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UBS baut Position in China aus

Die Bank of China und die UBS haben eine strategische Partnerschaft beschlossen. Keystone

Mit einer Beteiligung von 1,6% oder 645 Mio. Franken steigt die Schweizer Grossbank UBS bei der Bank of China ein, der Nummer Zwei der Volksrepublik.

Gleichzeitig ist UBS-Rivalin Credit Suisse laut unbestätigten Meldungen mit Plänen für eine Beteiligung in derselben Höhe an der China Construction Bank gescheitert.

Die UBS und die Bank of China (BOC) hätten eine “strategische Partnerschaft” abgeschlossen, teilte die Schweizer Grossbank am Dienstag mit. Die Zusammenarbeit betreffe die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen im Investment-Banking und im Wertschriftenhandel in China.

“Wir erachten das Abkommen als eine natürliche Weiterentwicklung unserer langjährigen Beziehungen mit der Bank of China”, sagte UBS-Chef Peter Wuffli. Die Verbindung von Marke, Vertrieb und Kundenbasis der BOC mit den Produkten und der Erfahrung der UBS werde sehr leistungsstark sein.

“Die Beteiligung ist ein Teil des strategischen Ansatzes der UBS, die mit verschiedenen Initiativen das Wachstumspotenzial des chinesischen Marktes erschliessen will”.

Die UBS hatte bereits früher angekündigt, dass sie ihre Geschäfte in Asien ausbauen will. Im Juni gab sie bekannt, sie stehe in Verhandlungen mit der BOC.

Berichte über einen Einstieg bei einer chinesischen Brokerfirma hat die UBS nicht bestätigt.

Rückschlag für Credit Suisse

Die zweitgrösste Schweizer Bank wollte Agenturberichte über ihre gescheiterten Investitionspläne bei der China Construction Bank nicht kommentieren.

“Die Investition ist zu klein, um sich direkt auf den Jahresumsatz der UBS auszuwirken. Deshalb kann die Credit Suisse diese Entwicklung verschmerzen”, sagt Analyst Christoph Ritschard von der Zürcher Kantonalbank gegenüber swissinfo.

Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Volksrepublik ist in den letzten zehn Jahren durchschnittlich um 8% gewachsen. Auf der Liste der grössten Weltmärkte steht China heute an der 7. Stelle.

Der chinesische Bankensektor stünde aber immer noch hinter dem japanischen zurück. Zudem sei er wegen seines starken Wachstums unberechenbar, so Ritschard weiter.

UBS wie Credit Suisse wollten über den sicheren Weg kleiner Investitionen ein Stück des chinesischen Markts erobern. “Sie sind sich des Risikos bewusst und setzen dort auf längerfristige Strategien.”

Schritt für Schritt

Im Vergleich mit anderen Auslandbanken geht die UBS ihr China-Engagement in kleinen Schritten an. Bei der BOC ist sie nur Juniorpartner unter den Auslandbanken.

Die Royal Bank of Scotland und die in Singapur ansässige Temasek Holdings zum Beispiel haben sich beide mit 3,1 Mrd. Dollar bei demselben Institut eingekauft. Ebensoviel bezahlte die Bank of America für ihre Beteiligung an der China Construction Bank.

Auch Goldman Sachs, American Express und Allianz sollen für ihre 10-%-Tranchen an der Industrial & Commercial Bank of China ähnliche Beträge auf den Tisch gelegt haben.

Anders als die Konkurrenz geht die UBS jedoch ihr China-Engagement auf verschiedenen Ebenen an. “Das grosse Wachstumspotenzial wird mit verschiedenen Initiativen erschlossen”, sagte UBS-Sprecherin Sabine Wössner.

So betreibe die UBS in Peking eine Niederlassung für Vermögensverwaltung und halte eine 49%-Beteiligung an der Fondsgesellschaft China Dragon. Als erste Auslandbank überhaupt habe sie vor zwei Jahren einen Börsendeal in der Landeswährung abgeschlossen.

Börsengang mit UBS

Die UBS steht zudem vor einem Einstieg mit 210 Mio. Dollar (270 Mio. Franken) bei der Brokerfirma Beijing Securities. Entprechende Verhandlungen mit den Pekinger Behörden seien im Gange, bestätigte die UBS am Mittwoch.

Die Milliardenoffensive führender Westbanken im Reich der Mitte erfolgt im Hinblick auf die Öffnung des chinesischen Finanzsektors im nächsten Jahr. Als erste chinesische Bank hat die Bank of Communications die Öffnung vollzogen und den Schritt an die Hongkonger Börse gewagt.

Die BOC plant den Börsengang auf Anfang 2006. Die UBS hat sich das lukrative Mandat als Feder führende Bank beim Börsengang bereits gesichert. Kommt der Deal zu Stande, wird die UBS die erste ausländische Finanzinstitution mit einer Beteiligung an einem chinesischen Wertschriftenhaus.

swissinfo und Agenturen

Die wichtigsten chinesischen Banken sind die Bank of China (BOC), die Industrial and Commercial Bank of China, die China Construction Bank und die Agricultural Bank of China.

Die BOC ist die älteste Bank der Volksrepublik, sie wurde 1912 gegründet.

Wirtschaftsminister Joseph Deiss hatte im Juli bei einem Staatsbesuch in China versucht, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu verstärken.

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