
Lichter des Orients

Kunst im Untergrund. Nebst den alten Kulturen des Mittelmeerraums Griechenland und Rom ist nun auch Ägyptens Kunst in einem grossen unterirdischen Erweiterungsbau in Basel untergebracht. Somit ist das Antikenmuseum Basel Hüterin der grössten ägyptischen Sammlung in der Schweiz. Dem Publikum zugänglich sind die antiken Schätze ab dem 26. Juni.
«Kunst, Raum, Geld», seien die drei Pfeiler auf denen die neue Sammlung stehe, erklärte Peter Blome, Direktor des Antikenmuseums Basel und Sammlung Ludwig.
Kunst: Nach der erfolgreichen Ausstellung «Ägypten – Augenblicke der Ewigkeit» im Jahre 1997 fiel der Entscheid eine eigene Ägyptenabteilung zu gründen.
Raum: Wohin gehen, wenn kein Raum für Um-, An- oder gar einen Neubau gegeben ist? Ganz einfach, in den Untergrund.
Geld: Mit satten 4, 1 Millionen sponserte die UBS den Erweiterungsbau des Museums. Und setzte damit gleichzeitig ein Zeichen zum zweiten Hauptsitz der Bank.
Nofretetes Dornröschenschlaf
Obwohl die ägyptische Sammlung des Antikenmuseums Basel nicht historisch gewachsen ist, präsentiert sie nun den umfassensten Querschnitt ägyptischer Kunst in der Schweiz. Vorher waren einzig im Musée d’art et d’histoire in Genf und im Musée d’art d’ethnographie in Neuenburg Osiris, Horus und weitere Götter zu bewundern.
Möglich machte dies der Konservator André Wiese. Er führte zusammen was in acht Schweizer Museen – von Zürich bis Lausanne – teilweise seit hundert Jahren im Keller schlummerte. Schätze und Kostbarkeiten, die mengenmässig zu klein waren um jeweils eine eigene Abteilung zu realisieren. Hinzu kamen die zahlreichen Leihgaben aus Privatsammlungen, and last but not least: das British Museum.
Das British Museum, welches nebst Kairo, die weltgrösste ägyptische Sammlung ihr eigen nennt, stellte Basel 16 hochkarätige Leihgaben zur Verfügung. Grosse, beeindruckende Skulpturen, steingewordene Zeugen jener Epoche, die so sehr fasziniert. Zum Beispiel die «Thronende Sachmet», eine löwenköpfige Göttin, fast 1.70 Meter gross, aus Granodiorit und mehr als dreitausend Jahre alt.
Über fünftausend Jahre reicht die Zeitspanne der ausgestellten Objekte. Parfümflaschen aus orangefarbenem gebrannten Ton, Halsketten aus rotem Karneol und Jaspis, der Kopf der Königin Nofretete aus Kalkstein, Skarabäen grün glasiert, Zaubermesser aus Nilpferdzahn alles von auserlesenen Kunsthandwerklichkeit. Formvollendende Schönheiten.
Die ägyptische Kunst fasziniert. Immer noch und immer wieder. Der unterirdische Bau der Architekten Alioth Langlotz Stalder Buol überzeugt durch seine raffinierte Schlichtheit und vermag den Objekten Raum zu geben. Nebst den alten Griechen und den alten Römern haben nun auch die alten Ägypter einen Platz im Basler Museum, in der Schweiz.
Und damit Besuchende sich richtig einstimmen können, fährt das «Trämli Nr. 2» künftig mit einem Göttertempel-Relief bemalt, durch die Strassen von Basel.
Brigitta Javurek

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch