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Kampf gegen die Armut führt über das Klima

In der Nähe des Pastoruri-Gletschers in den Anden: Auch in Peru schmilzt das ewige Eis schnell. Keystone

Das Klima ist auch für die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) zu einem zentralen Thema geworden. Die Folgen des Klimawandels treffen die Ärmsten besonders hart.

Die Projekte müssten entsprechend angepasst werden, forderte Deza-Direktor Walter Fust an der Jahresmedienkonferenz in Bern.

Das Klimaproblem werde zunehmend als zentrales Entwicklungsproblem wahrgenommen, sagte Fust, der im kommendenn April aus Altersgründen zurücktritt.

Da der weitere Ausbau der Energie-Versorgung für die Entwicklungsländer essenziell sei, könnten diese im Unterschied zu den Industrieländern den absoluten Wert ihrer Emissionen nicht senken, sondern lediglich deren Wachstum durch verbesserte Effizienz und vermehrten Einsatz von CO2-armen Technologien limitieren.

Sicherheit und Ernährung gefährdet

Für den vermehrten Transfer solcher Technologien schlug Fust ein multilaterales Abkommen zum Abbau von Zollschranken, Finanzierungshilfen und differenzierter Preisgestaltung vor.

Fust fügte an, die von Menschen verursachten Naturkatastrophen wie der Anstieg des Meeresspiegels, die Gletscherschmelze, stärkere Unwetterkatastrophen und Dürren hätten auch direkte Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit etwa südlich der Sahara.

Dort sollen gemäss dem UNO-Klimarat IPCC bis 2020 zusätzlich 350 bis 600 Millionen Menschen von Wasserknappheit betroffen sein, was zu Ernteausfällen um bis zu 50 Prozent und einer kritischen Abnahme der bebaubaren Agrarfläche führen würde.

Folgen evaluieren

Die Deza hat deshalb laut Fust begonnen, die spezifischen Klima-Verletzlichkeiten in ihren Partnerländern in Betracht zu ziehen und systematisch in die Projekte einzubeziehen. Was dies konkret bedeutet, wurde an zwei Projekten in Peru und in Asien gezeigt.

In den peruanischen Anden soll in den kommenden Jahren unter Einbezug der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und des lokalen Wissens die klimatische Anfälligkeit verringert werden.

In Asien transferiert die Deza seit 15 Jahren die Technologie eines chinesischen Backsteinofens nach Indien sowie neu auch nach Nepal, Vietnam und Afghanistan.

Der Ofen ist laut DEZA der effizienteste Backsteinofen überhaupt, falls er optimal betrieben wird. Allerdings erforderte der Transfer massive Anpassungen und Verbesserungen, da die Öfen die Gesundheit der Arbeiter durch inakzeptable Rauchentwicklung gefährden.

Reichbefrachtetes Programm

Die künftige Strategie der Deza wird laut Fust durch drei grosse internationale Konferenzen mitgeprägt. An der Konferenz von Accra im September 2008 werden die Mechanismen evaluiert, die bei der Verwaltung der Hilfe zur konkreten Harmonisierung zwischen Geber- und Empfängerländern eingeführt worden sind.

Die Konferenz von Doha im November/Dezember 2008 legt die Basis zum Monitoring des Monterrey-Konsenses über die Entwicklungsfinanzierung.

Der Gipfel von Kopenhagen 2009 schliesslich soll zu einer weltweiten Vereinbarung über die Reduktion der CO2-Emissionen nach dem Ablauf des Kyoto-Protokolls 2012 führen. Zudem sollen Mittel für den Klimaschutz über die im Rahmen der Entwicklungshilfe zugesprochen Gelder hinaus bereitgestellt werden.

Unter ein Dach

Walter Fust äusserte sich auch zur Reorganisation der Entwicklungszusammenarbeit innerhalb der Administration des Bundes, indem er sich für ein einziges Bundesamt für Entwicklungszusammenarbeit aussprach. Dieses solle unter dem Dach des Aussendepartements (EDA) befinden, forderte Fust.

“Die Schweiz kann es sich in Zukunft nicht mehr leisten, die Entwicklungszusammenarbeit zu verzetteln” in verschiedenen Departementen und Ämtern, sagte Fust. Dies sei ineffizient und viel zu teuer.

swissinfo und Agenturen

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ist die Agentur für internationale Zusammenarbeit im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

Sie ist zuständig für die Gesamtkoordination der Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit mit andern Bundesämtern sowie für die humanitäre Hilfe der Schweiz.

Sie erbringt ihre Leistungen mit rund 620 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im In- und Ausland sowie 1000 lokalen Angestellten. Das Jahresbudget betrug 1,3 Mrd. Franken (2006).

Die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich auf 14 Schwerpunktländer und 7 Sonderprogramme im Mittleren Osten, in Afrika, Asien und Lateinamerika.

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