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Expo 64-Architekt Camenzind gestorben

Der Architekt an einer Retrospektive seiner Arbeit an der ETH Zürich im Jahre 1996. Keystone Archive

Der Tessiner Architekt Alberto Camenzind ist im Alter von 90 Jahren verstorben. Er starb am Mittwoch in Astano im Tessin, wie seine Familie am Samstag mitteilte.

Der Öffentlichkeit bekannt wurde er als Co-Direktor und Chef-Architekt der Expo 64.

In einem Nachruf im Tessiner «Giornale del popolo» vom Samstag zollt der Schweizer Star-Architekt Mario Botta dem verstorbenden Camenzind hohen Respekt: «Er war einer der Pioniere der modernen Architektur.» Die Beisetzung findet am Montag in Lugano statt.

Baumeister der Expo 64

Zusammen mit Paul Ruckstuhl und Edmond Henry entwarf Camenzind für die Expo 64 in Lausanne ein thematisches Programm mit «mehrzelligen Ausstellungszentren». Diese sollten für eine moderne und weltoffene Schweiz stehen. Für den «Weg der Schweiz» – das «Rückgrat» der Expo 64 – war Camenzind allein verantwortlich.

Nach der Expo wurde Camenzind 1965 als Professor an die ETH Zürich berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1981 wirkte.

Kritik: monoton und unmenschlich

Während dieser Zeit entwarf Camenzind auch zwei markante Grossbauten in Genf: das Centre International de Conférence CICG (1969-73; zusammen mit André Gaillard) und vor allem das Bureau International du Travail BIT (1965-75; zusammen mit Eugène Beaudoin und Pier Luigi Nervi).

Das BIT war damals der grösste Bürokomplex der Schweiz, dominiert von einem 200 Meter langen und 50 Meter hohen Hochhaus. Dem Zeitgeist entsprechend wurde es bei seiner Einweihung als monoton und unmenschlich kritisiert.

Eines der letzten Projekte Camenzinds war das Quartier Maghetti in Lugano (1975-84).

Zuerst Villen und Häuser

Nach dem Studium an der ETH Zürich und der Mitarbeit in den Ateliers seiner Lehrer Otto Rudolf Salvisberg und William Dunkel hatte der junge Architekt 1942 in Lugano sein eigens Büro eröffnet. Vorerst baute Camenzind vor allem Häuser und Villen.

Eines der bekannteren Objekte war das «Haus Gmür» in Brissago (1962/63). Wie bei früheren Villenprojekten kombinierte Camenzind hier Sichtbeton und Bruchsteinmauerwerk. Als ersten öffentlichen Auftrag baute Camenzind 1958 das Gymnasium Bellinzona.

Es folgten weitere Grossaufträge, so das Studio des Radio della Svizzera Italiana (RSI) in Lugano (1958-61; zusammen mit Augusto Jaeggli und Rino Tami) und der Sitz von Alfa Romeo in Agno (1963).

swissinfo und Agenturen

Alberto Camenzind

Geboren 1914 in Lugano

1942 Architektur-Büro im Tessin

1959 – 1964 Chef-Architekt Expo 64

1965 – 1981 ETH-Professor

2004 gestorben in Astano

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