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Rentnerinnen und Rentner leben heute deutlich besser

Den Rentnerinnen und Rentnern geht es heute wesentlich besser als noch vor 15 bis 20 Jahren. Eine generelle Vereinsamung ist nicht eingetreten, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in der am Mittwoch (12.01.) publizierten Altersstudie festhält.

Den Rentnerinnen und Rentnern geht es heute in der Schweiz sowohl in materieller als auch in gesundheitlicher Hinsicht wesentlich besser als noch vor 15 bis 20 Jahren. Eine generelle Vereinsamung ist nicht eingetreten, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in der am Mittwoch (12.01.) publizierten Altersstudie festhält.

Markant besser geht es gemäss der Studie vor allem den jüngeren Rentnerinnen und Rentnern, während viele Hochbetagte noch immer unter schwierigen Bedingungen lebten. Die Ergebnisse stützen sich auf eine Vergleichsstudie, die im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms “Alter” (NFP 32) 1979 und 1994 in der ländlichen Region Zentralwallis und in der Stadt Genf durchgeführt wurde. Gemäss diesen repräsentativen Stichproben schätzten 1994 deutlich mehr Ältere als 1979 ihren Gesundheitszustand als gut ein, und der Anteil derjenigen, die ihn als schlecht bezeichneten, hat sich von 19 Prozent auf acht Prozent verringert. Ganz allgemein zeigen die Ergebnisse, dass vor allem Personen unter 80 Jahren punkto Gesundheit und Mobilität grosse Fortschritte machen konnten. Dies widerspiegelt sich auch in der Tatsache, dass der Anteil der unter 80-Jährigen, die in Spitälern oder Heimen untergebracht waren, gesunken ist.

Armut im hohen Alter

Die Lebensumstände der über 80-jährigen Hochbetagten bleiben gemäss der Studie für viele kritisch, auch wenn sich ihre Lage insgesamt leicht verbessert hat. Etwa 20 Prozent von ihnen leben in Heimen und Pflegeeinrichtungen und leiden mehrheitlich unter schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Und auch unter den Hochbetagten, die noch zu Hause leben, kämpft die Hälfte mit beträchtlichen gesundheitlichen Störungen. Gut ein Viertel ist auf fremde Hilfe angewiesen und ein weiteres Viertel leidet unter Depressionen. Trotz Ergänzungsleistungen und Sozialhilfe gibt es unter den Hochbetagten auch überdurchschnittlich viele Arme. So lebt einer von fünf Hochbetagten in relativer Armut, das sind zweimal soviel wie bei den jüngeren Rentnerinnen und Rentnern.

Nachbarschaftskontakte nahmen ab

Etwa ein Drittel der über 65-Jährigen lebt in einem Ein-Personen-Haushalt. Und der Anteil jener, die bei ihren Kindern wohnen, ist weiter gesunken. Trotzdem bestätigte sich die vielfach geäusserte Befürchtung einer zunehmenden Isolierung und Vereinsamung älterer Menschen in der Gesellschaft nicht. Nur wenige Rentnerinnen und Rentner – zwei Prozent im Wallis und sechs Prozent in Genf – haben überhaupt keine Angehörigen. Die intensivsten Kontakte pflegen ältere Menschen mit ihren Kindern und Enkelkindern und der Familienkontakt hat sich seit 1997 eher noch verstärkt. Auch das Freundschaftsnetz älterer Menschen weitete sich aus. 1979 gaben 38 Prozent der befragten Walliser und 37 Prozenzt der Genfer an, keine Freundschaften zu unterhalten. 1994 waren es im Wallis noch 23 Prozent und in Genf noch 19 Prozent.

Nachbarschaftskontakte spielen dagegen eher eine untergeordnete Rolle und haben sich im Zeitvergleich tendenziell sogar weiter gelockert. Unterschiede zwischen dem ländlich geprägten Zentralwallis und dem urbanen Genf verschwanden zunehmend. Klischees wie das Bild der heilen Bergwelt ebenso wie die Vorstellung einer die Vereinsamung fördernden städtischen Lebenssituation hielten der wissenschaftlichen Überprüfung nicht Stand. Die früheren ländlichen Familienmuster, verbunden mit der Idee der Mehrgenerationen-Haushalte, haben sich auch im ländlichen Raum aufgelöst. Widerlegt wurde zudem auch die Vermutung, dass sich ältere Menschen in traditionellen, ländlich geprägten Gesellschaften besser fühlen. Im Wallis etwa sank der Anteil depressiver Hochbetagter massiv, um 1994 in etwa das Niveau urbaner Regionen zu erreichen.

Mit der Veröffentlichung der Resultate dieser – für die Schweiz erstmaligen – grossen Vergleichsstudie zur Entwicklung des Befindens älterer Menschen ist das 1992 lancierte NFP 32 abgeschlossen. Es umfasste 28 Einzelprojekte und war mit 12 Mio. Franken dotiert. Die wichtigsten Erkenntnisse sind in einer Borschüre zusammengefasst, die beim SNF in Bern kostenlos bestellt werden kann.

SRI und Agenturen

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