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Die Schweiz, ein Riese im globalen Handel mit Kaffee

Des collaborateurs testent la qualité du café soluble Nescafe dans l usine de Nestle à Orbe.
Mitarbeitende testen die Qualität des wasserlöslichen Nescafés im Nestlé-Werk in Orbe. Keystone

Die 77 Mitgliedstaaten der internationalen Kaffeeorganisation und dutzende Vereine feiern den dritten internationalen Tag des Kaffees. Für die Schweiz hat dieses Getränk eine ganz besondere Bedeutung. Die Kaffee-Exporte übertreffen jene von Produkten wie Käse oder Schokolade, die üblicherweise mit dem Land in Verbindung gebracht werden.

Auf den ersten Blick scheint die Schweiz mit Kaffee nicht viel zu tun zu haben. Tatsache ist allerdings, dass das Land zu einem Giganten im Kaffee-Geschäft geworden ist.

In einem Gespräch mit dem Westschweizer Radio RTS fasste Cyrille Jannet, Vizepräsident der Schweizerischen Kaffeehändlervereinigung, die Situation letztes Jahr folgendermassen zusammen: “Die Mehrheit der Kaffeehändler sind in der Schweiz präsent. Das trifft auch für grosse Industrienamen wie Nestlé oder Nespresso sowie für die wichtigsten Logistikfirmen innerhalb der Handelskette wie dem Überseetransport zu. Dadurch ist die Schweiz zur Drehscheibe im Kaffeehandel geworden, und zwar vom Grosshandel bis zur Industrieproduktion.”

Insbesondere dank ihres günstigen Steuerwesens und ihrer zentralen Lage in Europa beheimatet sie eine bedeutende Zahl aktiver Gesellschaften des Rohstoffhandels (Gold, Erdöl). Dazu gehört auch Kaffee. Sechs der weltweit wichtigsten Händler sind in der Genfersee- oder der Region Zürich niedergelassen. Präzise Zahlen sind, wie so oft im Rohstoff-Geschäft, nicht verfügbar. Aber verschiedene Quellen schätzen, dass insgesamt 60 bis 75% des Kaffee-Handels in der Schweiz abgewickelt werden und 1% des BIP ausmachen.

Mehr als Schokolade

Präziser sind die Zahlen über das Volumen und den Wert der Kaffee-Importe, weil es sich um reelle Produkte handelt, welche die Grenze überschreiten. Der vorletzte Jahresbericht der Eidgenössischen Zollverwaltung von 2015 über den Schweizer Aussenhandel war besonders der Nahrungs- und Genussmittelbranche gewidmet, die 4% der Schweizer Exporte ausmachte. Laut dem Bericht war Kaffee mit einem Wert von 2,1 Mrd. Franken das “Hauptprodukt”, was rund einem Viertel (25,8%) der Verkäufe dieser Branche entsprach.

Zum Vergleich: Die Kaffee-Exporte sind bedeutender als jene von Schokolade und Käse, die sonst mit der Schweiz in Verbindung gebracht werden.

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Die Zollstatistik zeigt auch, dass die Kaffee-Exporte innerhalb von 10 Jahren stark zugenommen haben. Das hängt insbesondere mit dem weltweiten Nachfrage-Boom für Kaffee in Kapseln zusammen. Der Branchenführer Nespresso produziert seine Kapseln ausschliesslich in drei Werken in der Schweiz (Avenches, Romont und Orbe).

Deutlich kleiner ist der Wert der Kaffee-ImporteExterner Link: Im letzten Jahr hat die Schweiz 139’238 Tonnen Kaffee im Wert von 379 Mio. Franken importiert. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Brasilien (29%) und Kolumbien (17%).

Grosse Konsumentin

Die Schweiz belegt in der Statistik nicht nur beim Handel und in der Produktion einen Spitzenplatz. Ihre Bewohner gehören gemäss den Zahlen der internationalen Kaffee-OrganisationExterner Link auch zu den weltweit bedeutendsten Konsumenten. 

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(Übertragung aus dem Französischen: Peter Siegenthaler)

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