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549 Verkehrstote im Jahr 2003

2003 stieg die Anzahl der Verkehrstoten erstmals seit 1987 wieder. Keystone

Der Strassenverkehr in der Schweiz forderte im Jahr 2003 7% mehr Tote. In Europa sank die Anzahl in der gleichen Zeit um mehr als 11%.

Die Schweizer Behörden wollen alles versuchen, um die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2010 zu halbieren.

Im Jahr 2003 hat die Zahl der Strassenverkehrsopfer in der Schweiz deutlich zugenommen. 549 Menschen verloren ihr Leben, 36 mehr als 2002.

Die positive Tendenz der beiden Vorjahre in der Unfallstatistik sei 2003 unterbrochen worden, schreibt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu).

Anfang der 70-er Jahre war die Zahl bis gegen 1’800 gestiegen. Seither haben bessere technische Ausrüstung, das Helm- und das Gurtenobligatorium, Tempolimiten sowie Vorkehrungen im Strassenbau zu einem stetigen Rückgang geführt. 1987 war zum letzten Mal ein grösserer Anstieg der Verkehrstoten verzeichnet worden.

Weniger getötete Fussgänger

Die Zahl der getöteten Fussgänger hingegen ist 2003 von 96 auf 87 zurückgegangen, wie die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) am Dienstag mitteilte. Gar um einen Viertel von 35 auf 27 gesunken ist die Zahl der auf einem Fussgängerstreifen Getöteten.

Als mögliche Gründe für den Wiederanstieg vermutet Magali Dubois, bfu-Sprecherin, mehr Motorradunfälle weil die Motorradfahrer mehr Kilometer als sonst gefahren seien. Die Gründe seien aber auch bei den üblichen Unfall-Quellen zu suchen: Geschwindigkeit und Alkohol.

Ob der Anstieg eine Trendwende oder ein einmaliger Rückschlag sei, könne noch nicht gesagt werden.

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung fordert vermehrte Geschwindigkeits-Kontrollen. Weiter sollen Neuerungen wie 0,5-Promille-Grenze, anlassfreie Alkoholkontrolle und Führerausweis auf Probe rasch eingeführt werden.

Was ist vorgesehen?

2002 entschied der Bundesrat, mit gezielten Massnahmen die Zahl der Opfer im Strassenverkehr massiv reduzieren. Er beauftragte das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) mit der Umsetzung einer neuen Strassenverkehrssicherheitspolitik auf der Basis der ‹Vision Zero›.

Laut Philippe Vuichard vom Bundesamt für Strassen (Astra)sind die Zielvorstellungen dieselben: Bis 2010 soll sich die Zahl der Getöteten auf weniger als 300 reduzieren.

Das Projekt sei am Laufen. Auf der Astra-Website sei ein Katalog mit 80 Massnahmen mit Zusammenarbeit mit der bfu aufgeführt, inklusive der politischen Umsetzbarkeit. Im kommenden Sommer werden diese Massnahmen evaluiert. Und bis Ende Jahr sollte der Bericht fürs Verkehrsdepartement stehen.

2005 dürfte dann der Bundesrat über die nächsten Schritte entscheiden.

Bereits beschlossene Massnahmen

Der Astra-Sprecher weist gegenüber swissinfo darauf hin, dass die 0,5-Promille-Grenze Anfang 2005 eingeführt werde. Auch die Anwendung des sogenannten «Kaskadensystems» für Wiederholungs-Verkehrssünder sei beschlossene Sache.

Schliesslich soll 2005 oder 2006 der Führerschein auf Probe eingeführt werden. Neue Lenker erhalten somit ihren Schein vorerst nur auf 3 Jahre. Laut Vuichard werde damit auch die Zweiphasen-Ausbildung im Laufe dieser 3 Jahre eingeführt, wobei die Lenker auch auf ihr Umweltbewusstsein und auf die Gefahrenerkennung hin geschult würden.

Schlechter als Holland, Schweden oder England

Joël Grandjean vom TCS meint gegenüber swissinfo, die grosse Hitze 2003 könnte ein Grund des Anstiegs sein. Ihm gäbe aber vielmehr die Prävention zu denken. Im Kanton Aargau zum Beispiel werde sie reduziert.

Andererseits hat der Kanton Waadt kürzlich entschieden, das Netz an Radar-Geschwindigkeits-Kontrollen zu verstärken.

Bei der Europäischen Kommission gibt man zu bedenken, dass die Hitze als Ursache der Mehrunfälle durch die Zahlen in Europa keineswegs belegt werde.

Provisorische Zahlen für Strassentote zeigen, dass die Anzahl der Toten in Ländern wie Frankreich, Finnland oder Griechenland fiel, während sie andererseits in Österreich zunahm. Vorläufig geht man für die Europäische Union der 15 Staaten für das Jahr 2003 von einer Verminderung der Verkehrstoten von über 11% gegenüber dem Vorjahr aus.

Die Schweiz steht mit ihrem 2003er Resultat schlechter da als Holland oder Schweden, wo die Zahl der Verkehrstoten ebenfalls stieg, aber weniger stark. Frankreich konnte ein Minus von 23% verzeichnen, Spanien und Deutschland ein Minus von 6%.

swissinfo und Agenturen

549 Personen verloren 2003 ihr Leben als Opfer des Strassenverkehrs.
2002 waren es 513 gewesen.
Anfang der 70-er Jahre stiegen die Zahlen bis gegen 1800.
Zu den bereits beschlossenen Massnahmen für die erhöhte Sicherheit gehören die 0,5-Promille-Grenze, das «Kaskadensystem» für Wiederholungs-Sünder, beide ab 2005 in Kraft. Später in Kraft gesetzt werden soll der Führerschein auf Probe und die Zweiphasen-Ausbildung (Schulung der Gefahrenerkennung).

2003 sank die Anzahl getöteter Fussgänger von im Vorjahr 96 auf 87.
Die Zahl der auf dem Fussgängerstreifen getöteten fiel von 35 auf 27.

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