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«Swissairs Benjamin»

Der Jung-Manager Nicolas Kümmerle in seinem Büro in Skopje. swissinfo.ch

Swissair und SAir-Group machten in letzter Zeit mit ihrem Milliarden-Verlust, dem Tiefflug ihres Aktienkurses und einem umstrittenem Management fast nur Negativ-Schlagzeilen. Trotz allem leistet die Swissair aber auch Positives. So zum Beispiel in Mazedonien.

28 Jahre alt ist er, der wohl jüngste Geschäftsführer einer Swissiar-Vertretung im Ausland. Vor knapp drei Jahren kam Nicolas Kümmerle nach Skopje, um eine Swissair-Filiale aufzubauen. Zuvor hatte er für die Schweizer Fluggesellschaft in Zürich gearbeitet und Vertretungen in Grossbritannien, Deutschland, Kamerun und Senegal gemacht.

Bei Null anfangen

«Am Anfang gibt es weder Büro noch Büromaterial. Alles muss organisiert werden, von der Dekoration bis zur Büroklammer. Auch mit den Behörden am Flughafen muss alles von A bis Z organisiert werden», erzählt Kümmerle.

Erstflug mit Werbeeffekt

Mit Inseraten in Zeitungen und Werbung am Fernsehen wurde zu Beginn auf die neue Swissair-Vertretung in Mazedonien aufmerksam gemacht. Firmen, Institutionen und Botschaften stattete der Jung-Manager Kümmerle persönlich einen Besuch ab, unterstützt von einem Team aus Zürich.

Bei ihrem ersten Flug in Mazedonien nahm die Swissair 80 Waisenkinder und behinderte Kinder auf eine einstündige Rundreise mit. «Der Werbeeffekt war gigantisch. Er verschaffte uns eine einwöchige Präsenz in den mazedonischen Medien», sagt Kümmerle.

Swissair ist in Mazedonien etabliert

Die Swissair-Niederlassung in Skopje beschäftigt acht lokale Mitarbeiter. Die Linie rentiere, sagt Kümmerle gegenüber swissinfo. Der Jahresumsatz beträgt 10 Mio. Franken. Das ist mehr als in Kroatien, Bosnien und Bulgarien und etwa gleich hoch wie in Albanien, Slowenien und Jugoslawien.

SAir-Zahlen waren ein Schock

Die Verlustzahlen, die am 2. April in Zürich veröffentlicht wurden, hätten alle Mitarbeiter schockiert, so Kümmerle: «Diese 2,9 Mrd. Franken Verlust sind für uns 290 Jahre Umsatz in Mazedonien. Das ist aussagekräftig genug.»

Sicherheit hat Vorrang

Während des Kosovo-Kriegs wurde der Flugbetrieb für drei Monate eingestellt. Nach der Krise kam es am kleinen Flughafen von Skopje wegen des massiven Ansturms teils zu chaotischen und unglaublichen Szenen. «Das sind immer sehr starke und beeindruckende Momente», so Kümmerle. Auch die kriegsähnlichen Ereignisse vor ein paar Wochen bekam die Swissair-Vertretung in Skopje zu spüren: «Wir hatten kaum mehr Passagiere nach Mazedonien, dafür waren die Maschinen nach Zürich voll.»

In politisch instabilen Ländern wie Mazedonien muss der Sicherheitsdienst in Zürich regelmässig informiert werden. Im Fall von Skopje passiere das zwei Mal am Tag, sagt der junge Geschäftsführer. «Ich hole mir meine Informationen über diplomatische Kanäle, über lokale Medien und verschiedene andere Instanzen.»

Etabliert hat sich nicht nur die Swissair

Die im Herzen Skopjes gelegene Swissair-Filiale hat einen guten Ruf. Dies wohl auch wegen des aufgeschlossenen und sympathischen Geschäftsführers, der auch während der Kosovo-Krise nie die Ruhe und Geduld verloren habe und stets freundlich sei, wie von verschiedenen Seiten verlautete.

Noch nie zuvor habe er ein so gutes soziales Netz gehabt, betont Nicolas Kümmerle. Er habe wunderbare Freunde gefunden und natürlich auch die Sprache gelernt. «Ich bin durchs ganze Land gereist und habe alle grösseren Ortschaften und Städte aufgesucht, um mit den Reisebüros Kontakt aufzunehmen. Ohne zu übertreiben kann ich behaupten, Mazedonien besser zu kennen als mancher Mazedonier.»

Und dass er im Rahmen des Rotationsverfahrens in ein, zwei Jahren vielleicht weg müsse, daran dürfe er gar nicht denken, sagt Nicoals Kümmerle nachdenklich.

Gaby Ochsenbein, Skopje

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