechnet deshalb laut Pressechefin Rita Baldegger mit einer Zunahme der Personen, die ihre Arbeitslosen-Entschädigung ausgeschöpft haben. Für den Juli 2003 prognostiziert das seco rund 2500 zusätzliche Fälle.

Mit Praktika gegen Jugendarbeitslosigkeit

Die Jugendarbeitslosigkeit (15-24-Jährige) ist im europäischen Vergleich mit 4,4% gegen rund 15% in der EU vergleichsweise niedrig. Trotzdem besteht ein Handlungsbedarf. Zusammen mit dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie appelliert das seco an die Privatwirtschaft, mehr Praktikumsstellen zu schaffen.

Solche Stellen sollen sowohl den Schul- und Lehrabgängern wie auch den Unternehmen dienen. Die 15- bis 24-jährigen Jugendlichen könnten wichtige Arbeitserfahrung sammeln und damit ein grosses Handicap bei der Stellensuche beseitigen.

Die Unternehmen ihrerseits erhielten qualifizierte Jugendliche, die sie ohne das Risiko einer späteren Entlassung testen könnten. Zudem verursachten die Praktikanten den Unternehmen wenig Kosten. Die Jugendlichen bleiben während einem Praktikum offiziell arbeitslos und beziehen eine Arbeitslosen-Entschädigung. Daran müssen die Unternehmen einen Viertel oder mindestens 500 Franken zahlen.

2002 finanzierte die Arbeitslosenversicherung (ALV) mit 7,4 Mio. Franken 800 solcher Berufspraktika. Dieses Jahr sind es bis jetzt rund 780. Die Zielgrösse liegt bei 2000 Berufspraktikums-Stellen.

Der Bund selber geht mit gutem Beispiel voran. Er erhöht seine Praktikumsplätze dieses Jahr von 15 auf 80.

Sinkende Kurzarbeit

10’967 Menschen waren im Juli 2003 von Kurzarbeit betroffen, 1250 weniger als im Vormonat. Dafür erhöhte sich die Anzahl der betroffenen Betriebe auf 868 (+3%).

Die Zahl der ausgefallenen Arbeitsstunden nahm um fast 16% auf 629’494 Stunden ab. In der entsprechenden Vorjahresperiode waren 608’009 Ausfallstunden registriert worden.

swissinfo und Agenturen

141’699 Arbeitslose Ende Juli 2003 (+1214)
203’712 Stellensuchende Ende Juli (+1793)
8730 offene Stellen (-7)

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