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Brand bei Ciba in Schweizerhalle glimpflich ausgegangen

Für die Bevölkerung bestand beim Chemiebrand keine akute Gefahr, betonten die Behörden. Keystone

In Schweizerhalle BL hat sich am Donnerstag-Morgen (26.07.) in einem Gebäude der Ciba Spezialitätenchemie eine Explosion ereignet. Beim Löschen des folgenden Brandes wurden 21 Feuerwehrleute leicht verletzt. Bevölkerung und Umwelt waren nicht in Gefahr.

Die 21 verletzten Feuerwehrleute erlitten leichte bis mittelschwere Verätzungen. Sie wurden durch Säure und Lauge verletzt, die aus geschmolzenen Leitungen austrat. Betroffen waren schwach geschützte Hautpartien an Hals und Handgelenken. Die Verletzten konnten vor Ort dekontaminiert und ambulant behandelt werden.

Über 200 Personen von Firmen- und Gemeindefeuerwehren sowie von Polizei und Sanität waren insgesamt im Einsatz.

Ruhender Reaktorkessel

Laut Ciba-Angaben explodierte um 5.05 Uhr ein Reaktorkessel in der vierten Etage des Ciba-Produktionsgebäudes 2047 für Additive, nachdem er sich aus noch unbekannten Gründen erhitzt hatte. Dies führte zum Brand in allen Stockwerken. Im Reaktor werden Chemikalien für die Kunststoff-Industrie hergestellt.

Der vier Kubikmeter grosse Reaktor samt rund 2’550 Litern Chemikalien darin ruhte seit acht Wochen, weil das betreffende Produkt derzeit nicht hergestellt wird. Solche «Haltephasen» sind gemäss dem Gebäude-Verantwortlichen üblich und normalerweise risikolos.

Zum Zeitpunkt des Brandausbruchs waren 20 Personen im Gebäude; zwei davon arbeiteten am betreffenden Reaktor. Sie alle konnten den Bau rechtzeitig verlassen und Alarm schlagen.

Ungiftiger Gestank

Die ausgerückte Feuerwehr hatte den Brand zwar gegen 7 Uhr weitgehend unter Kontrolle. Kleinere Brandnester im Bau hielten sie jedoch noch Stunden später auf Trab. Auch der Reaktor selbst brannte im Inneren noch länger und musste gekühlt werden.

Laut Firmenangaben ist alles Löschwasser gefasst worden. Zudem waren Messtrupps in der Umgebung bis nach Deutschland unterwegs. Sie konnten aber keine relevanten Werte feststellen. Nur eine Lokalstrasse neben dem Werk wurde kurzzeitig vorsichtshalber gesperrt; sonst lief der Verkehr normal.

Auf Grund des Sommerwetters stiegen die Rauchgase des Brandes zuerst schnell auf etwa 500 Meter Höhe. Als sie später niedersanken, stank es etwas in Muttenz und Münchenstein. Laut dem Baselbieter Sicherheits-Inspektorat waren jedoch die Schadstoffwerte «null». Proben für Laboranalysen wurden genommen.

Vorsichtshalber war um etwa 5.30 Uhr via regionale Radios die Bevölkerung im Bereich Muttenz aufgefordert worden, die Fenster zu schliessen. Die Entwarnung folgte um 7 Uhr. Polizeiautos mit Megaphonen hatten Behörden wie Ciba für unverhältnismässig betrachtet, wie es an einer Medienkonferenz vor Ort hiess.

Noch ist der gesamte Schaden nicht exakt bezifferbar, es soll jedoch Millionenschaden entstanden sein, so die Verantwortlichen.

Erinnerungen an 1986

Unweit des aktuellen Brandherdes war 1986 ein Lagerhaus niedergebrannt, was als «Katastrophe von Schweizerhalle» Geschichte machte. Über der ganzen Region lag damals beissender Gestank und die Flammen waren kilometerweit zu sehen. Brennende Fässer flogen meterhoch in die Luft. Weil das Löschwasser des damaligen Chemiebrand den Rhein verseuchte, kam es zu einem massenhaften Fischsterben.

swissinfo und Agenturen

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