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Auch Credit Suisse baut Stellen ab

Walter Kielholz, VR-Präsident der Credit Suisse, am Freitag am WEF in Davos. Keystone

Die zweitgrösste Schweizer Bank baut Stellen ab: Wegen der Marktsituation will die Credit Suisse im Investment Bereich rund 500 Stellen streichen.

CS-Präsident Walter Kielholz bestätigte am Samstag gegenüber Radio DRS, dass die Bankbranche die Risiken rund um die US-Hypothekar-Krise lange unterschätzt habe.

Bereits im Jahr 2006 hat die Credit Suisse (CS) laut ihrem Verwaltungsrats-Präsidenten Walter Kielholz ihr Engagement im Investment-Bereich heruntergefahren. Trotzdem muss die Grossbank im Investment Banking nun weitere Stellen abbauen.

Die Bankbranche habe generell die Risiken zu tief eingeschätzt, sagte Kielholz in der Sendung Samstagsrundschau von Radio DRS. Von World Economic Forum in Davos aus äusserte er sich zur grossen Unsicherheit, die auf dem Finanzsystem laste.

Vor dem Hintergrund von sieben Jahren Hochkonjunktur seien im US-Subprime-Hypothekenmarkt zu lange zu geringe Risikoprämien verlangt worden.

CS trotzte der Kreditkrise bisher besser

Die CS hat der Kreditkrise in den USA bisher besser getrotzt als die Konkurrenz: Bisher musste sie nur Abschreibungen auf Hypothekar-Anleihen von 1,1 Mrd. Franken publizieren. Die UBS hatte demgegenüber im Dezember weitere 11 Milliarden bekannt gegeben.

Im Vergleich zur CS hatte die UBS aus denselben Gründen im letzten Herbst den Abbau von mehr Arbeitsplätzen bekannt gegeben (1500). Die englische HSBC zum Beispiel restrukturierte 750 Arbeitsplätze, das US-Institut Lehman Brothers 1200.

Die CS hat laut Kielholz auf Grund von internen Anzeichen in der zweiten Jahreshälfte 2006 ihre schon damals nicht sehr grossen Positionen im Geschäft mit minderwertigen US-Hypotheken und Collateralized Debt Obligations (CDO) weiter reduziert.

CDOs sind Anleihen, die durch diversifizierte Schuldenportefeuilles gedeckt und in der Regel in verschiedene Tranchen unterschiedlicher Bonität aufgeteilt sind.

Die Signale seien von einer CS-Tochtergesellschaft in den USA gekommen, die Hypotheken in den USA betreue und die darauf hingewiesen habe, dass in diesem Bereich etwas nicht mehr stimme.

Traditionelles Kreditgeschäft ist besser

Die CS sei in den USA aber nach wie vor stark im Bereich der Finanzierung von Geschäftsliegenschaften und von Unternehmensfinanzierungen, also im traditionellen Kreditgeschäft engagiert. In diesem Bereich tappe man aber nicht im Dunkeln, sagte Kielholz.

Dieses Geschäft sei transparent und die Aktiven könnten einzeln beurteilt werden. Laut Kielholz wird die Finanzmarktkrise sicher Firmenveränderungen in der Branche zur Folge haben.

Es stelle sich die Frage, ob gewisse Unternehmen im Bankensektor derzeit nicht zu gross sein könnten, sagte er mit Blick auf die Citibank. Grösse und Komplexität könnten auch ein Nachteil sein.

Die Credit Suisse selber gehöre zu den mittelgrossen Unternehmen und werde an ihrer Strategie einer integrierten Bank mit Investment Banking, Private Banking und Asset Management festhalten.

Insgesamt 830 Stellen wegen Hypo-Krise

Ein CS-Sprecher hat am Samstag bestätigt, dass die Grossbank weitere 500 Stellen streicht. Zusammen mit den 330 Stellen, welche die Bank bereits letzten Herbst abgebaut hatte, werden bei der Credit Suisse damit insgesamt 830 Stellen wegen der aktuellen Marktsituation im Zuge der US-Hypothekarkrise gestrichen.

Vom jüngsten Stellenabbau betroffen ist erneut das Investment Banking, und zwar in der Wertschriftenabteilung an den grossen Investment-Banking-Standorten.

“In verschiedenen Bereiche, in denen wir in den letzten Jahren besonders aktiv waren, läuft jetzt weniger, in anderen können wir uns weiterentwickeln”, hatte Kielholz jüngst in einem Interview der “Süddeutschen Zeitung” dazu gesagt.

Dies bedeute, dass die Credit Suisse in gewissen Bereichen abbauen und in anderen Bereichen ausbauen werde.

swissinfo und Agenturen

Die Credit Suisse Group ist die zweitgrösste Bank in der Schweiz, nach der Union Banque Suisse (UBS).

Auf die beiden Institute entfallen rund die Hälfte sämtlicher Banken-Aktivitäten der Schweiz. Sie steuern einen Anteil von rund 10% zum Bruttoinlandprodukt bei.

Die CS ist in 50 Ländern der Welt tätig, und beschäftigt 47’000 Mitarbeitende.

Anfang Oktober hatte die Credit Suisse mitgeteilt, im Sektor Investment Banking hauptsächlich in den USA 170 Arbeitsplätze abzubauen.

Diese Restrukturation war im Zusammenhang mit der US-Hypothekarkrise zu sehen.

Im 3. Quartal 2007 war der Reingewinn im Investment-Banking von 758 Millionen im Vorjahres-Zeitraum auf 6 Mio. Franken geschrumpft.

Im Vergleich zu CS hat die UBS aus denselben Gründen 1500 Arbeitsplätze abgebaut. Die englische HSBC restrukturierte 750 Arbeitsplätze, das US-Institut Lehman Brothers 1200.

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