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ACS wirbt mit Job-Zusage – Hochtief weiter ablehnend (AF)

MADRID/ESSEN (awp international) – Im Übernahmekampf um Hochtief wirbt der spanische Konkurrent ACS mit einer schriftlichen Zusage für die deutschen Jobs: Er sicherte der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) vertraglich bis Ende 2013 zu, auf betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland zu verzichten. IG-BAU-Sprecher Ruprecht Hammerschmidt lobte die Vereinbarung als «eine schriftliche Zusage von hoher Qualität».
Hochtief-Sprecher Christian Gerhardus sieht in dem schon am Dienstag in Madrid unterschriebenen Papier dagegen inhaltlich nichts Neues. Vor allem sei der Hochtief-Betriebsrat als zuständiges Gremium nach seiner Kenntnis an den Verhandlungen weder beteiligt noch darüber informiert worden, kritisierte Gerhardus auf Nachfrage. Beim Betriebsrat selbst war bis zum Nachmittag niemand zu erreichen. Die Eigenständigkeit von Hochtief auch nach einer Übernahme hatte ACS in der Vergangenheit bereits mehrfach zugesichert.
Bei den Aktionären kommt ACS mit der Übernahme bisher kaum voran. Seit dem 14. Dezember hat der spanische Konzern seinen Anteil an Hochtief nur geringfügig auf 27,26 Prozent erhöhen können, wie ACS mitteilte. Die Spanier hatten ihre Übernahmeofferte an die Hochtief-Aktionäre in der vergangenen Woche überraschend aufgestockt. Der um seine Unabhängigkeit kämpfende Essener Baukonzern hatte seinen Aktionären aber auch die Ablehnung des verbesserten ACS-Angebots empfohlen. Die Offerte spiegele nicht den Wert von Hochtief wider. ACS bietet jetzt neun statt acht eigene Aktien für fünf Hochtief-Papiere. Gemessen an aktuellen Börsenkursen bewertet die neue ACS-Offerte eine Hochtief-Aktie mit rund 64,50 Euro. Am Aktienmarkt kostete das Hochtief-Papier zuletzt 64,84 Euro.
In dem gemeinsamen Papier von ACS und IG BAU werden die Eigenständigkeit von Hochtief und der Hauptsitz in Essen festgeschrieben. Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen würden garantiert. ACS werde den Vorstand nicht zu betriebsbedingten Kündigungen bei deutschen Arbeitsverhältnissen drängen und eine Strategie zum Ausbau des deutschen Marktes unterstützen, heisst es in der Vereinbarung, die bis Ende 2013 läuft. Das Papier gilt für den Fall, dass ACS die Hochtief-Mehrheit übernimmt. Die IG BAU sei überzeugt, dass die Absprachen «nunmehr eine konstruktive Beziehung zwischen Hochtief, seinen Mitarbeitern und ACS ermöglichen», heisst es in der Erklärung.
Aus Investorenkreisen kam scharfe Kritik an dem Papier: Die Jobzusage sei keineswegs wasserdicht und an dem einzig zuständigen Gremium – dem Hochtief-Betriebsrat – vorbei verhandelt worden. Ausserdem falle die Gewerkschaft den deutschen Beschäftigten in den Rücken, wenn sie jetzt schon Verträge für den Fall der Hochtief-Niederlage im Übernahme-Poker schliesse. IG BAU-Sprecher Hammerschmidt wies das zurück: «Wir gehen nur zugunsten der Arbeitnehmer auf Nummer sicher», sagte er. Im schwebenden Verfahren liessen sich Zusagen, über die hart verhandelt worden sei, leichter gewinnen als hinterher, sagte er. «Wenn die Übernahme platzt, kommt eben alles wieder in die Tonne.»/rs/zb/wiz/DP/edh

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