Spiezer Beitrag zur Sicherheit an der Olympiade

Die Schweiz stellt Griechenland während der Olympischen Spiele im August Schutzmaterial für den Fall eines Chemiewaffenangriffs zur Verfügung.
Zudem wurden am ABC-Kompetenzzentrum der Schweizer Armee in Spiez griechische Spezialisten ausgebildet.
Seit den Terrorangriffen auf Ziele in den USA, Nordafrika und Europa kommt der Sicherheit bei sportlichen Grossanlässen mehr Bedeutung zu als je zuvor. Das gilt besonders für die Olympischen Sommerspiele von Athen, die im August stattfinden.
In den Vorbereitungen gegen mögliche Angriffs-Szenarien spielt auch die Schweiz eine aktive Rolle: Im vergangenen April weilten 18 griechische Experten in der Schweiz, um sich mit Abwehrmassnahmen gegen mögliche chemische Attacken vertraut zu machen, wie Michel Hefti vom ABC-Kompetenzzentrum der Schweizer Armee in Spiez sagte.
Keine Einzelheiten
Im Vordergrund des einwöchigen Kurses sei der Einsatz von Schutzmaterial gegen chemische Waffen (C-Schutzmaterial) gestanden. Die Schweiz stellt Griechenland das Material während der Olympischen Spiele leihweise zur Verfügung.
Genauere Angaben über die Art der Ausrüstung sowie den Umfang der Lieferung wollte das Verteidigungs-Departement (VBS) nicht machen.
Nicht für die Bevölkerung
Das Schutzmaterial reiche aus, um Einsatzspezialisten auszurüsten, nicht aber, um die Bevölkerung damit zu versorgen. Der Schweizer Beitrag sei ein kleines Mosaiksteinchen im ganzen Schutzkonzept der Olympischen Spiele, so VBS-Sprecher Bernard Jeanty.
Am selben Kurs im April nahmen auch 19 Fachleute aus Äthiopien teil. Bei diesen habe vor allem die Vernichtung von giftigen Altlasten im Vordergrund gestanden, wie es weiter hiess.
Aktiv auch im Ausland
Die Schweiz führt in Spiez regelmässig Kurse für ausländische zivile und militärische Chefinstruktoren für den richtigen Gebrauch und die korrekte Handhabung des C-Schutz-Materials durch. Seit 1998 haben 397 ausländische Spezialisten aus 88 Ländern daran teilgenommen.
Im vergangenen Jahr hat die Schweiz erstmals auch Kurse im Ausland durchgeführt. Schwerpunktregion war dabei Zentralasien, wo es primär um den Aufbau nationaler Kompetenz im Schutzbereich ging.
Im Juli und August dieses Jahres sind Fortsetzungskurse geplant. Eine mögliche weitere Schwerpunktregion könnte in Zukunft Afrika sein, so Jeanty weiter.
Ziel dieser Kurse sei, Spezialisten auszubilden, die dann in ihren jeweiligen Ländern weitere Fachleute ausbilden könnten. Die Kurse am ABC-Kompetenzzentrum in Spiez gehen auf das internationale Chemiewaffen-Übereinkommen von 1993 zurück.
C-Waffen-Verbot
Das Abkommen zählt heute 162 Vertragsstaaten. Abseits stehen noch verschiedene Länder des Nahen Ostens, so Ägypten, Syrien, Irak und Israel.
Die Konvention verbietet die Entwicklung, Herstellung, den Erwerb oder die Lagerung und Zurückbehaltung chemischer Waffen. Bestehende chemische Waffen und Produktionsanlagen müssen vernichtet werden.
Weiter besteht eine Deklarations- und Meldepflicht in Bezug auf vorhandene Arsenale. Schliesslich verpflichten sich die Mitgliedstaaten zur gegenseitigen Unterstützung beim Schutz gegen chemische Waffen oder zur Hilfeleistung im Falle eines Angriffs.
Die Schweiz leistet insbesondere einen Beitrag bei der Ausbildungsunterstützung und stellt den Vertragsstaaten auf Anfrage Schutzmaterial und -ausrüstung zur Verfügung. Am Flughafen Zürich- Kloten lagert das VBS Ausrüstung und medizinische Hilfe für den Schutz von 10’000 Zivilpersonen sowie drei mobile Feldabors.
Internationales Kompetenzzentrum
Weltweit hat sich das Spiezer Labor einen Namen geschaffen, weil es im Auftrag internationaler Organisationen zahlreiche Analysen chemischer Kampfstoffe durchführt.
Zum Nachweis von viralen und bakteriellen Krankheitserregern, die als biologische Kampfstoffe eingesetzt werden können, ist das Labor indessen noch ungenügend eingerichtet.
Das soll nun mit einem Neubau geändert werden, dessen Kosten auf rund 25 Mio. Franken veranschlagt sind. Erst wenn das Vorhaben die Hürden von Umweltverträglichkeitsprüfung und öffentlicher Auflage genommen hat, wird es spruchreif für das Parlament.
swissinfo und Agenturen
Das Labor in Spiez wurde 1925 gegründet; dabei stand der Schutz vor Kampfgas im Vordergrund.
Heute wird auch der Kampf gegen nukleare und biologische Waffen erforscht.
Das Labor zählt 98 Mitarbeiter, das Jahresbudget beträgt 20 Mio. Franken.

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