Grosses Wachstum bei Web-Stellenbörsen

Stellenanbieter und Stellensuchende in der Schweiz treffen sich immer mehr im Internet.
Laut neusten Statistiken wächst die Zahl der Anzeigen im Internet stark, während sie bei den Printmedien stagniert.
«Der Markt boomt», sagt Wouter van der Lelij, Chef und Gründer der Westschweizer Internet-Arbeitsbörse JobUP. Der Umsatz habe im vergangenen Jahr um 68% zugelegt. In den ersten Monaten des laufenden Jahres sei er um weitere 50% gestiegen.
Diese Äusserungen werden bestätigt durch den Jobpilot-Index, der die Entwicklung der Stelleninserate im Netz misst. Dieses Barometer konnte im Januar abgeschlossenen Quartal den stärksten Anstieg seit vier Jahren verzeichnen.
Jobpilot-Index steigt, Manpower-Index stagniert
Im Gegensatz dazu stagniert der Manpower-Index, der die Stelleninserate in den Printmedien misst, seit fast zwei Jahren.
Das Internet bietet für den allmählich in Gang kommenden Arbeitsmarkt viele Vorteile. «Im Vergleich zu den Printmedien sind die Anzeigen auf dem Internet billiger, haben eine längere Lebensdauer und sind damit viel effizienter», sagt Daniel Held, Mitinhaber des auf Personal-Ressourcen spezialisierten Unternehmens Qualintra und Dozent an der Universität Genf.
Aufgrund der grossen Konkurrenz durch das Internet sei der Anteil der Stelleninserate bei den Einnahmen der Zeitungen inzwischen auf rund 15% gesunken, erklärt Georges von Csernatony von der Publicitas. 2000/2001 hätten die Stellenanzeigen noch rund 30% der Einnahmen der Schweizer Tageszeitungen ausgemacht.
Das Internet werde aber die Stelleninserate in den Printmedien nicht total verdrängen. Es habe Platz für beide Märkte, glaubt von Csernatony.
Online-Suche: Nicht für alle Jobs geeignet
Auch andere Marktteilnehmer sind dieser Meinung. Harald Kammer, Partner von Jobsline, stellt fest, dass sich das Internet nicht für alle Berufe eigne. Das Internet sei effizient bei der Suche nach Informatikern, aber weniger geeignet für Inserate nach Köchen.
Zeitungen hätten auch Vorteile gegenüber dem Netz. Mit Stelleninseraten in der Presse könnten auch Leute erreicht werden, die eigentlich gar keine neue Stelle suchen würden, sagt Held.
Mit der Publikation von Stelleninseraten in Zeitungen zeige ein Unternehmen ausserdem, dass es gesund sei, sagte Wouter van der Lelij.
Verleger erwerben Minderheits-Beteiligungen
Die Verleger reagieren auf die vermehrte Publikation von Stelleninseraten auf dem Internet. Der Westschweizer Verlag Edipresse hat im Dezember eine Minderheitsbeteiligung an JobUP aufgebaut.
Die Inserate von JobUP werden auch auf den Internetseiten von verschiedenen Zeitungen publiziert. Auch Tamedia will den Zug nicht verpassen und baut sein Internetportal jobwinner.ch aus.
Konsolidierung vor allem in der Westschweiz
In Zukunft dürfte die Zusammenarbeit zwischen Internet-Stellenbörsen und tradionellen Presse-Stelleninseraten weiter gehen. Die Zeitungen dürften nach Ansicht von Kammer dabei eher auf bisherige Internetanbieter zurückgreifen als dass sie eigene Produkte aufbauen.
Aber auch unter den existierenden Internetanbietern nimmt die Konkurrenz zu. Um zu überleben, werden sich einige Anbieter zusammen schliessen müssen. Die Zahl der Akteure, vor allem in der Westschweiz, sei zu gross, es werde eine Konsolidierung geben, sagt van der Lelij.
Einzelne Anpassungen hat es bereits gegeben. Beispielsweise bei Jobs.ch, dem Leader in der Schweiz, sind sieben Anbieter auf einer Site vertreten.
Auf Jobs.ch sind mehr als 10’000 Angebote einsehbar. Die Internetseiten werden täglich von 30’000 Interessierten besucht.
swissinfo und Agenturen
Noch im Jahr 2000 machten die Einnahmen aus dem Stelleninseraten-Geschäft bei den traditionellen Zeitungen 30% des Umsatzes aus – heute sind es unter 15%.
Die Westschweizer Web-Stellenbörse JobUP weist für 2004 ein Umsatzwachstum von 68% und für die ersten Monate des laufenden Jahres ein Wachstum von 50% aus.
Gleichzeitig stagniert der Manpower-Index, der das Volumen im traditionellen Stellenmarkt der Presse misst, seit zwei Jahren.

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