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Es gibt sie noch, die typischen Frauenberufe

Volle Zug-Kraft voraus: Frauen holen gerade in den technischen Berufen, hier eine Lokomotivführerin, auf. Keystone

Obwohl Frauen punkto Ausbildung aufholen, ist die Berufswahl immer noch von der typischen Unterteilung in "Frauenberufe" und "Männerberufe" geprägt.

Es gibt zwar sehr viel mehr arbeitstätige Frauen als früher, aber mit der Gleichstellung hapert es noch. Dies die Bilanz von zwei neuen Studien.

Im Bildungsbereich gibt es wichtige gleichstellungspolitische Fortschritte zu verzeichnen. So hat sich der an Ausbildungsjahren gemessene Bildungsrückstand der 30- bis 39-jährigen Frauen auf die gleichaltrigen Männer in den letzten Jahrzehnten von 1,4 Jahre auf 0,7 Jahre halbiert.

Dies zeigen zwei Studien zum Stand der Gleichstellung, die das Geographische Institut der Universität Zürich und die Pädagogische Hochschule Zürich im Auftrag des Bundesamtes für Statistik (BfS) verfassten.

Die beiden Erhebungen basieren auf den Zahlen der Volkszählung 2000. Anlass der Veröffentlichung ist der Internationale Tag der Frau vom Dienstag (8. März).

Jüngere Frauen haben demnach ihre Ausbildungszeit stärker erhöht als dies bei den Männern der Fall war. Bei den 60- bis 69-jährigen Schweizerinnen und Schweizern liegt der Anteil der Männer mit Universitätsabschluss noch rund vier Mal höher als bei den gleichaltrigen Frauen. Bei den 20- bis 29-Jährigen fällt die Differenz dagegen nur noch geringfügig zu Gunsten der Männer aus.

Zementierte geschlechterspezifische Berufswahl

Was die Ausbildungs- und Berufswahl betrifft, lassen sich in den letzten zwanzig Jahren aber nur wenig Veränderungen feststellen. Besonders auf der Sekundarschulstufe sind die Berufe sehr stark nach Geschlecht getrennt.

Seit 1980 sind auf den zehn vordersten Plätzen der Berufswahlrangliste von jungen Frauen vor allem personenbezogene Dienstleistungsberufe zu finden: Primarlehrerin, medizinische Praxisassistentin und Arztgehilfin, Apothekenhelferin, Krankenschwester und Coiffeuse. Bei den jungen Männern blieben im selben Zeitraum industrielle gewerbliche und technische Berufe die Favoriten.

Einzig die beiden grossen Berufsarten der kaufmännischen Angestellten respektive Büroberufe und der Verkäufer respektive Detailhandelsangestellten blieben zwischen 1970 und 2000 für beide Geschlechter in gleichem Masse wichtige Ausbildungsfelder.

Mehr Durchlässigkeit auf Hochschulstufe

Weniger starr ist die Geschlechterordnung auf der Hochschulstufe. Das Berufswahlspektrum der Frauen hat sich hier deutlich erweitert.

Frauen haben in den ehemals männlich dominierten technischen Berufen und Ingenieurwissenschaften Fuss gefasst und in den neu entstandenen Informatikberufen waren Frauen von Anfang an zu finden.

Massiv gestiegene Erwerbsquote der Frauen

Die Erwerbsquote der Frauen hat sich zwischen 1970 und 2000 von 45% auf 77% fast verdoppelt. Der Frauenanteil an den Erwerbstätigen erhöhte sich in diesem Zeitraum von 34 auf 44%.

Ebenfalls auf Fortschritte in der beruflichen Gleichstellung deutet die besonders in den 1990er-Jahren überdurchschnittlich gestiegene Präsenz von Frauen in Unternehmensleitungen hin, auch wenn sie in diesen Positionen mit einem Anteil von lediglich 15% auch im Jahr 2000 immer noch stark untervertreten waren.

Frauen mit Kindern häufiger arbeitslos

Gehalten hat sich auch der Umstand, dass Frauen gesamthaft stärker von Erwerbslosigkeit betroffen sind als Männer. Dies hängt eng mit der familiären Situation zusammen.

Im Vergleich zu den Männern weisen speziell Frauen mit Kindern unter 15 Jahren eine höhere Erwerbslosenquote auf. Die grösste Differenz findet sich bei Personen mit Kindern im Vorschulalter (bis 6 Jahre). Hier übersteigt die Erwerbslosenquote der Frauen (9%) diejenige der Männer (2,2%) massiv.

Kinderlose Männer und Frauen weisen dagegen ähnliche Erwerbslosenquoten auf (je rund 4,4%).

swissinfo und Agenturen

Die Lohndifferenz zwischen Mann und Frau beträgt in der Privatwirtschaft immer noch über einen Fünftel (21,5%).

Bei Heirat erhöht sich der Lohn eines Mannes, derjenige der Frau sinkt dagegen.

Ausbildung und Erfahrung schlagen sich bei Männern mehr im Lohn nieder als bei Frauen.

Männer haben grössere Chancen auf eine Beförderung als Frauen.

Fünfmal mehr Knaben als Mädchen beginnen eine vierjährige Berufslehre.

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