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Grossbankenkurse weiter auf Talfahrt

Bei den europäischen Börsen (hier Zürich) war kein guter Tag für die Banken. Keystone

Die Aktien der Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) gehören zu den europäischen Papieren, die am Donnerstag unter den Ängsten von weiteren Abschreibern am meisten zu leiden hatten.

Gleichzeitig warnte der Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission, Daniel Zuberbühler, die Hypothekenkrise in den Vereinigten Staaten könnte auch auf andere Kreditformen übergreifen.

Der Aktienkurs der UBS, der weltgrössten Vermögensverwalterin, sackte am frühen Donnerstagnachmittag um mehr als 9% ab. Er blieb aber über dem Tief von 37,84 Franken vom 22. Januar 2008.

Die UBS hatte am Vortag wegen der US-Kreditkrise einen Jahresverlust von 4,4 Mrd. Franken und weitere Abschreibungen in Milliardenhöhe angekündigt.

Damit steigen die Verluste aus der Subprime-Krise (zweitklassige Hypothekendarlehen) auf bis zu 18,4 Mrd. Dollar (20,1 Mrd. Franken). Bei der Rivalin Credit Suisse (CS) fiel der Aktienkurs um bis zu 5,5%.

Pessimistische Rating-Agenturen

Die Rating-Agenturen Standard & Poor’s sowie Moody’s hatten in der Folge den Ausblick für die UBS auf negativ zurückgestuft.

Ihre Spuren hinterliess zudem die Ankündigung von Standard & Poor’s, dass sie die Ratings von Subprime-verknüpften Anleihen im Wert von über 500 Mrd. Dollar herabstufen wolle.

Eine Verschlechterung der Bonitätsbewertung in dieser Grössenordnung würde praktisch alle Grossbanken betreffen. Sie müssten weitere Wertberichtigungen vornehmen. Zudem müssten viele Fonds die schlechter beurteilten Papiere verkaufen.

Kommt noch mehr?

“Die Risiken beschränken sich heute nicht mehr auf die Subprime-Hypotheken. Sie greifen über auf Kreditkarten, Kleinkredite und Gewerbekredite”, sagte Daniel Zuberbühler gegenüber der Tageszeitung “Blick”.

“Man spricht hier von den nächsten Hotspots, also von Bereichen, die als nächstes unter Druck kommen könnten”, sagte Zuberbühler weiter.

Europäische Banken, besonders auch britische, rechnen in diesem Jahr vor allem im Immobilienmarkt mit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums.

“Von grosser Bedeutung ist der anhaltende Rückgang der Immobilienpreise sowohl hier als auch in den USA. Solange die Immobilienpreise fallen, werden die Hypothekenausfälle weiter steigen, weil die Banken die Kriterien der Kreditvergaben verschärfen, sagen Börsenmakler in einer Notiz über die britischen Banken.

Fed-Leitzinssenkung

Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwochabend zur Ankurbelung der Konjunktur die Zinsen erneut gesenkt und weitere Lockerungen der geldpolitischen Zügel in Aussicht gestellt. Die Notenbanker reduzierten den wichtigsten Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 3%.

Bereits letzte Woche hatte die Fed wegen der dramatischen Kurseinbrüche an den Aktienmärkten den Zinssatz um 0,75 Prozentpunkte gesenkt.

UBS sucht Ausweg

Bei den europäischen Banken leidet die UBS am meisten unter der gegenwärtigen Subprime-Krise. Zur Stärkung der angeschlagenen Eigenkapitalbasis strebt die UBS eine Beteiligung der Government of Singapore Investment Corporation Pte Ltd mit 11 Mrd. Franken an.

Weitere 2 Mrd. Franken sollen von einem namentlich nicht genannten Investor aus dem Nahen Osten kommen.

Die UBS braucht dafür die Zustimmung der Aktionäre. Diese entscheiden Mitte Februar an einer ausserordentlichen Generalversammlung.

swissinfo und Agenturen

Während sich die international sehr aktiven Schweizer Grossbanken unter starkem Druck befinden, sind die kleineren und vor allem auf dem Schweizer Markt aktiven Institute in Hochform.

Die Bank Coop weist für 2007 Rekordresultate auf. Ihr Gewinn ist um 19,4% auf 81,5 Mio. Fr. geklettert.

Ein Rekordresultat verbuchte auch die Freiburger Kantonalbank, die ihren Gewinn zum 14. aufeinanderfolgenden Mal steigern konnte. 2007 kletterte der Nettogewinn um 10,8% auf 82,7 Mio. Fr.

Auch die Kantonalbank des Jura hat für 2007 ein Rekordresultat angekündigt: 7,5 Mio. Fr. – ein Plus von 13,6% gegenüber dem Vorjahr.

swissinfo.ch

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