
Die Zukunft der Elektrofliegerei könnte in der Schweiz stattfinden

Wird das Elektroflugzeug der Zukunft schweizerisch sein? Während die Elektrifizierung auf den Strassen immer weiter voranschreitet, entwickelt sich die dekarbonisierte Luftfahrt langsam aber stetig. Die Schweiz verfügt über ein Netzwerk von Startups in der Elektrofliegerei.
H55, bekannt für die Entwicklung eines elektrischen Antriebsystems im Gefolge von Solar Impulse, Dufour Aerospace oder auch Cellcius: Das Ökosystem rund um die Elektroaviatik ist in der Schweiz dynamisch.
Das fortschrittlichste innovative Flugzeugprojekt ist dasjenige von Smartflyer, ein Prototyp eines Elektroflugzeugs, das in ein Hybridflugzeug umgewandelt werden kann und dessen Erstflug für nächstes Jahr geplant ist (siehe Infobox am Ende des Artikels).
Schweiz als Pionierin
Heute sind laut dem Bundesamt für Zivilluftfahrt 45 Elektroflugzeuge in unserem Land registriert. Die meisten sind Motorsegler oder Prototypen.
Das einzige weltweit zertifizierte Elektroflugzeug ist gegenwärtig die Velis Electro des slowenischen Herstellers Pipistrel ist.
Die Schweiz war bei diesem Flieger aber eine Art Pionierin: 2020 absolvierte eine Velis Electro ihren Jungfernflug in Ecuvillens (Kanton Freiburg) und elf dieser Geräte fliegen inzwischen in der Schweiz.
«Mit den Pipistrel hatten wir die Möglichkeit, nicht nur Prototypen zu betreiben», sagt Marc Corpataux, der Importeur des Flugzeugs, in «La Matinale» des Westschweizer Fernsehens RTS. «Wir waren die Ersten auf der Welt und das verschafft uns schon einen gewissen Vorsprung.»
Die Schweiz habe wichtige Erkenntnisse aus diesem Projekt ziehen können, sagt Corpataux. «Fünf Jahre später haben wir mit dieser Flotte etwa 6000 Stunden und viel Erfahrung gesammelt, vor allem auch mit den Batterien, dem kritischen Punkt bei Elektroflugzeugen.»
Die Batterien und ihr Gewicht bleiben ein Haupthindernis für die Entwicklung von grossen Elektroflugzeugen. Seit dem Pipistrel ist in fünf Jahren kein weiteres Flugzeug weltweit zertifiziert worden, auch kein kleines.

Zukunftsprojekte
Obwohl die Elektroaviatik sich entwickelt, wird es noch etwas dauern, bis wir mit einem dekarbonisierten Flugzeug in die Ferien fliegen können.
Momentan setzen die meisten Projekte für elektrische Kurzstrecken-Transportflugzeuge auf Hybridmodelle, die teilweise auf Kerosin oder Benzin angewiesen sind, um die Reichweite zu erhöhen.
Grössere Herausforderungen
Solche Projekte erfordern jedoch grosse Investitionen, warnt Smartflyer-Gründer Rolf Stuber, «besonders in die Infrastruktur der Flughäfen. Deshalb schätze ich, dass wir noch einige Jahrzehnte warten müssen, bevor wir dank Wasserstoff emissionsfrei fliegen können».
Der Einsatz ist gross: Wenn nichts unternommen wird, könnte die Luftfahrt langfristig für ein Viertel der CO₂-Emissionen auf der Erde verantwortlich sein.

Das Beispiel des Solothurner Startups Smartflyer
Seit neun Jahren entwickelt das Startup Smartflyer mit Sitz in Selzach (Kanton Solothurn) einen Prototyp eines viersitzigen Elektroflugzeugs, das in ein Hybridflugzeug umgewandelt werden kann. Die Besonderheit: Der Propeller befindet sich am Heck des Flugzeugs und nicht vorne.
«Das ist ein Flugzeug, das spezifisch für den Elektromotor gebaut wurde», sagt der Gründer von Smartflyer, Rolf Stuber. «Der Motor am Heck ist etwa 25% effizienter als an der Nase».
Erste Tests ab Ende Jahr
Das Flugzeug wird noch verbessert. Bevor es fliegen kann, müssen noch die Batterien integriert werden. «Wir werden Ende Jahr oder Anfang 2026 mit den Bodentests und dann mit den Hochgeschwindigkeits-Bodentests beginnen», sagt Dominik Heiri, Projektleiter bei Smartflyer.
«Wenn wir beweisen können, dass sich das Flugzeug am Boden sicher verhält, dass die Aerodynamik so funktioniert, wie wir es uns vorstellen, wird uns das Bundesamt für Zivilluftfahrt die ‘permit to fly’ erteilen», fährt er fort. «Dann sind wir bereit für den ersten Flug.»
Der Smartflyer hat momentan zwei Stunden Autonomie in der 100% elektrischen Version, das ist «doppelt so viel wie normale Elektroflugzeuge, die heute bereits auf dem Markt sind», sagt Heiri.
Bestimmt für die Ausbildung von Linienpilotinnen und -piloten, wird er in der Hybridversion 700 km zurücklegen können. Stuber und Heiri träumen davon, den Flieger Anfang der 2030er-Jahre vermarkten zu können.
Übertragung aus dem Französischen mithilfe von Deepl: Christian Raaflaub

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