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Salcia Landmann gestorben

Salcia Landmann - eine Expertin des ostjüdischen Kulturguts. swissinfo.ch

Die St. Galler Publizistin aus dem alt-österreichischen Galizien wurde unter anderem bekannt als Autorin des weltweiten Sachbuch-Bestsellers "Der jüdische Witz".

In der Nacht auf Donnerstag ist Salcia Landmann nun im Alter von 90 Jahren gestorben. Das teilte der Münchner Verlag Langen Müller Herbig mit.

Die Autorin hielt in vielen Büchern die versunkene Welt des Ostjudentums fest. Sie galt als Spezialistin für Jiddisch und in Sachen Witz und Weisheit jüdischer Kultur.

Landmann wurde am 18. November 1911 im damals österreichischen, heute ukrainischen Zolkiew als Tochter eines jüdischen Kaufmanns geboren. Während des Ersten Weltkriegs kam sie mit ihren Eltern nach St. Gallen in die Schweiz, wo sie auch bis zuletzt lebte.

Weltbestseller «Der jüdische Witz»

Sie studierte Philosophie, Kunstgeschichte, Psychologie und Jurisprudenz und promovierte über Martin Heidegger. Den Anstoss für ihr Lebenswerk erhielt sie, als ihr während eines Kant-Seminars spontan ein jüdischer Witz einfiel. «Es gibt keinen anderen Volkswitz, der auch philosophische Probleme aufgreifen kann», erkannte die Studentin.

Salcia Landmanns Sammlung «Der jüdische Witz» erreichte schon in den 70er Jahren hohe Auflagen. In der Folge arbeitete sich die Autorin immer tiefer in jüdische Kultur und Geschichte ein, veröffentlichte Anthologien mit Anekdoten und Sprichwörtern, Essays und Kochbücher, dazu zahlreiche Zeitungsartikel.

Nekrolog auf den jüdischen Witz

Dabei interessierten sie nicht nur die heiteren Seiten jüdischen Lebens. «Mich trieb vor allem die Frage, wie der Hass auf die Juden entstanden ist», bekannte sie einmal. Ihre pessimistische Antwort: «Die Quelle ist das Neue Testament. Antisemitismus wird es geben, solange es Christentum gibt.»

Auch im hohen Alter legte die Autorin die Feder nicht zur Seite. In dem Buch «Der jüdische Witz und sein Tod» (1996) gab sie ihrem grossen Thema allerdings keine Zukunft mehr: «Der jüdische Witz setzt eine grosse religiöse Bildung voraus, wie sie heute nur noch Fundamentalisten mitbringen – und die haben keinen Humor», meinte Landmann.

In den letzten Jahren erschienen unter anderem «Als sie noch lachten. Das war der jüdische Witz» (1997) sowie «Koschere Köstlichkeiten» (2000).

swissinfo und Agenturen

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