
Zürcher Poststempel auf Anthrax-Brief

Ein in Chile positiv auf Anthrax getesteter Brief war mit einem Poststempel aus Zürich versehen.
Seit den ersten Milzbrandfällen in den USA wurden in Chile 368 verdächtige Briefe getestet. Das Untersuchungs-Ergebnis vom Montag war positiv, wie Gesundheits-Ministerin Milchèle Bachelet sagte.
Der Brief sei in Zürich abgestempelt worden, habe aber Papiere aus Florida enthalten, erklärte sie. Absender sei eine amerikanische Firma gewesen. Den Namen des Unternehmens nannten die Behörden nicht.
Behandlung mit Antibiotika
Der chilenische Postmanager Jose Mardones sagte, er habe Abklärungen eingeleitet, ob der Brief von seinem Dienst oder über andere Kanäle wie beispielsweise einen privaten Postservice spediert worden sei. Adressat war eine nicht bekannt gegebene Firma in Santiago.
Die Person, die den Brief öffnete, sowie zwölf weitere wurden vorsorglich mit Antibiotika behandelt. Es sei aber niemand positiv auf Anthrax getestet worden, hiess es.
Strafanzeige
Innenminister Jorge Correa kündigte am Dienstag Strafanzeige gegen die Verantwortlichen für diesen Brief an. Die Klage sei beim Appellationsgericht auf Grund der Anti-Terror-Gesetzgebung eingereicht worden, sagte er.
Jeanette Vega, Leiterin des öffentlichen Gesundheitsinstituts, sagte, insgesamt seien drei Tests auf Anthrax positiv ausgefallen. Trotzdem sei noch eine Probe für weitere Analysen in die USA gesandt worden. Falls die nun in den USA angeordneten weiteren Tests ebenfalls positiv ausfallen, handelt es sich um den ersten Anthrax-Brief ausserhalb der USA.
Alarm auch in der Schweiz
Die Meldung über den Anthrax-Brief in Chile hat auch in der Schweiz Alarm ausgelöst. «Wir schauen auf allen Kanälen», sagte Dominique Werner vom Labor Spiez auf Anfrage. Bevor aber irgendwelche Massnahmen in der Schweiz getroffen würden, müsse eine offizielle Bestätigung des Befundes vorliegen.
Die Nachrichtenbeschaffungs-Organe im Bundesamt für Polizei seien direkt bei den chilenischen Behörden vorstellig geworden. Von offizieller Seite lagen aber am späten Nachmittag keine neuen Erkenntnisse vor. «Es ist durchaus denkbar, dass der Brief nie über die Schweiz lief», sagte Werner weiter.
Fachleute würden den Fall sehr skeptisch beurteilen. «Wir werden aber trotzdem wachsam bleiben, denn hundertprozentig auszuschliessen ist das nicht», sagte er.
Werner wies auch auf ein anderes Problem hin: «In lateinamerikanischen Ländern gibt es Anthrax-Stämme beim Rindvieh, die für die Menschen nicht schädlich sind. Es könnte sein, dass ein natürlich vorkommender Anthrax-Stamm auf irgendwelchen Umwegen auf den Briefumschlag geraten ist», sagte er. Der Fall werde aber sicher weiter verfolgt, bis Klarheit herrsche.
swissinfo und Agenturen

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