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SR Technics fehlt Geld

Keine Wartung mehr, wenn das Geld ausgeht. Und dann droht ein Grounding. Keystone

Die Swissair-Tochter SR Technics braucht dringend Geld. Die Zeit drängt - ein zweites Grounding in Zürich ist durchaus möglich.

Bei der Finanzierung der «Neuen Crossair» sei die Wartungsfirma SR Technics vollständig vergessen worden, sagt SR Technics-Konzernchef Ulrich Beyeler in einem Interview mit dem Zürcher «Tages Anzeiger».

Bis zum 9. November brauche die Firma 30 Mio. Franken. Um aber allen Verpflichtungen nachzukommen, benötige die Firmafür die Übergangsphase bis im Februar oder März einen Liquiditäts-Einschuss von total 240 Millionen für eine Übergangslösung.

Der SR Technics seien bedeutende Liquiditäten entzogen worden, weil die SAirGroup die Forderungen nicht mehr bezahlt habe, begründet Beyeler die Krise.

Der Bund habe explizit kein Geld für die flugnahen Bereiche wie eben die SR Technics gesprochen. Der Kanton Zürich sehe sich ebenfalls nicht in der Lage, kurzfristig Mittel zur Verfügung zu stellen. Mit den Geldinstituten seien derzeit Diskussionen im Gang. Zur Zeit laufe ein wenig erbauliches Pingpong-Spiel.

Kein Geld durch Überbrückungskredit

Von dem von UBS und Credit Suisse Group (CSG) in Aussicht gestellten Überbrückungskredit von 250 Mio. Franken bekomme SR Technics nichts, weil «wir in den Augen der Banken nicht kreditwürdig sind».

Die Banken müssten nun über ihren eigenen Schatten springen und ihr Engagement in die SR Technics als Investition in die Zukunft sehen, sagt Beyeler weiter. Die Crossair sehe zwar das Problem. Von einem direkten Geldfluss an die Firma sei überhaupt nicht die Rede.

Die Gesellschaft müsse wegen des Swissair-Niedergangs restrukturiert werden und baue den Personalbestand um 800 auf rund 2’800 Mitarbeiter ab, erklärt Beyeler. Dieser Zustand dürfte im Februar oder März erreicht sein. Falls die für die Übergangsphase benötigten 240 Mio. Franken nicht gefunden werden, müsse die SR Technics sofort in die Nachlass-Stundung. Dies hätte den Zusammenbruch des Geschäfts mit anderen Airlines zur Folge und würde die Entlassung von weiteren 2’200 Angestellten auslösen.

Zweites Grounding droht

Der Crossair sei die Bedeutung der Wartungsfirma durchaus bewusst. Von einem direkten Geldfluss könne aber nicht die Rede sein.

Die von der Swissair übernommenen Flugzeuge würden bei einer Nachlass-Stundung wohl am Boden bleiben. Ein zweites Grounding sei möglich. Dies würde das Aus der neuen nationalen Airline bedeuten, sagt Beyeler weiter. «Wir brauchen auf jeden Fall einen neuen Besitzer», die Zeit dränge.

Aber nicht nur bei einem finanziellen Kollaps der SR Technics steht alles still, und nicht nur bei ihr fehlt Geld. Auch die Firmen Atraxis und Swissport brauchen Finanzspritzen, um weiter zu machen.

Den kurzfristige Liquiditäts-Bedarf für die Firmen beziffert Dosé mit bis zu 300 Mio. Franken. Es müsse schnell etwas geschehen, sagte Dosé. Saniert wären die Firmen damit aber noch längst nicht.

Task Force «Luftbrücke» trifft sich

Wegen der finanziellen Probleme der SR Technics wird die Task Force «Luftbrücke» am kommenden Montag in Bern über deren Liquiditäts-Probleme diskutieren. Dies gab Crossair-Chef Andre Dose in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio DRS bekannt.

Die Crossair selber sei nicht in der Lage, der SR Technics Liquiditäts- oder Kapitalspritzen zu geben. Aus Sicht der Crossair müsse aber unbedingt verhindert werden, dass die Wartungstochter der Swissair-Gruppe ebenfalls in Nachlassstundung gehe, sagte Dose. Er erinnerte daran, dass SR Technics ein faktisches Monopol habe und dass es der Crossair nicht möglich sei, in kurzer Frist auf eine andere Firma auszuweichen.

Noch keine konkreten Kaufanträge für Swissair-Töchter

Im Zusammenhang mit dem angekündigten Verkauf von Tochter-Gesellschaften der Swissair Group seien bisher weder dem provisorischen Sachwalter noch den für den Verkaufsentscheid letztlich zuständigen Richtern konkrete Verkaufsanträge unterbreitet worden, gab der Sachwalter weiter bekannt. Verhandlungen laufen für den Verkauf von Swissport, Gate Gourmet, Nuance Group, Restorama, Rail Gourmet und Gourmet Nova.

swissinfo und Agenturen

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