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Schluss mit Raubbau und internationalem Holzschmuggel

Umwelt-Organisationen verlangen Verbote von Tropenholz aus Raubbau, die Schweizer Regierung setzt auf Regulierung des Marktes. Keystone Archive

Der Schweizer Jürgen Blaser präsidiert in diesem Jahr die Internationale Tropenholz-Organisation ITTO.

Blaser will sich während seiner einjährigen Präsidentschaft insbesondere auf drei Themenbereiche konzentrieren: den Raubbau und internationalen Holzschmuggel, die Zusammenarbeit der Holzindustrie mit Nichtregierungs-Organisationen aus dem Umweltbereich und die Bewirtschaftung von Sekundärwäldern.

Die Organisation ITTO basiert auf einem internationalen Tropenholz-Abkommen. Die Schweiz ist seit 1986 Mitglied der 57 Länder umfassenden ITTO.

Ziel der 1983 von Tropenholz exportierenden und importierenden Ländern gegründeten Organisation ist der Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung der Tropenwälder.

Ziel verfehlt

Bis im Jahr 2000 hätten nur noch tropische Hölzer aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern gehandelt werden sollen. Doch leider sei man noch weit von diesem Ziel entfernt, bedauerte ITTO- Exekutivdirektor Manoel Sobral am Donnerstag bei seinem Besuch in Bern.

Weniger als ein Prozent des gehandelten Tropenholzes entspräche heute den ITTO-Richtlinien über nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Philippe Roch, Chef des Schweizer Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal) zeigte sich jedoch davon überzeugt, dass das Ziel mit einer “noch stärkeren und konsequenteren Ausrichtung auf die nachhaltige Waldbewirtschaftung” noch erreicht werden könne.

Verbot…

Umweltverbände wie der “Bruno-Manser-Fonds”, Greenpeace oder WWF wollen, dass ganz auf Tropenholz oder “Holz aus Raubbau” verzichtet wird.

Der Handel mit Holz, das den ITTO-Richtlinien nicht genüge, müsse verboten werden. Falls nicht rasch gehandelt werde, seien die letzten intakten tropischen Wälder schon bald vom Erdboden verschwunden. Und mit ihnen ihre einzigartige Artenvielfalt und ihre stabilisierende Funktion für das globale Klima.

…oder Markt spielen lassen?

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) hingegen setzt auf den freien Markt. Weder ein Importverbot für nicht nachhaltiges Holz noch Handelsschranken führten zum Ziel, sagte seco-Vertreter Hans-Peter Egler.

Handelsschranken wären auch gar nicht konform mit den Regeln der Welthandels-Organisation (WTO), erklärte er. Denn nach geltendem Recht müsse Holz aus nachhaltiger und solches aus nicht nachhaltiger Produktion gleich behandelt werden. Der Marktzugang für Tropenholz sei denn in der Schweiz auch offen. Es existierten weder Zölle noch mengenmässige Schranken.

Mit den Umweltorganisationen einig geht das seco darin, dass “Label-Holz” gefördert werden müsse – zum Beispiel FSC (Forest Stewartship Council ist ein Zertifizierungssystem für nachhaltige Holzproduktion).

Holz deklarieren

Auf Schweizer Ebene bewege sich einiges in der Richtung, seien doch mehrere Motionen über die Einführung einer Deklarationspflicht hängig. Doch das seco setze auf Freiwilligkeit und kämpfe gegen ein Obligatorium.

Gemäss eigenen Angaben gibt das seco jährlich 4 Mio. Franken aus für die Durchführung von Projekten im Bereich von Tropenholz-Handel und nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Zur Zeit werde auf die Erneuerung und Modernisierung des Tropenholz-Abkommens hingearbeitet.

Die ITTO-Mitglieder versammeln sich im Mai in Bali (Indonesien) zur Session unter der erstmaligen Leitung des neuen Schweizer ITTO- Präsidenten Jürgen Blaser.

swissinfo und Agenturen

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