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Die Alpen – der Gipfel der Perfektion

Das Matterhorn von Hiroyuki Masuyama, 2004. Kunsthaus Zürich

Die Faszination des Menschen für die Alpen ist Thema einer neuen Ausstellung im Kunsthaus Zürich.

Über 300 Werke von Künstlern, Wissenschaftern und Abenteurern zeigen, wie die eindrucksvolle Bergkette die Menschen über Jahrhunderte hinweg inspiriert, aber auch eingeschüchtert hat.

Die Ausstellung “In den Alpen” präsentiert die Symbolik der Alpenwelt vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Zu sehen sind kartographische Reliefs, frühe touristische Fotografien, Plakate und Malereien. Darunter sind Arbeiten prominenter Hobby-Maler wie Winston Churchill ausgestellt neben Werken grosser Maler wie des Briten William Turner oder des Schweizers Ferdinand Hodler.

Die Ausstellung widmet sich nicht nur der berühmten Gebirgskette, sondern will einen breiten Einblick in die Welt der Alpen vermitteln, die sich über 1200 Kilometer von Frankreich bis Slowenien erstrecken.

“Die Geschichte und Wahrnehmung der Alpen, die im Herzen Europas liegen, geht viel weiter als die üblichen Klischees”, sagt Cathrine Hug, Mit-Kuratorin der Ausstellung, gegenüber swissinfo.

Die Schau beginnt denn auch mit einer etwas überraschenden Vision der Alpen, die fast wie eine karge Mondlandschaft ohne menschliche Präsenz erscheint.

“Bevor das Bergsteigen anfangs 18. Jahrhundert geboren war, hatten die Menschen Angst vor den Berggipfeln. Sie hielten sie für unpassierbar und wagten es nicht, ihnen zu trotzen, weil sie sie als Ausdruck göttlichen Willens betrachteten”, erklärt Hug.

Wahrnehmung ändert sich

Diese mystische Sicht hielt sich über viele Jahrhunderte aufrecht. Aber mit der Zeit interessierten sich die Menschen für andere, wissenschaftliche Aspekte wie zum Beispiel die Flora und Fauna der Alpen.

Ein gutes Beispiel dafür ist ein Buch von Konrad Gessner über Bergvögel aus dem 17. Jahrhundert, das älteste Objekt im Zürcher Kunsthaus.

Ein Grossteil der Ausstellung ist den künstlerischen Visionen der Alpen gewidmet. Das Alpenglühen, ein Naturphänomen während der Dämmerung in den Alpen, wurde von mehreren Malern eingefangen.

Ein weiteres beliebtes Sujet ist das Leben in den Alpen, von der allgegenwärtigen Heidi und Matterhorn-Bildern bis zu einheimischen Trachten und Volksfesten wie zum Beispiel das Unspunnen-Fest bei Interlaken im Berner Oberland.

Auch der Zugang von Wissenschaftern, Geologen und Kartographen wird in Zürich anhand sorgfältiger Arbeit gezeigt, so zum Beispiel das Vermessen und Kartographieren der Alpen.

Auch die Rolle der Alpen in der militärischen Verteidigung ist ein Thema. “Der Berg als eine Festung, als Schutz vor Eindringlingen und des Rückzugs”, sagt Catherine Hug und weist damit auf die Rolle der Berge in der schweizerischen Verteidigungs-Strategie während des Zweiten Weltkriegs hin.

“Gleichzeitig werden die Alpen aber auch zur Verbindung von Nord- und Südeuropa”, fügt die Kuratorin an. Dies veranschaulicht eine Skulptur eines Bergtunnels von Thomas Schuttel.

Tourismus

Eine weitere Sektion ist dem Tourismus in den Alpen gewidmet. Aufgezeigt wird, wie der Beginn des Bergsteigens im 18. Jahrhundert für die lokale Wirtschaft förderlich war und den Alpen zu internationalem Ruf verhalf.

Jedoch war nicht jede Art von Tourismus positiv. Ein Gemälde von Charles Hamilton Smith stellt den schrecklichen Bergsturz von Goldau von 1806 dar, bei dem über 400 Menschen ums Leben kamen.

Zu sehen sind Leute, welche die Unglückstelle beäugen: ein frühes Beispiel für “Katastrophen-Tourismus”.

Auch gegenwärtige Trends vom Wandern bis hin zu Wellness-Ferien sind in einer Reihe von Plakaten ausgestellt.

“Die Alpenregion wurde als ein Paradies auf Erden beschrieben”, sagt Hug. Und wie die Ausstellung zeigt, lebt der legendäre Ruf der Alpen weiter.

swissinfo

Die Ausstellung “In den Alpen” ist bis am 2. Januar 2007 im Kunsthaus Zürich zu sehen.

Ausgestellt sind über 300 Werke von 138 Künstlern und Wissenschaftern vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Die Alpen sind die älteste und eindrücklichste Gebirgskette Europas. Sie ziehen sich über eine Distanz von 1200 km und bedecken eine Fläche von 300’000 km2.

Der Mont Blanc ist mit 4819 m der höchste Gipfel der Alpen. Er wird oft das Dach Europas genannt.

Die Alpen liegen im Herzen Europas und ziehen sich über 8 Länder hinweg: Schweiz, Österreich, Deutschland, Liechtenstein, Frankreich, Monaco, Italien und Slowenien.

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