
AKTIEN FRANKFURT: Deutliche Verluste; enttäuschende Quartalszahlen, USA belasten
FRANKFURT (awp international) – Nach zum Teil enttäuschenden Unternehmenszahlen und wegen der anhaltenden Unsicherheit im US-Schuldenstreit hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag an seine Vortagesverluste angeknüpft. «Wir hatten zuletzt ein paar verfehlte Erwartungen, und auch die politischen Börsen machen uns derzeit das Leben schwer», kommentierte Matthias Jasper, Leiter Aktienhandel bei der WGZ Bank. Der Dax fiel um 1,51 Prozent auf 7.143,21 Punkte. Für den MDax mittelgrosser Werte ging es um 1,69 Prozent auf 10.462,78 Punkte nach unten, der TecDax gab 2,55 Prozent auf 819,54 Punkte ab.
«Ich hätte gedacht, dass das zweite Quartal sehr stark verläuft», sagte Jasper. Was ihn aber etwas irritiere, sei die deutlich negative Marktreaktion auf die vorsichtigeren Ausblicke. Diese dürften eigentlich niemanden überraschen. Insgesamt seien gerade die deutschen Unternehmen zwar nach wie vor sehr gut aufgestellt, der Streit in den USA um die Schuldenobergrenze dürfte aber bis zu seiner Klärung den Markt beherrschen. Der Experte rechnet zwar mit einer Lösung, «bis dahin kann aber durchaus noch mehr Porzellan zerschlagen werden».
Hierzulande beherrschten zudem die zahlreichen Quartalsberichte von Dax-Mitgliedern das Geschehen. Neben Siemens legten noch weiter Schwergewichte wie Volkswagen (VW) , BASF und Bayer ihre Zwischenberichte vor. MAN , Infineon Technologies und Lufthansa sorgten mit ihren Zahlen ebenfalls für Gesprächsstoff.
VW WERDEN NACH ZAHLEN ANS DAX-ENDE DURCHGEREICHT
Die VW-Aktien wurden nach ihren Quartalszahlen schnell ans Dax-Ende durchgereicht, wo sie zuletzt um 6,66 Prozent auf 134,45 Euro absackten. Der Autokonzern konnte zwar sein operatives Ergebnis erneut deutlich steigern. Börsianer sahen das EBIT jedoch leicht unter den Markterwartungen. Die zuletzt besonders gute Kursentwicklung im Autosektor mache gerade diese Titel anfällig für Gewinnmitnahmen, wenn positive Überraschungen ausblieben.
Die Aktien von BASF zählten mit minus 5,71 Prozent auf 62,10 Euro ebenfalls zu den grössten Verlierern nach Zahlen. Der weltgrösste Chemiekonzern habe die Ergebniserwartungen deutlich enttäuscht, kommentierten Markteilnehmer. Als Schwergewicht trugen die Kursverluste der Chemieaktie auch massgeblich zum insgesamt schwächeren Bild bei. Um 1,29 Prozent abwärts auf 89,97 Euro ging es nach Zahlen auch für Siemens. Der Elektrokonzern hatte laut Börsianern schwächer als erwartet abgeschnitten. Bayer fielen ebenfalls zurück, und zwar um 3,22 Prozent auf 55,68 Euro. Börsianer werteten auch diesen Quartalsbericht negativ. Der Chemie- und Pharmakonzern habe im zweiten Quartal sowohl beim Umsatz, als auch dem operativen Ergebnis und dem Überschuss die Erwartungen verfehlt, sagte ein Händler.
MAN UND INFINEON AUF BERG- UND TALFAHRT
Die Lufthansa hatte sich bereits am Vorabend mit Resultaten gemeldet. Demnach belasteten die Unruhen in Nordafrika, das Erdbeben in Japan und teures Kerosin die Geschäftsentwicklung. Im operativen Geschäft schaffte es der Dax-Konzern nur knapp in die Gewinnzone und blieb damit hinter den Analystenschätzungen zurück. Die Aktien gehörten mit minus 3,14 Prozent auf 14,020 Euro zu den grössten Dax-Verlierern.
MAN-Aktien begaben sich nach einem angehobenen Ausblick auf Berg- und Talfahrt und notierten zuletzt bei 82,23 Euro um 2,05 Prozent schwächer. Ähnlich das Bild bei Infineon: Nach einem freundlichen Start drehten die Papiere trotz positiv bewerteter Zahlen ins Minus und gaben 4,21 Prozent ab auf 6,896 Euro.
AIXTRON UND SOFTWARE AG RÜCKEN TECDAX IN DEN FOKUS
Aus der zweiten Reihe war vor allem der TecDax mit den jüngsten Quartalsbilanzen von Aixtron und der Software AG vertreten. Nachdem Aixtron in der Spitze um knapp drei Prozent zugelegt hatten, hatte sich im weiteren Verlauf laut einem Börsianer jemand im grossen Stil von den Titeln getrennt. Zuletzt lagen sie mit mehr als fünfeinhalb Prozent im Minus. Die Aktien der Software AG gaben ebenfalls nach. Bechtle konnten auch nicht von ihren Zahlen profitieren und fielen zurück.
Die Papiere von Hugo Boss gaben nach endgültigen Zahlen um knapp sechs Prozent nach, während sich Wincor Nixdorf im Nachmittagshandel ein kleines Plus erarbeiten konnten. Boss hatte bereits vor einigen Wochen mitgeteilt, ein Rekordquartal hinter sich zu haben./rum/chs
—Von Henrietta Rumberger, dpa-AFX—