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Offizielles Biosphären-Reservat

Das Entlebuch erfüllt alle Anforderungen der UNESCO. www.biosphaere.ch

Das erste Schweizer Biosphären-Reservat erhielt sein Zertifikat: Die UNESCO anerkennt das Entlebuch für seine nachhaltige Entwicklung.

Das Entlebuch sei etwas Spezielles, sagte Bundespräsident Villiger am Samstag in seiner Festanprache in Entlebuch (LU). Es verfüge über eine wunderbare, aber etwas rauhe Landschaft. Wahrscheinlich brauche es zähe, selbstbewusste, aber auch rebellische Leute, die dieses Land bewohnen und bearbeiten.

Frucht des Idealismus

Das Engagement des Entlebuchs für das Reservat sei ein Beispiel dafür, wie die Schweiz funktioniere, sagte Villiger weiter. Vieles entstehe durch Idealisten und unser Land lebe von solchen Pionieren.

Die Entlebucher stehen nicht im Ruf übermässiger Progressivität. Natur- und Landschaftsschützer wurden nicht mit offenen Armen empfangen, als es darum ging, die Moore zu schützen. Ebenso gross war die Skepsis, als 1997 die Idee eines Biosphären-Reservates auftauchte. Das tönte verdächtig nach Indianer-Reservat.

Was lange währt…

Doch jetzt, fünf Jahre hartnäckige Überzeugungs-Arbeit später, ist es Realität. Das Entlebuch ist das erste Biosphärenreservat der Schweiz. Mehr noch: Die acht betroffenen Gemeinden stimmten dem Reservat im Herbst 2000 unerwartet klar zu. Der durchschnittliche Ja-Stimmenanteil betrug 94%.

Den Initianten des Projektes gelang es, die Bevölkerung zu überzeugen, dass eine Zusammenarbeit mit dem Umweltschutz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung der Region mehr bringt als das Abseitsstehen oder gar Widerstand. Und die Bezeichnung «Biosphären-Reservat» erhält nur, wer sich diese zum Ziel setzt.

Vorteil bei der Vermarktung

Dass sich das UNESCO-Zertifikat bei der Vermarktung von Agrarprodukten in einem zusehends härteren Wettbewerb als Pluspunkt einsetzen lässt, dürfte kein unwesentliches Argument gewesen sein.

Im Unterschied zu herkömmlichen Schutzgebieten, geht es beim Biosphären-Reservat nicht nur um den Schutz, sondern auch um die nachhaltige Nutzung von Naturbeständen. In Pflege- und Entwicklungszonen ist Wirtschaften also erwünscht.

Naturschutz ist nur in Kernzonen oberstes Gebot. Daneben fordert die UNESCO ausdrücklich die Stärkung der Regionalwirtschaft, den Einbezug der Bevölkerung in die Gestaltung des Wirtschafts-, Lebens- und Erholungsraumes sowie Forschung und Bildung.

Mit anderen Worten: Durch gezielte Förderung des Tourismus sowie die Vermarktung von Regionalprodukten können die Wertschöpfung in der Region erhöht, Arbeits- und Ausbildungsplätze erhalten, Bildungs- und Kultureinrichtungen besser ausgelastet werden.

Schrattenkäse, Rothornsalami und Erdbeerwein

Das Biosphären-Reservat Entlebuch umfasst 395 km2. Die Landschaft mit ihren Hoch- und Flachmooren, mit ihren Wäldern und Karstgebieten ist tatsächlich einmalig. Rund ein Drittel der Fläche ist – unabhängig von der UNESCO-Zertifizierung – bereits vom Bund geschützt.

Und wenn sich die Entlebucher einmal zu einem Schritt durchringen, dann nicht nur halbherzig. Vier Monate nach der Anerkennung des Biosphärenreservates durch die UNESCO haben sie bereits ihr Qualitätslabel. Schrattenkäse, Rothornsalami und Erdbeerwein werden jetzt als «echt entlebuch biosphärenreservat» vermarktet.

Der Nutzen winkt

Das Reservat nütze jedem Entlebucher, wenn jeder es unterstütze, meint ein Wirt. Es biete der Region eine grosse Chance, glaubt ein Käsermeister. Und ein Postautohalter schliesslich findet, es stärke das Selbstbewusstsein der Bevölkerung und fördere die Zusammengehörigkeit.

Das Biosphären-Reservat wird jetzt zu einem Dienstleistungs-Betrieb mit einem Dutzend Voll- und Teilzeitstellen sowie einem Jahresbudget von über einer Million Franken ausgebaut. Finanziert wird es über Beiträge von Bund, Kanton, Gemeinden, Verbänden, Förderverein sowie Projektgeldern.

swissinfo und Agenturen

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