Korruption: Die Schweiz geniesst international einen guten aber nicht den besten Ruf
Die Schweiz geniesst in Sachen Korruption nach wie vor einen guten Ruf. Als korruptionsfrei wird sich allerdings nicht eingeschätzt. Die Organisation Transparency International (TI) untersuchte 99 Staaten und setzte die Schweiz auf den neuntbesten Platz.
Die Schweiz geniesst in Sachen Korruption international nach wie vor einen guten Ruf. Als korruptionsfrei wird sich allerdings nicht eingeschätzt. Die Organisation Transparency International (TI) untersuchte insgesamt 99 Staaten und setzte die Schweiz auf den neuntbesten Platz.
Die Nicht-Regierungsorganisation Transparency International veröffentlichte am Dienstag (26.10.) zwei Indizes zur Frage, wie stark korruptionsanfällig die einzelnen Länder eingeschätzt werden. In der fünften Auflage des sogenannten Korruptions-Wahrnehmungs-Index (CPI) erhielt die Schweiz zusammen mit Norwegen 8,9 von 10 möglichen Punkten und ranigert damit in den Top Ten.
Zehn Punkte bedeuten, dass das Land international als korruptionsfrei eingeschätzt wird. Diesen besten Wert erhielt einzig Dänemark, vor Finnland, Neuseeland und Schweden, Kanada und Island, Singapur und den Niederlanden. Grossbritannien figuriert auf Platz 13, gefolgt von Deutschland auf Platz 14. Österreich muss sich mit dem 17. Rang begnügen, die USA liegen auf Rang 18. Frankreich und Spanien teilen sich Platz 22, Italien figuiert auf Rang 34. Die Schlusslichter sind Nigeria und Kamerun, das nach wie vor als das korrupteste Land weltweit gilt.Im Vorjahr, als nur 85 Länder aufgelistet wurden, besetzte die Schweiz den zehnten Platz.
Neu wurden diesmal die 19 führenden Exportnationen separat aufgelistet, und zwar hinsichtlich der wahrgenommenen Bereitschaft ihrer Unternehmen, im Ausland Schmiergelder zu zahlen. Befragt wurden weltweit Führungskräfte grosser Unternehmen, Rechnungsprüfer, Handelskammern, Geschäftsbanken und Anwälte in 14 Schwellenländern. Hier liegt die Schweiz mit 7,7 von zehn möglichen Punkten an fünfter Stelle, nach Schweden, Australien und Kanada und Österreich, aber vor den Niederlanden, Grossbritannien, Belgien, Deutschland und den USA.
Der Präsident von Transparency Switzerland (TS), alt Botschafter Philippe Levy, führte die eher mittelmässige Bewertung der Schweiz vor den Medien in Bern auf ihre Rolle als Finanzplatz zurück. Das Land werde mit Geldwäscherei identifiziert, obwohl die heutige Gesetzgebung überzeugend sei. Dies hat laut Levy aber bis jetzt zu wenig überzeugend kommuniziert werden können. Einen weiteren Grund sieht er darin, dass eine grosse Zahl von Grossunternehmen, namentlich im Investitionsgüterbereich, ihren Sitz in der Schweiz haben.
Die Schweiz müsse ohne Verzug das OECD-Anti-Korruptionsabkommen ratifizieren und die steuerliche Abzugsfähigkeit von Schmiergeldern an ausländische Beamte abschaffen, verlangte Levy. Er forderte den Ständerat (kleine Parlamentskammer) auf, in der Wintersession dem Beispiel des Nationalrates (grosse Kammer) zu folgen, der im Herbst die nötigen Voraussetzungen dafür geschaffen hat. Zudem rief er die Schweizer Unternehmen auf, interne Massnahmen zu treffen. Die OECD-Konvention wurde bereits von 17 Staaten ratifiziert und trat im Februar 1999 in Kraft. Gemäss Levy gibt es nur noch drei OECD-Länder, welche es erlauben, dass Schmiergelder an ausländische Beamte von den Steuern abgezogen werden können, nämlich Australien, Luxemburg und die Schweiz.
SRI und Agenturen
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