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Touristen ködern auf englisch

Das Englische hält auch Einzug in den Berg-Regionen: Geworben wird mit Namen wie "Top of" und "Best of". Keystone

Zürich bezeichnet sich als "Downtown Switzerland", der Jurabogen nennt sich "Watch Valley". Es wimmelt von "Top of" oder "Best of": Um den Schweizer Tourismus im Ausland zu fördern, benutzt man erstens Englisch und zweitens Übertreibungen.

Vor einem Jahr wurde der Jurabogen zum «Watch Valley», auch wenn unter den Touristen immer noch der Namen «bercau du temps» («Wiege der Zeit») verbreitet ist. «Der neue Name ist aussagekräftiger. Er bezeichnet von der Qualität her ein typisch schweizerisches Produkt und positioniert unsere Region klar», erklärt Tourismus-Koordinator André Rothenbühler.

Nicht reduzierend?

Die neue Marke reduziere die kulturelle Identität der Region nicht bloss auf die Uhrenindustrie und die Mikrotechnik. So verweise der neue Name zum Beispiel auf das grosse Angebot im Naturtourismus, meint Rothenbühler.

Doch es gibt im Jura auch andere Stimmen: «Watch Valley» verkaufe die Seele der Region an ein kommerzielles Programm, kritisieren etwa einige Einwohner.

Beim Basler Marketingbüro Koper Kommunikation, welches die neue Marke kreiert hat, begegnet man der Kritik mit dem Hinweis, dass es schwierig ist, alle zufrieden zu stellen.

Schlagkräftig, aber glaubwürdig

Für Ton Koper von Koper Kommunikation muss ein guter Name für eine touristische Region sowohl «schlagkräftig und gleichzeitig glaubwürdig» als auch «modern» sein und «zugleich auf eine gewisse Identität verweisen». Und das Englisch ist seiner Meinung nach heute fast unumgänglich, wenn man sich auf dem internationalen Markt profilieren will.

75 bis 80% der Touristen, die Zürich besuchen, sprächen nicht Deutsch, erklärt Edith Strub, Direktorin des Tourismusbüros von Stadt und Umgebung. Bis letztes Jahr trat die Limmatstadt als «Little Big City» auf. Jetzt beansprucht sie den Titel des helvetischen Zentrums mit dem neuen Slogan «Downtown Switzerland».

Nicht arrogant

Diese Bezeichnung sei nicht arrogant, wehrt sich Strub, sie beschriebe vielmehr gut die bestehende Situation. Keine andere Schweizer Stadt könne auf kulturellem und sportlichem Gebiet mit Zürich konkurrieren, auch nicht Genf. «Zudem profitiert auch die übrige Schweiz von dem Slogan», ist Strub überzeugt.

Top of …

Bezeichnet sich Zürich seit kurzem als Zentrum der Schweiz, so nimmt das bündnerische St. Moritz bereits seit 1987 den Titel «Top of the world» in Anspruch. Der von einem US-Amerikaner erfundene Titel ist in rund 50 Ländern geschützt.

… und Best of

Zusammen mit Davos (GR), Grindelwald (BE), Zermatt (VS) und sieben Wintersport-Orten in den übrigen Alpen-Ländern zählt St. Moritz zudem zu den «Best of the Alps». Ein Zusammenschluss, der die Tendenzen der Schweizer Tourismus-Orte aufzeigt: Die Vorteile zur Geltung bringen, indem man sie verstärkt, aber auch Partner finden, um mehr Einfluss auf dem touristischen Markt zu haben.

In den letzten zwei, drei Jahren hätten rund zehn Neugruppierungen stattgefunden, verbunden mit neuen Namen, sagt Silvia de Vito, Pressesprecherin von Schweiz Tourismus. Diese Tendenz sei vor allem in der deutschsprachigen Schweiz zu beobachten.

Dennoch: Im Tessin wird die Region rund um den Lago Maggiore bald unter dem Label «Maggiore!» auftreten.

swissinfo und Barbara Knopf (sda)

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