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Bankaffäre von New York:500 Mio. Dollar über die Schweiz verschoben

Grafik Geldwäscherei Bank of New York swissinfo.ch

Die Affäre um russische Gelder, die über die Bank von New York gewaschen wurden, erhält eine neue Dimension: Während vorerst nur rund 30 Mio. Franken in der Schweiz blockiert sind, wird deutlich, dass enorme Geldsummen verschoben wurden.

Die Genfer Justiz wird deshalb gezwungen sein, mehrere Tausend Transaktionen auf bestimmten Bankkonten zu untersuchen.

Die neue Untersuchung im Zusammenhang mit dem Waschen von russischen Geldern über die Bank von New York sind spektakulär. Am vergangenen Donnerstag (09.11.) führte Academy & Finance in Genf ein Seminar über Korruption durch.

Bei dieser Gelegenheit enthüllte Richter Laurent Kasper-Ansermet, dass rund 500 Mio. Dollar (850 Mio. Franken) auf Schweizer Banken überwiesen worden seien. Das Geld stamme aus Konten, welche die Unternehmen Benex, Becs und Lowland bei der Bank von New York unterhalten hatten.

Zur Vorgeschichte: Die Affäre um die russischen Gelder kam ans Licht, als die Presse im Sommer 1999 aufdeckte, dass Lucy Edwards, Vizepräsidentin der Osteuropa-Division bei der Bank von New York, und ihr Mann, Peter Berlin, als Mittelspersonen bei der Wäscherei von Geldern russischer Herkunft dienten.

Gemäss Anklageschrift der US-Staatsanwaltschaft wurden zwischen Februar 1996 und August 1999 sieben Mrd. Dollar auf Konten überwiesen, welche die Unternehmen Benex, Becs und Lowland bei der Bank von New York unterhielten.

Diese Scheinfirmen wurden von verschiedenen russischen Banken kontrolliert, unter ihnen der DKB und der Flamingo. Das Geld wurde illegal aus Russland ausgeschafft, zur Bank von New York transferiert und von dort aus auf diverse Offshore-Konten weitergeleitet.

Ziel war es, die Gelder den russischen Steuerbehörden zu entziehen, die Geldwechselgesetze zu umgehen und Gelder, die aus kriminellen Aktivitäten stammten, reinzuwaschen.

Lucy Edwards und Peter Berlin haben ihre Schuld eingestanden und arbeiten mit der amerikanischen Bundespolizei FBI zusammen.

In Genf wurde im Herbst 1999 eine Untersuchung wegen mutmasslicher Geldwäscherei eingeleitet. Dies nach diversen spontanen Mitteilungen mehrerer Banken, die Konten zweifelhafter Herkunft verwalteten, die mit dem Skandal in Verbindung gebracht wurden.

Die Schweizer Behörden blockierten in der Folge rund 30 Mio. Dollar. Mittlerweile ist bekannt, dass die Gesamtsumme wesentlich höher ist und dass es sich um mehrere Tausend Banktransaktionen handelt, die durch die Genfer Behörden untersucht werden müssen.

Laurent Kasper-Ansermet, der das Dossier betreut, wird nun seinen Antrag auf Rechtshilfe erneuern, um von den US-Behörden zu erfahren, woher die 500 Mio. Dollar genau stammten, die bei der Bank von New York deponiert und anschliessend über die Schweiz weitergeleitet wurden.

Der Untersuchungsrichter muss dabei unterscheiden zwischen Geldern krimineller Herkunft und Geldern, die nur an den Steuerbehörden vorbeigeschafft wurden – ein Vergehen, das nach Schweizer Recht nicht strafbar ist. Er muss schliesslich herausfinden, in welchen Taschen das Geld krimineller Herkunft gelandet ist.

Luigino Canal

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