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ALTE VERSION::::: Eizenstat-Buchumschlag provoziert die Schweiz

Ausschnitt des roten Buchumschlags von Eizenstats neuem Buch "Imperfect Justice". Keystone

Schweizer Kreuz, Hakenkreuz und Goldbarren empören den Aussenminister: Das Cover von Stuart Eizenstats Buch soll verboten werden. In den USA werden die Chancen für ein Verbot allerdings unterschiedlich beurteilt.

Dieser Inhalt wurde am 16. Dezember 2002 publiziert Minuten

Schweizer Historiker reagieren eher gelassen auf die Debatte.

Das Titelbild des neuen Buches von Ex-US-Unterstaatssekretär und US-Anwalt Stuart Eizenstat löst in Bern heftige Reaktionen aus.

Der Aussenminister Joseph Deiss habe mit Empörung auf den Umschlag des Buches reagiert, sagte Livio Zanolari, Sprecher des eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten.

Verunglimpfung der Schweizer Fahne

Das Titelbild des Buches "Imperfect Justice" (mangelhafte Gerechtigkeit) sei eine "Verunglimpfung" der Schweizer Fahne, so der Aussenminister, der nun bei der Schweizer Botschaft in Washington in Auftrag gegeben hat abzuklären, ob eine Publikation in dieser Form mit rechtlichen Schritten verhindert werden kann.

Bundespräsident Villiger findet Buchumschlag "geschmacklos"

Auch der Schweizer Bundespräsident Kaspar Villiger findet den Buchumschlag "geschmacklos". Es lohne sich aber nicht, sich darüber Gedanken zu machen und zu einer Staatskrise werde die Geschichte nicht führen, erklärte Villiger.

Der ehemalige US-Unterstaatssekretär und Anwalt Stuart Eizenstat hat sich in Interviews mit der Schweizer Sonntags-Presse gerechtfertigt. Er bedauere die Reaktion auf den Buchumschlag, sagt er gegenüber der "SonntagsZeitung". Er habe "in keiner Weise die Schweizer Fahne beschmutzen wollen".

Eizenstat hält Titelgestaltung für korrekt

Das Bild beziehe sich nur auf die Rolle der Schweizerischen Nationalbank und nicht auf die Schweiz von heute. Die Schweiz und ihre Banken seien heute viel stärker und "Lichtjahre von dem entfernt, was sie noch vor fünf Jahren waren".

Er habe von der Gestaltung des Titels gewusst. Das Bild haltet Eizenstat für eine "korrekte Umsetzung der Tatsache, dass die Schweizerische Nationalbank die wichtigste Empfängerin des Raubgolds" gewesen sei.

Sein Buch soll, so Stuart Eizenstat, ab Montag in den USA an die Buchhandlungen ausgeliefert werden.

Erfahrungsberichte

Gemäss Berichten im "Blick" sowie in der "Neuen Zürcher Zeitung" soll es sich bei dem Buch um einen Erfahrungsbericht über das Schicksal von überlebenden Holocaust-Opfern sowie über die Entschädigungsverhandlungen handeln.

US-Anwalt Stuart Eizenstat hatte 1998 als Vize-Aussen- und Finanzminister der Clinton-Regierung massgeblich am Milliarden-Vergleich mit Schweizer Grossbanken für Holocaust-Opfer mitgewirkt. Die Parteien hatten sich damals auf einen Vergleich von 18,8 Millionen Franken geeinigt.

Borer gegen diplomatisches Vorgehen

Thomas Borer, damals Leiter der Task-Force des Bundes "Schweiz - Zweiter Weltkrieg", äussert in einer Kolumne der West-Schweizer Sonntagszeitung "Matin Dimanche" die Meinung, die Schweiz solle nicht auf dem diplomatischen Weg die Publikation des so gestalteten Buches verhindern versuchen. Eizenstat sei heute keine Staatsperson mehr, sondern Anwalt in einer US-Kanzlei, die die Interessen einer grossen Schweizer Bank vertrete. Auf diesem Terrain müsse die Schweiz aktiv werden.

swissinfo und Agenturen

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