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Von Sternen und Planeten

Das Observatorium von Genf hat in der Forschung einen Spitzenplatz inne: laufend werden dort Planeten aufgespürt, die um andere Sterne als unser Hauptgestirn kreisen.

Begegnung mit Michel Mayor, einem “Star” der Astronomie.

Aufgrund der jüngsten Entdeckungen in der Astronomie fangen die Forscher an, vieles in Frage zu stellen. Das Bild, das sie sich vom Weltall machen, ändert sich laufend.

Eine wesentliche Entdeckung machten Michel Mayor und Didier Queloz vom Observatorium Genf im Oktober 1995: die “Exoplaneten”. Diese Planeten kreisen um andere Sterne als die Sonne.

Man glaubte schon vorher an die Existenz von Exoplaneten. Aber bis anhin war es unmöglich, das zu beweisen. Dies gelang erst mit besonderen Observationsmethoden.

Seit Michel Mayor, der Direktor des Observatoriums von Genf, diese Entdeckung gemacht hat, ist er bei den Medien der ganzen Welt ein viel begehrter Mann. Wenn er von seinen Forschungen und seinem Beruf spricht, nimmt er sich Zeit:

“Wir müssen heute von einem Bild Abschied nehmen: Vom Bild des Astronomen, der den Himmel durch das Fernrohr betrachtet. Heute kommen die Daten entweder von einem anderen Observatorium, das seine Beobachtungen weitermeldet, oder von einem Satelliten.”

Von der Kuppel zum Computer

Das Observatorium von Genf liegt einige hundert Meter von der französischen Grenze entfernt, inmitten einer Lichtung. Der Himmel in Sauverny ist aber nicht klar genug, die beiden Kuppeln werden nicht mehr genutzt.

Zwar können hier noch Instrumente zusammengesetzt und weiter entwickelt werden, wie zum Beispiel der Spektrometer “HARPS”, aber gemessen wird in Frankreich, in Chile oder von Satelliten aus.

Heute sind die Exoplaneten noch nicht wirklich sichtbar, denn sie sind zu weit entfernt und, im Vergleich zu den Sternen, um die sie kreisen, zu klein. Ein Vergleich: Die Masse unserer Sonne ist rund 750 Mal grösser als jene aller Planeten des gesamten Sonnensystems zusammen.

Der Kontrast zwischen dem Stern und seinen Planeten geht in die Milliarden, und beim Beobachten wird man vom Licht des Gestirns vollständig geblendet. “Alle bekannten Planeten wurden mit der Technik der so genannten Doppler-Spektrometrie entdeckt”, erläutert Mayor.

Beim Messen der Geschwindigkeit eines Sterns kann man erkennen, dass er von einem unsichtbaren Körper gestört wird. Und mittels einiger Berechnungen lassen sich die Existenz eines Planeten und seine Eigenschaften ableiten. Doch heute werden andere Methoden angewandt.

Zur Zeit befasst man sich vor allem mit den riesigen Gasplaneten (wie Jupiter und Saturn). Der kleinste ist 36 Mal so gross wie die Erde. Dagegen konnten noch keine (felsigen) Erdplaneten beobachtet werden.

Leben, ein natürliches Phänomen?

“Die grosse Frage der kommenden Generation oder, wer weiss, gar des nächsten Jahrhunderts, ist, ob es anderswo Leben gibt”, hält Mayor fest.

“Es dürfte sich vermutlich vor allem auf Planeten entwickeln, die ähnlich sind wie die Erde. Man wird herausfinden müssen, ob das Leben die chemische Zusammensetzung der Atmosphären um die Planeten verändert hat.”

Zur Zeit versuchen einige Forscher, Signale eines intelligenten Lebens (SETI) einzufangen, während andere glauben, sie könnten auf dem Mars Spuren von einem Leben finden, das in seiner Entwicklung gestoppt wurde.

Laut Mayor kann niemand bestätigen, dass es Leben ausserhalb der Erde gibt. Aber seine Schlussfolgerung zeigt, wovon er überzeugt ist: “Mir persönlich gefällt die These besser, wonach das Leben ein natürliches Phänomen ist.”

Und fügt etwas boshaft bei: “Das würde etwas mehr Bescheidenheit fordern: Der Mensch müsste dann zugeben, dass er in der Entwicklung des Weltalls nur eine Art Unterprodukt der gewöhnlichen Ordnung ist.”

swissinfo, Yves Pillard

Michel Mayor:
geboren 12. Januar 1942
Physikstudium an der Universität Lausanne
Doktorat an der Universität Genf
1971 Aufenthalt im Observatorium Cambridge
1983 Preisträger der “Académie Française des Sciences”
1994 Aufenthalt an der Universität von Hawai
1995 bewertet das Fachblatt “Science” seine Entdeckung als eine der 10 wichtigsten Entdeckung des Jahres
1998 Preisträger des Schweizer Marcel Benoist-Preis und des Prix Janssen der “Société Astronomique de France”
Seit 1998 Astronomie-Professor an der Uni Genf und Direktor des Observatoriums
November 2000 Preisträger des Balzan-Preises.

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