
AKTIEN FRANKFURT/Gewinnmitnahmen – Dax kurz auf höchstem Stand seit Juni 2008
FRANKFURT (awp international) – Gewinnmitnahmen haben dem deutschen Aktienmarkt am Freitag überwiegend leichte Verluste eingebracht. Der Dax stieg in den ersten Minuten bis auf 6.854 Punkte und erreichte damit seinen höchsten Stand seit Juni 2008, bevor der deutsche Leitindex im Tagesverlauf doch noch ins Minus absackte. Zuletzt fiel er um 0,19 Prozent auf 6.819,29 Punkte. Für den Tecdax ging es um 0,64 Prozent auf 790,97 Punkte nach unten. Einzig der MDax hielt sich marginal mit 0,06 Prozent über Wasser bei 9.402,61 Punkten.
Nach dem kräftigen Kursplus vom Vortag wurden am Markt Gewinnmitnahmen für die verhaltenen Kurse verantwortlich gemacht. Auch die US-Futures liessen am Nachmittag eine leichtere Eröffnung an der Wall Street erwarten. «Vor dem Wochenende will sich keiner mehr richtig positionieren», fasste Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research das Geschehen zusammen. Der Experte verwies dabei auf eine leere Tagesagenda, so dass auch aus dem US-Handel nicht mehr mit grösseren Impulsen zu rechnen sei. Die Anleger warteten nun ab, was die nächste Woche in Bezug auf die irischen Staatsschulden bringen werde, meinte Ruland. Eine Ankündigung der chinesischen Notenbank, den Reservesatz für Bankeinlagen um 0,5 Punkte anzuheben, blieb am Gesamtmarkt indes ohne grössere Auswirkungen.
BAYER MIT SPARPLÄNEN UND XARELTO-KONKURRENZ IM BLICK
Die Papiere von Bayer stiegen als bester Dax-Wert um 2,14 Prozent auf 57,75 Euro, nachdem der Chemie- und Pharmakonzern am Vorabend umfangreiche Kostensparpläne verkündet hatte und Wettbewerber zudem einen Rückschlag bei der Entwicklung eines neuen Medikaments erlitten hatten. Die Pharmakonzerne Pfizer und Bristol-Myers Squibb brachen wegen Nebenwirkungen eine Studie für den blutverdünnenden Wirkstoff Apixaban ab, der in Konkurrenz zum Bayer-Hoffnungsträger Xarelto steht.
Bei den Henkel-Aktien machte sich eine positive Analystenstimme von Barclays mit einem Plus von 2,10 Prozent auf 46,95 Euro bemerkbar. Die britische Investmentbank hatte die Papiere von «Equal Weight» auf «Overweight» hochgestuft und das Kursziel von 41,00 auf 53,00 Euro angehoben. Der Konsumgüterkonzern habe mittlerweile mehr zu bieten als das von Einsparungen und einer Markterholung getriebene Wachstum von 2008 bis 2010, schrieb Analystin Susanne Seibel.
GEWINNMITNAHMEN BEI INFINEON ? BANKENSEKTOR SCHWACH
Die Titel von Infineon setzten ihren Lauf der vergangenen Tage zum Auftakt noch fort, rutschten dann jedoch wegen einsetzender Gewinnmitnahmen mit 1,78 Prozent ins Minus ab. Medienberichten zufolge könnte der Halbleiterspezialist den ursprünglich erst für das erste Quartal 2011 vorgesehenen Verkauf seiner Mobilfunksparte an Intel bereits zum Jahresende abschliessen. Händler sahen darin allerdings keine grosse Überraschung. Verluste gab es auch bei den Banken, was am Markt auf eine europaweite Sektorschwäche und die längerfristige Sorge um die Schuldensituation in Europa zurückgeführt wurde. Papiere der Deutschen Bank sackten als schwächster Dax-Wert um 1,63 Prozent ab. Commerzbank-Titel verloren 1,10 Prozent.
Im MDax legten die Aktien von ProSiebenSat.1 nach optimistischen Aussagen von Konzernchef Thomas Ebeling lange Zeit zu, rutschten jedoch am Nachmittag mit 0,52 Prozent ins Minus ab. Nach drei guten Tagen gaben auch die Aktien von Kabel Deutschland um 0,96 Prozent auf 35,455 Euro nach. Börsianer verwiesen auf Gewinnmitnahmen und eine Abstufung durch die WestLB. Aktien von Sky Deutschland setzen sich indes mit plus 5,38 Prozent an die MDax-Spitze, ohne dass es neue Nachrichten gab.
Des weiteren wurden am Markt vage Gerüchte diskutiert, wonach Investoren an einem Einstieg bei deutschen Unternehmen interessiert sein könnten. Heidelberger Druckmaschinen kletterten um 3,21 Prozent in die Höhe, nachdem der Kodak-Tochter NexPress Interesse an einem Einstieg nachgesagt wurde. Aktien von Solarworld legten indes nur kurzzeitig zu. Händler bezeichneten ein Gerücht, wonach der US-Konkurrent First Solar interessiert sei, als sehr unwahrscheinlich. Die Papiere lagen zuletzt auch wieder deutlich mit 1,76 im Minus./tih/gl