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Wissenschafter entdecken Asthma-Ursachen

Die Wissenschaft hofft, dass Asthmatiker eines Tages ohne Inhalator leben können. Keystone Archive

Schweizer Wissenschafter haben entdeckt, weshalb sich die bronchialen Muskeln von Asthmatikern erweitern, was das Atmen erschwert.

Das Team von der Uni Basel ist überzeugt, dass seine Forschung zu einer Heilung der Krankheit führen kann, an der weltweit 150 Millionen Menschen leiden.

Details der Entdeckungen der Basler Wissenschafter wurden am Donnerstag im “New England Journal of Medicine” veröffentlicht.

Michael Tamm, Leiter der Abteilung Pneumologie (Lungenkrankheiten) an der Universitätsklinik Basel, sagte gegenüber swissinfo, die Gruppe habe ihre wissenschaftlichen Versuche auf die Bestimmung der Ursache der Muskelexpansion konzentriert.

“Wir entdeckten, dass die bronchialen Muskeln so stark wachsen, weil ihnen ein Stoff fehlt, der ‘CEBP-alpha’ genannt wird. Dieser ist für die Beschränkung der Expansion verantwortlich.”

Bis jetzt waren die Wissenschafter nicht in der Lage, die Abweichung in den Lungenflügeln zu erklären, welche Asthma verursacht.

Durchbruch

Tamm erklärte, der Durchbruch sei erfolgt, als es seinem Team in Zusammenarbeit mit Wissenschaftern der australischen Universität Sydney gelungen sei, die Defekte in den Muskelzellen zu beheben.

“Wir entfernten Asthmatikern bronchiale Muskelzellen, gaben sie in Zellkulturbehälter und schauten ihnen beim Wachsen zu”, sagte er.

“Als wir dann den fehlenden Faktor in die kranken asthmatischen Zellen einführten, stellten wir fest, dass sich die Muskeln stabilisierten.”

Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) schätzt, dass Asthma jedes Jahr für rund 180’000 Todesfälle verantwortlich ist. Sie sagt auch, dass die Zahl der Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, alle zehn Jahre um 50% ansteigt.

Die Krankheit kann durch den Gebrauch von Inhalatoren gelindert werden. Es gibt aber bislang noch keine Heilung. Und die Mehrheit der Asthmatiker sind ihr Leben lang auf Medikamente angewiesen.

Suche nach Heilung

Laut dem Basler Forschungsteam muss nun eine Behandlung entwickelt werden, welche die defekten Muskelzellen repariert und sie auf Dauer an der Erweiterung hindert, damit sie das Atmen nicht mehr einschränken.

“Momentan kann Asthma nur kontrolliert werden, indem man die Entzündung der bronchialen Muskelzellen unterdrückt. Wenn aber die Medikamenten-Einnahme gestoppt wird, kehrt das Asthma wieder zurück”, so Tamm.

“Wir haben herausgefunden, dass nicht nur die Symptome bekämpft werden können, sondern dass sogar eine Heilung möglich erscheint.”

Die WHO berichtet von acht Prozent der Schweizer Bevölkerung, die an Asthma leiden. Vor weniger als dreissig Jahren waren es gerade mal zwei Prozent.

Nicht zu viel erwarten

Tamm warnt jedoch vor allzu grossen Erwartungen. Asthmatiker dürften nicht auf eine Heilung innert weniger Jahre hoffen, da jedes Medikament in klinischen Versuchen rigoros geprüft werden muss.

“Sicher, eine Heilung über Nacht ist nicht in Sicht, wir wissen aber nun, mit welchen Zellen wir uns beschäftigen müssen.”

swissinfo, Ramsey Zarifeh
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

Die Weltgesundheits-Organisation WHO berichtet von bis zu 150 Millionen Menschen, die weltweit unter Asthma leiden.
180’000 sterben jährlich an dieser Krankheit.
Rund 8% der Schweizer Bevölkerung leiden unter Asthma, vor 30 Jahren waren es gerade mal 2%.

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