Kräftiger Teuerungsschub in der Schweiz

In der Schweiz sind im Mai praktisch sämtliche Güter markant teurer geworden. Die Jahresteuerung stieg im Vergleich zum Vormonat von 1,2 auf 1,8%. Das ist die höchste Jahresteuerung seit November 2000. Besonders ins Gewicht fielen Preissteigerungen bei Benzin und Kleidern.
Die am Donnerstag (31.05.) bekannt gegebene Jahresteuerung liege mit 1,8% am oberen Rand der Erwartungen, sagte Alois Bischofberger, Chefökonom der Credit Suisse Group, auf Anfrage. Im April hatte die Inflationsrate noch bei 1,2% und im März bei 1,0% gelegen.
Gemüsepreise deutlich gestiegen
Preistreibend wirkten die gestiegenen Benzinpreise, die vom stärkeren Dollar in die Höhe gezogen wurden. Doch auch das Gemüse verteuerte sich wegen des nassen Frühjahrs deutlich. Und schliesslich wirkten sich statistische Änderungen aus: Der Ausverkauf, der früher im Landesindex keinen Niederschlag fand, ist seit der Umstellung im letzten Jahr berücksichtigt. Das hat im Mai dazu geführt, dass sich Kleider und Schuhe nach Ende des Ausverkaufs nun wieder mit den regulären Preisen im Index befinden.
Laut Bernard Lambert, Ökonom bei der Genfer Privatbank Pictet & Cie, ist rund die Hälfte des Inflations-Anstiegs im Mai auf technische Faktoren zurückzuführen. Dadurch erklärten sich auch die stärkeren Schwankungen der Inflationsrate in jünster Zeit.
Beruhigung erwartet
Da der Teuerungsschub im Mai vor allem auf Sonderfaktoren beruht, zeigen sich die Ökonomen und die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht beunruhigt. Die SNB hat ohnehin die längerfristige Entwicklung an der Teuerungsfront im Auge.
CSG-Ökonom Bischofberger rechnet damit, dass es in den kommenden Monaten zu einer Beruhigung an der Teuerungsfront kommen wird. Der Dollar sollte nicht weiter steigen, was sich stabilisierend auf die Benzinpreise auswirken dürfte.
Eine Entspannung erwartet der CSG-Ökonom bei den Mieten. Die sinkenden Hypothekarzinsen sollten bis zum Herbst zu einer Beruhigung führen. Per saldo dürfte die Schweizer Jahresteuerung damit kaum längere Zeit über die Marke von 2% klettern.
Senkt SNB die Zinsen?
Ob die Nationalbank Mitte Juni die Zinsen wie erwartet um ein Viertel Prozent senken wird, bleibt laut Bischofberger abzuwarten. Die am 7. Juni erwarteten Zahlen zum Bruttoinlandprodukt der Schweiz im ersten Quartal 2000 sollten mehr Aufschluss über den SNB-Kurs geben.
swissinfo und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch