Konjunktur und 11. September
Die Schweizer Wirtschaft wird frühestens in der Mitte des neuen Jahres die Talsohle durchschreiten. Der lahmenden Konjunktur setzten die Anschläge vom 11. September zu.
Eine weitere Unfrage. Ein weiteres Ergebnis: Gut die Hälfte der grössten Schweizer Unternehmen klagen, die Folgen der Terroranschläge hätten auf den Geschäftsgang gedrückt. Die Swissair-Krise wirkte sich hingegen nur auf 30% negativ aus. Das zeigt eine Umfrage von Booz Allen & Hamilton bei 180 der 500 grössten Unternehmen der Schweiz.
Hauptgrund für die Flaute sei der wirtschaftliche Abschwung auf den internationalen Märkten. Und aussergewöhnlich die Kumulation wirtschaftlicher Schwäche in den USA, Europa und in Japan. Die Konsumenten aber, so wird auch gesagt, hätten sich – wenn sie denn geschockt waren – vom Schock erholt.
Starker Franken
Erschwerend hinzu kommt für die Schweizer Exportwirtschaft der starke Franken, und dies trotz drei Senkungen des Zinszielbandes durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) seit September.
Besonders hart getroffen wurde die Maschinenbauindustrie. In der Finanzdienstleistungs-Branche seien die Auswirkungen etwas geringer, in der Pharma- und Chemiebranche wesentlich weniger zu spüren.
Kauft Leute, kauft!
Fast die Hälfte der befragten Unternehmen hat einen Einstellungsstopp verordnet. 38% der Unternehmen planten sogar Gehaltskürzungen für 2002. Dies wäre Gift für den Privatkonsum, die wichtigste Konjunkturstütze der vergangenen Monate.
Im Oktober hatte der Privatkonsum zwar einen Knacks erlitten. Entgegen den skeptischen Erwartungen fiel das Weihnachtsgeschäft gemäss ersten Umfragen bei Detailhandels-Unternehmen aber sehr gut aus.
Auch aus den Wintersportorten werden gute Belegungszahlen gemeldet. Dazu dürften die in den meisten Branchen ausgehandelten Reallohn-Erhöhungen beigetragen haben. Hinzu kommt die anhaltende Zurückhaltung bei Fernreisen, so dass zwar seit dem 11. September ausländische Gäste ausbleiben, aber wieder mehr Schweizer Ferien im eigenen Land machen.
Gegen einen anhaltend starken Privatkonsum spricht die steigende Arbeitslosigkeit. Mit zuletzt 2,1% liegt die Arbeitslosenquote in der Schweiz aber weiterhin deutlich unter dem internationalen Niveau.
BIP-Prognose nach unten korrigiert
Auf eine weitere Wachstums-Verlangsamung der Schweizer Wirtschaft bis Mitte 2002 deutet das jüngste KOF-Konjunkturbarometer. Es notierte im November so tief wie seit gut fünf Jahren nicht mehr.
Anders als in den USA und in Deutschland gebe es in der Schweiz noch keine Anzeichen für ein baldiges Ende der Abschwächungsphase, schrieb die Konjunktur-Forschungsstelle der ETH Zürich. Im dritten Quartal 2001 war das BIP gegenüber dem Vorquartal nur noch um 0,1 Prozent gewachsen.
Pessimistischer als noch vor wenigen Monaten sehen auch im Rahmen des «Business Economists` Consensus» (BEC) befragte führende Ökonomen die Wirtschafts-Entwicklung der Schweiz im neuen Jahr. Sie stutzten ihre Wachstumsprognose für das reale Bruttoinlandprodukt von 1,6 auf 1,1%.
2003 soll die Schweizer Wirtschaft aber dann mit einem Plus von 2,0% wieder kräftig wachsen, Ereignisse wie jene am 11. September 2001 vorbehalten.
swissinfo und Agenturen
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