AKTIEN FRANKFURT/Eröffnung: Gewinne – ‹Wachsweiche G20›
FRANKFURT (awp international) – Die positive Stimmung an den chinesischen Börsen hat am Montag auch auf Europa übergegriffen und dem deutschen Leitindex Dax weiteren Auftrieb geben. Nachdem er in der Vorwoche bereits um rund zwei Prozent gestiegen war, legte er nun im frühen Handel um 0,66 Prozent auf 6.649,59 Punkte zu und stand damit so hoch wie zuletzt Ende Juni 2008. Der MDax gewann 0,48 Prozent auf 9.349,36 Punkte. Der TecDax rückte um 0,70 Prozent auf 815,60 Punkte vor.
«Die Märkte reagieren erleichtert auf die wachsweiche G20», begründete Marktstratege Heino Ruland von Ruland Research die Kursanstiege. So seien gegen China wegen der Bewertung des Yuan entgegen den Befürchtungen keine Repressalien ausgesprochen worden und auch die USA könne ihre eingeschlagene Währungspolitik fortsetzen und weiter Geld drucken.
Unter den Einzelwerten ragten als Dax-Spitzenwert die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) hervor. Europas grösster Autobauer hatte am Freitag überraschend Quartalszahlen vorgelegt. Die Aktie, die daraufhin bereits um etwas mehr als drei Prozent gestiegen war, rückte nun um weitere 5,83 Prozent auf 102,40 Euro vor. Zahlreiche Analysten hoben nun ihre Kursziele für die Aktie an, so etwa die von der Credit Suisse, der Deutschen Bank und der Commerzbank.
Konsolidierungsfantasien trieben die Titel der Deutschen Börse um 1,73 Prozent auf 52,97 Euro hoch. Börsianer verwiesen auf den 25-prozentigen Sprung der Aktie des australischen Börsenbetreibers ASX, nachdem dieser der Übernahme durch die Börse von Singapur (SGX) für 8,3 Milliarden US-Dollar zugestimmt hatte. ASX ist die drittgrösste und Singapur die zweitgrösste Börse in Asien.
Die Titel von MAN büssten am Dax-Ende 0,78 Prozent auf 83,03 Euro ein. Sie litten damit unter Aussagen des Wettbewerbers Scania . Der schwedische Lkw-Bauer registrierte im dritten Quartal zwar eine Nachfrageerholung vom sehr niedrigen Niveau aus. Allerdings wachse der Markt nur langsam und die Frachtpreise blieben weiter unter Druck, so Scania-Chef Leif Östling.
Ein Pressebericht über einen «weissen Ritter» für Hochtief sorgte im MDax für einen Kursanstieg der Aktie des Baukonzerns um 2,85 Prozent auf 65,25 Euro. Damit waren sie dort Favorit. Im Kampf gegen eine feindliche Übernahme durch den spanischen Grossaktionär und Konkurrenten ACS könnte Katar helfend in die Presche springen, berichtet «Der Spiegel». An diesem Tag soll zudem eine Aufsichtsratssitzung stattfinden. Ein Händler kommentierte: «Auch diese Investoren wollen ihr Geld vernünftig investieren, und Hochtief ist alles andere als ein Schnäppchen. Die Einzelteile des Konzerns sind deutlich mehr wert als der Gesamtkonzern, aber eine Zerschlagung soll ja vermieden werden.»
Ob an diesem Bericht etwas dran sei, sagte ein weiterer Händler, sei offen – das Interesse richte sich aber sicherlich auch darauf, dem Aktienkurs weitere Fantasie einzuhauchen und damit die geplante Übernahme für ACS zu erschweren. Derweil warf auch das Management der australischen Hochtief-Tochter Leighton ACS im Übernahmekampf um den Mutterkonzern einen weiteren Knüppel zwischen die Beine und wandte sich an das australische Übernahmegremium.
Schlusslicht im Index der mittelgrossen Werte hingegen waren die Titel von Puma . Sie verloren 2,35 Prozent auf 245,50 Euro. Der Sportartikelhersteller veranlasste bei seinem griechischen Joint Venture Puma Hellas SA eine Überprüfung durch Wirtschaftsprüfer. Nach einer ersten Sonderprüfung bestehe der Verdacht, dass der griechische Partner von Puma zusammen mit Mitgliedern des griechischen Managements mehrere Straftaten begangen habe, wie Puma mitteilte. Dies könne sich auf den konsolidierten Jahresabschluss des Unternehmens auswirken./ck/ag