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Goldener Leopard geht nach Mexiko

Der Mexikaner Enrique Rivero mit seinem Goldenen Leopard. Fotofestival / Pedrazzini

Am 61. Filmfestival Locarno gewann dieses Jahr der Mexikaner Enrique Rivero den internationalen Wettbewerb mit seinem Film "Parque Viá". In der Sektion "Cinéastes du présent" siegte der Schweizer Beitrag "La Forteresse".

Der zum besten Film gekrönte mexikanische Film des 32-jährigen
Regisseurs Enrique Rivero beschreibt anhand eines Einzelschicksals
das Elend einer ganzen Bevölkerungsschicht, und zwar gestützt auf
die wahre Lebensgeschichte des Hauptdarstellers Nolberto Coria. Der Film erhielt auch den Preis der Filmkritiker (Fipresci).

Der Schweizer Dokumentarfilmer Fernand Melgar begleitet in seinem Film “La Forteresse” Asylsuchende im Empfangszentrum Vallorbe im Kanton Waadt während ihres schwierigen Aufnahme-Verfahrens. Sie sei “froh, dass wir diesen Film haben”, sagte Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf nach der Premeiere.

Der Publikumspreis, mit dem ausschliesslich auf der Piazza gezeigte Filme geehrt werden, ging wie erwartet an Garth Jennings herzerwärmende Komödie “Son of Rambow”. Insgesamt wurden über zwei Dutzend Preise vergeben.

Goldene Leoparden in der Hauptsektion erhielten Denis Côté (Kanada, “Elle veut le Chaos”) für die beste Regie, Ilaria Occhini (“Mar Nero”) als beste Darstellerin und Tayanç Ayaydin (Kasachstan, “The Market”) als bester Darsteller.

“33 Sceny z Zycia” (Polen) erhielt den Spezialpreis der Jury. Pan Jianlins “Liu Mang De Sheng Yan” (China) und Noh Young-seoks “Daytime Drinking” wurden mit lobenden Erwähnungen bedacht.

Preise für Wahl- und andere Schweizer

Der Preis für das beste Erstlingswerk ging an “März” des Österreichers und Wahlschweizers Händl Klaus. In der Schweizer Sektion des Wettbewerbs “Léopards de demain” erhielt Julien Rouyets “La Délogeuse” einen Goldenen und Lorenz Merz’ “Un Dia y Nada” einen silbernen Leoparden. In der Schweizer Kurzfilmsektion gewann “Au Café Romand” von Richard Szotyori.

Zahlenmässig am meisten Preise erhielt die russisch-deutsche Produktion “Yuriev Den”. Die berührende Geschichte einer Operndiva, die durch den Verlust ihres Sohns zu Wohltäterin reift, erhielt drei Nebenpreise, darunter den der Jugendjury.

Der erstmals vergebene Variety Piazza Grande Award ging an die schräge isländische Komödie “Back Soon” von Solveig Anspach. Die Aufführung dieses Films schloss am Samstagabend das zehntägige Festival ab.

Solari will nicht mehr Stars und Glamour

Unzufrieden zeigte sich Festivaldirektor Marco Solari wegen der vielen verregneten Abende auf der Piazza Grande. Solari befürchtet deswegen einen happigen Verlust in der Grössenordnung von gegen 100’000 Franken, was das kleine Filmfestival Locarno Nahe an ein Defizit bringen könnte.

“Wir verlieren jeden Abend 30’000 bis 40’000 Franken, wenn es nicht vor 17.00 Uhr aufhört zu regnen”, sagte Solari in der “Samstagsrundschau” von Radio DRS. Sorgen bereitet dem Festivaldirektor auch, dass Locarno immer grössere Konkurrenz erhält. Konzessionen an die inhaltliche Qualität will Solari deswegen aber nicht eingehen und erteilte etwa Forderungen nach mehr Stars und Glamour eine Absage.

swissinfo und Agenturen

Das 61. Filmfestival Locarno fand vom 6. bis 16. August statt.

Auf der Grossleinwand auf der Piazza Grande wurden 20 Filme gezeigt. 18 Filme liefen im internationalen Wettbewerb. Insgesamt waren am Festival 372 Filme zu sehen.

Rund 50 Schweizer Werke wurden am Festival gezeigt. Der Tag des Schweizer Films fand am 12. August statt.

Das grösste Filmfestival der Schweiz hat im Vergleich mit ausländischen Festivals mit 11,1 Mio. Franken ein relativ bescheidenes Budget.

Der Bund hat letztes Jahr zwar die Subventionen von jährlich 1,2 Mio. auf 1,35 Mio. Franken leicht aufgestockt. Das reicht jedoch kaum, um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten.

Am letzten Festival-Tag gab es noch eine Markeeting-Aktion: Die Lufthansa Tochter Swiss hat einen Airbus A320 zu Ehren des Filmfestivals auf den Namen “Locarno” getauft.

Stadtpräsidentin Carla Speziali nahm den Taufakt in Anwesenheit von Filmfestival-Präsident Marco Solari vor.

Die Zeremonie fand in Abwesenheit des Täuflings symbolisch im Castellato Visconteo nahe der Piazza Grande in Locarno statt.

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