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Gerresheimer erhöht nach robustem Quartal Prognose für Gesamtjahr

DÜSSELDORF (awp international) – Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer hat nach einem robusten zweiten Quartal seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr angehoben. Gestützt auf einen schwächeren Dollar, anziehende Geschäfte bei Kosmetik und Laborglas sowie ein weiteres solides Wachstum beim Hauptumsatzlieferanten Pharma sei im laufenden Geschäftsjahr ein Umsatzplus von drei bis vier Prozent im Kerngeschäft zu erwarten, teilte der MDax -Konzern am Mittwoch in Düsseldorf mit. Bisher war mit zwei bis vier Prozent eine etwas weitere Spanne angeben worden. Auch die Profitabilität dürfte sich besser als bisher erwartet entwickeln. Nun peilt der Konzern eine operative Ertragsmarge (EBITDA bereinigt) von 19,5 bis 20 (Vorjahr: 19,2) Prozent an. Bisher waren rund 19,5 Prozent veranschlagt worden. Die Aktie geriet nach kräftigen Gewinnen in den Vorwochen gleichwohl unter Druck.
“Unser Geschäft hat sich im zweiten Quartal sehr erfreulich entwickelt”, sagte der neue Unternehmenschef Uwe Röhrhoff. Der Umsatz erhöhte sich dank wieder anziehender Geschäfte bei den konjunkturnäheren Sparten Kosmetik und Laborglas um 1,7 Prozent auf 268,8 Millionen Euro. Ohne die verkauften technischen Kunststoffsysteme hätte sich den Angaben zufolge ein Plus von 6,8 Prozent ergeben. Drei Viertel des Umsatzes lieferte dabei das weiter solide wachsende Pharmageschäft. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um 18,5 Prozent auf 56,3 Millionen Euro. Die Ertragsmarge legte auf 20,9 (18,9) Prozent zu. Unter dem Strich erwirtschafteten die Düsseldorfer einen Gewinn von 11,2 (0,9) Millionen Euro. Alle Kennzahlen lagen über den Erwartungen der von dpa-AFX befragten Analysten.
Am Finanzmarkt war die Reaktion nach anfänglichen deutlichen Kursgewinnen aber eher verhalten. Die Aktien büssten in einem behaupteten Marktumfeld am Mittag 1,06 Prozent auf 28,189 Euro ein. Der Gesamtmarkt gab zeitgleich um 0,35 Prozent auf 8.376,57 Punkte nach. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktien seit Monatsbeginn in der Spitze um knapp 17 Prozent und damit doppelt so stark wie der Index der mittelgrossen Werte zugelegt hatten. Insgesamt zeigten sich Händler und Analysten von den Ergebnissen und der Anhebung des Ausblicks positiv überrascht. Unicredit-Expertin Silke Stegemann sprach von “starken Ergebnissen”. Diese Einschätzung vertrat auch WestLB-Analyst Michael Gorny. Aus Sicht von Equinet-Analyst Edouard Aubery liegen die nun etwas optimistischeren Ziele des Unternehmens insgesamt im Rahmen der Erwartungen.
“Der Bedarf an unseren Produkten in der Pharmabranche ist gewachsen, aber auch die Bereiche Kosmetik und Laborglas haben sich zuletzt verbessert”, sagte Röhrhoff. Auch für die Zukunft bleibt er für das Pharmageschäft zuversichtlich. Hier sei ein Umsatzwachstum zu erwarten. Die Marktentwicklung bei Kosmetik und Laborglas sei trotz erster Erholungstendenzen hingegen schwerer einzuschätzen, dämpfte er zu hohe Erwartungen. Im Kosmetikgeschäft scheine analog zu früheren Perioden konjunktureller Schwäche eine eher allmähliche Erholung der Nachfrage deutlich wahrscheinlicher als eine schnelle Aufwärtsbewegung. Im Laborglasgeschäft dürfte der Lagerabbau weiter abnehmen und sich die Nachfrage mittelfristig wieder erholen.
“Wir wollen weiter profitabel wachsen”, sagte Röhrhoff. Er werde die Globalisierung der Geschäfte vorantreiben. Gerresheimer solle weltweit als Nummer-Eins-Partner für die Pharma- und Gesundheits-Industrie positioniert werden. Neben organischem Wachstum sollen dabei auch zukünftig Zukäufe eine wichtige Rolle spielen. “Es gibt eine Reihe von Gelegenheiten”, ergänzte Finanzchef Hans-Jürgen Wiecha. Ob sich noch im laufenden Jahr ein Kauf realisiere, lasse sich aber noch nicht sagen. Typischerweise seien bedeutende regionale Spieler mit 30 bis 100 Millionen Euro Umsatz geeignete Ziele. Der Fokus liege dabei in den angestammten Geschäftsfeldern und in den Regionen Nordamerika sowie den Schwellenländern. Dort soll das Geschäft auch durch gezielte Investitionen – wie etwa in Brasilien durch die Insulinpen-Produktion – und damit durch organisches Wachstum gestärkt werden. Nach der Zurückhaltung bei Zukäufen in den vergangenen zwei Jahren im Zuge der Krise habe der Konzern “die Bremse gelöst”, bekräftigte Wiecha./jha/bgf/dct

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