Diogenes-Verleger Daniel Keel im Alter von 80 Jahren gestorben
(Keystone-SDA) Der Zürcher Verleger Daniel Keel ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 80 Jahren an seinem Wohnsitz in Zürich, wie der Diogenes Verlag mitteilte. Keel hatte den Verlag 1952 gegründet und leitete ihn mit seinem Geschäftspartner Rudolf C. Bettschart bis zuletzt.
Keel verlegte berühmte Autoren der Gegenwart wie Patrick Süskind, Donna Leon, Bernhard Schlink und Klassiker wie Shakespeare, Goethe und Molière. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zeichnete Keel und Bettschart im Juni «für ihr grosses Engagement» mit der Friedrich Perthes-Medaille aus.
Zur Welt kamen beide am 10. Oktober 1930 in Einsiedeln. In der Schule half Bettschart Keel beim Rechnen, Keel schrieb Bettschart die Aufsätze. Die Arbeitsteilung hielt für Jahrzehnte: Der eine wählte Bücher aus, der andere führte Buch. Gemeinsam bauten sie Europas grössten rein belletristischen Verlag auf.
In einer Gesamtauflage von fast 190 Millionen Exemplaren sind bisher über 5800 Titel bei Diogenes erschienen. Die Verlagsgeschichte begann 1952: Damals fielen Keel die Zeichnungen des Cartoonisten Ronald Searle in die Hände, die er unter dem Titel «Weil noch das Lämpchen glüht» als sein erstes Buch publizierte.
Das Vorwort schrieb Friedrich Dürrenmatt. Die Buchhaltung des Ein-Buch-Betriebes hatte offenbar noch in einer Schachtel unter dem Bett Platz. Diese Anekdote ist eine von vielen des Verlags.
Eine weitere lieferte Friedrich Dürrenmatt, dessen Weltrechte zu den wichtigsten des Hauses gehören. Als der Autor 1981 verlegerisch obdachlos geworden war, rief er Keel an und fragte: «Wosch mi?».
Riesenerfolg mit Entdeckungen
Auch 1983 hatte der Verleger Glück. Seine Sekretärin Susanne Dorn schwärmte von einem Bühnenmonolog mit dem Titel «Der Kontrabass». Dessen Autor, Patrick Süskind, liess sich von Keel erweichen, den Roman «Das Parfum» bei Diogenes zu publizieren – «wenn Sie unbedingt Geld verlieren wollen», soll Süskind gesagt haben.
Von dem Buch wurden in der Folge weltweit mindestens 15 Millionen Exemplare in 46 Sprachen verkauft, was den damals noch wackeligen Verlag absicherte. Auch der kürzlich verstorbene Vicco von Bülow alias Loriot zählte zu Keels Entdeckungen. Keels Erfolgsrezept war einfach: Er verlegte nur, was er selber gerne las, wie er sagte.
Der verstorbene Verleger hinterlässt zwei erwachsene Söhne, Jakob (1966) und Philipp (1968). Fast exakt vor einem Jahr, am 14. September 2010, starb Daniel Keels Frau Anna.