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Deutsche Bank beschliesst Kapitalerhöhung zur Postbankübernahme

FRANKFURT (awp international) – Die Deutsche Bank will die Deutsche Postbank noch in diesem Jahr mehrheitlich übernehmen und unterbreitet den Aktionären des Instituts deshalb ein Übernahmeangebot. Zur Finanzierung der Übernahme und zur Stärkung der Kapitalbasis kündigte die Deutsche Bank am Sonntag in Frankfurt zugleich eine mindestens 9,8 Mrd EUR schwere Kapitalerhöhung an. Die Neubewertung der bislang gehaltenen fast 30% an der Postbank könnten im dritten Quartal zu einer Belastung von 2,4 Mrd EUR führen, warnte der deutsche Marktführer zudem.
Die Kapitalerhöhung diene gleich mehreren Zielen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann. “Mit dieser Kapitalerhöhung wollen wir uns das notwendige Eigenkapital für eine geplante Konsolidierung der Postbank sichern. Ausserdem stärken wir mit der Kapitalerhöhung das Eigenkapital der Bank mit Blick auf regulatorische Änderungen und künftiges Wachstum. Über die Kapitalerhöhung sowie deren Volumen und Preis wird der Vorstand endgültig am 20. September abstimmen.
Im September 2008 hatte die Deutsche Bank die schrittweise Übernahme der Postbank angekündigt. Wegen der Finanzmarktkrise wurde der Zeitplan jedoch Anfang 2009 geändert und gestreckt. Aktuell hält die Deutsche Bank 29,95% der Anteile. Die Aktionäre sollen für ihre Titel nun den durchschnittlichen Börsenkurs der vergangenen drei Monate oder rund 24,00 bis 25,00 EUR erhalten. Wegen der Spekulation auf eine Mehrheitsübernahme waren die Titel am Freitag deutlich über den Durchschnittspreis auf 27,04 gestiegen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) werde den endgültigen Preis in etwa einer Woche ermitteln, hiess es.
Mit ihrer geplanten Kapitalerhöhung hofft die Deutsche Bank auf mindestens 9,8 Mrd Euro Erlös. Dazu will das Institut 308,6 Mio neue Stammaktien anbieten. Das Grundkapital stiege damit um 49,7% auf 2,38 Mrd EUR. Bisherige Aktionäre erhalten ein Bezugsrecht auf die neuen Stücke. Zugleich aber will die Deutsche Bank die Anzahl der zum Bezug berechtigten Aktien vom 13. bis 16. September durch den Rückkauf von bis zu 3,1 Mio Papiere reduzieren. Zurückgekaufte Papiere fliessen in das konzerneigene Mitarbeiterbeteiligungsprogramm.
Die Kapitalerhöhung der Deutschen Bank wird von dem Institut als Global Coordinator und Bookrunner selbst geführt. Im begleitenden Bankenkonsortium sitzen zudem UBS Investment Bank, Banco Santander, Bank of America-Merrill Lynch, Commerzbank, HSBC Trinkaus, ING, Morgan Stanley und Société Générale. Sie haben die neuen Aktien zum vorläufigen Bezugspreis von 31,80 EUR fest übernommen und garantieren so den Bruttoemissionserlös von mindestens 9,8 Mrd EUR.
Die Kapitalmassnahme war bereits erwartet worden, nachdem am Freitag mehrere Medien von entsprechenden Absichten des Geldinstituts berichtet hatten. Jedoch übertrifft das nun geplante Volumen die erwarteten bis zu 9 Mrd EUR. Bereits am Freitag hatte der Kurs der Deutschen Bank auch deshalb 4,6% auf 47,70 EUR verloren, weil das Volumen den Anlegern recht hoch erschien. “Für die Deutsche Postbank wären eigentlich nur 4 Mrd bis 4,5 Mrd EUR nötig gewesen, der Rest scheint Vorbereitung auf Basel III und die Problemfälle bei Deutscher Postbank und Sal. Oppenheim zu sein”, hatte ein Händler gesagt.
Die Postbank soll bereits im laufenden Jahr erstmals vollkonsolidiert werden. Die daraus resultierende Neubewertung der bestehenden Anteile an der Postbank, dürfte im dritten Quartal 2010 zu einer 2,4 Mrd EUR schweren Belastung führen, warnte die Deutsche Bank ihre Aktionäre. Hintergrund sei die Verpflichtung, den Nutzungswert der bestehenden Beteiligung sowie der von der Deutschen Post begebenen Pflichtumtauschanleihe bereits vor dem Zeitpunkt der Erstkonsolidierung auf Basis ihres Veräusserungswertes und damit ihres beizulegenden Zeitwertes zu bestimmen. Webseiten: www.db.com www.postbank.de
DJG/rso/raz

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